Nach dem BrexitBriten in Rhein-Berg wollen für immer bleiben

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Rhein-Berg – Wie geht es weiter für die Briten, die im Rheinisch-Bergischen Kreis leben und arbeiten? Für viele war die Entscheidung ihrer Landsleute, bei dem Referendum im Juni für einen Austritt aus der Europäischen Union zu stimmen, ein Schock. Jetzt zeigen sich überraschende Nachwirkungen.

Nach der jüngsten verfügbaren Statistik von IT.NRW für das Jahr 2015 leben und arbeiten an Strunde und Sülz immerhin 346 Menschen aus dem Vereinigten Königreich, also aus England, Wales, Schottland und Nordirland. Und unter ihnen gibt es seit dem Brexit-Votum eine überraschende Entwicklung: Viele erkundigen sich nach der Möglichkeit, deutsche Staatsbürger zu werden oder zumindest die doppelte Staatsbürgerschaft zu erwerben. In dem knappen Monat seit Bekanntgabe des Ergebnisses des Referendums haben sich immerhin rund 50 Briten nach den Modalitäten für die deutsche Staatsbürgerschaft oder auch für die doppelte Staatsbürgerschaft erkundigt.

Folgen für die Freizügigkeit von Arbeitnehmern 

Klar ist: Der „Brexit“ – also die eigentliche Trennung – steht noch bevor. Die Politik, die EU und die neue Regierung in London, haben bislang nicht einmal mit den eigentlichen Verhandlungen darüber begonnen. Damit ist vorerst völlig unklar, welche Folgen für die Freizügigkeit von Arbeitnehmern aus London oder Manchester drohen, wenn die Trennung vollzogen ist.

Bislang konnten sich die Staatsbürger des Vereinten Königreichs in jedem Land der Europäischen Union frei niederlassen, um dort zu leben oder zu arbeiten. Kate, die in Overath arbeitet, gehört zu denjenigen, die sich kürzlich nach der Möglichkeit einer deutschen Staatsbürgerschaft erkundigt haben. „Auch ich bin diesen Weg gegangen“, sagt sie. Sie arbeitet seit immerhin rund 20 Jahren in Deutschland.

Mit Deutschem verheiratet

Eine zweite befragte Britin im Kreis, ebenfalls mit dem Vornamen Kate, ist seit rund 12 Jahren hier in der EDV-Branche beschäftigt. Sie ist mit einem Deutschen verheiratet und habe sich deswegen bislang keine Gedanken über den Wechsel der Staatsbürgerschaft gemacht, sagt sie auf Nachfrage.

Vor dem Brexit-Votum war die Zahl der Anträge und Anfragen auf Einbürgerung von Briten stets überschaubar. Derzeit lägen etwa kreisweit gerade einmal zwei Anträge auf Einbürgerung vor, so Pressesprecher Alexander Schiele. Wie ungewöhnlich die Zahl von allein 50 Anfragen in Rhein-Berg ist, verdeutlicht die Einbürgerungsstatistik 2015. Danach erhielten landesweit 26 573 Menschen neu den deutschen Pass. Fast jeder Vierte stammt aus der Türkei, größere Kontingente kommen auch aus Polen und dem Kosovo. Dagegen erhielten in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2015 gerade einmal 132 Menschen aus dem Vereinigten Königreich die deutsche Staatsbürgerschaft. Wie es jetzt aussieht, könnten diese Zahlen bald erheblich steigen.

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