Natur im Rheinisch-Bergischen KreisKnorrige Eichen mit einem Klick entdecken

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Rhein-Berg – Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. In Sachen „Altbaumfinder NRW“ ist aber genau das Gegenteil der Fall – zumindest im Rheinisch-Bergischen Kreis. In dieser Datenbank des Landesumweltministeriums ist gerade mal ein schützenswerter Baum aus dem südlichen Kreisgebiet verzeichnet: eine Rotbuche in Bergisch Gladbach. Ist der Rheinisch-Bergische Kreis also eine Wüstenei? Wohl kaum. Vielmehr ist die Datenbank offenbar noch so unbekannt, dass sie bislang noch erhebliche Lücken aufweist.

Das soll sich nun ändern. Der Altbaumfinder NRW ist nämlich mit der Absicht eingerichtet worden, dass er von den Bürgern selbst befüllt wird. Das bedeutet: Jedermann kann zu diesem Zweck Bäume in die Listen eintragen, die er oder sie für besonders schützenswert hält.

Das ganze Projekt ist allerdings nicht zu verwechseln mit dem Baumkataster der Städte und Gemeinden. Dieses soll vielmehr dazu dienen, die Pflanzen quasi von Amts wegen zu schützen – etwa vor Bauprojekten, für die die Investoren den Baum sonst fällen lassen würden. Der Altbaumfinder hingegen ist ein kostenloser Service für Wanderer, Naturfreunde und geschichtsbewusste Menschen.

Kenner der heimischen Botanik aus dem Umland haben bereits in großer Zahl Bäume eingetragen – etwa Philipp Schaffran für die Region Köln/Leverkusen oder Christoph Hoheisel für Oberberg. Das mutmaßliche Alter, die Baumart und der Standort sind angegeben und eine Antwort auf die Frage, ob die Gewächse öffentlich zugänglich sind.

Das Ganze steht auch als App für Smartphone oder Tablet zur Verfügung, so dass man von unterwegs alle Informationen abrufen kann. Das Umweltministerium will auf diese Weise das kollektive Wissen der Bevölkerung über die Daten alter Bäume speichern – unabhängig davon, ob es sich um ein Naturdenkmal handelt oder „nur“ um ein bemerkenswertes Exemplar.

Jeder, der sich auf der Internetseite registriert, kann zum Wachstum der Datenbank beitragen. „Oftmals verbinden wir Menschen Geschichten mit alten Bäumen“, heißt es auf der Ministeriumsseite. „Die mächtige Dorflinde oder die uralte Gerichtseiche sind hochinteressante Zeugnisse und verkörpern ein Stück Heimat.“

Dabei ist der bisher einzige Vertreter aus dem südlichen Rheinisch-Bergischen Kreis – besagte Rotbuche in Bergisch Gladbach-Hand – gerade mal geschätzte 120 Jahre alt. Und damit eigentlich noch ein Jungspund – für einen Baum. Als ältestes Exemplar im Kreisgebiet gilt nämlich die „Dicke Eiche“ im Wald bei Klef/Bernsau auf dem Stadtgebiet von Overath. Im Volksmund wird sie auch als tausendjährige Eiche bezeichnet, was ein bisschen hochgestapelt ist, denn sie ist nach einer Schätzung von Hubert Sumser (Bergischer Naturschutzverein) eigentlich erst 500 Jahre alt.

Dieser Etikettenschwindel sei der Eiche aber verziehen. Sie ist trotzdem zu einem Naturdenkmal erklärt worden, wie man anhand der in den Stamm geschraubten Plakette unschwer erkennen kann. „Viele alte Bäume haben wir im Kreisgebiet aber nicht“, weiß Mark vom Hofe vom Bergischen Naturschutzverein. Und deshalb seien die vorhandenen auf alle Fälle äußerst schützenswert.

So bleibt nur die Hoffnung, dass im Altbaumfinder bald ein paar mehr Exemplare aus Rhein-Berg zu entdecken sind.

www.altbaumfinder-nrw.de

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