Angst vor KeimenMinisterium verbietet Kakao an Milchtankstelle in Odenthal

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Karin und Peter Büchel dürfen keinen Kakao mehr verkaufen – jedenfalls nicht als Einzelportion in der Glasflasche.

Karin und Peter Büchel dürfen keinen Kakao mehr verkaufen – jedenfalls nicht als Einzelportion in der Glasflasche.

Odenthal – Die Voiswinkeler Dreigestirne haben es getan, viele Wanderer und Spaziergänger ebenso. Sie alle haben an der Milchtankstelle Büchels Blick in Odenthal-Voiswinkel Rohmilchkakao getrunken. Krank geworden ist davon, soweit bekannt, niemand, aber seit dieser Woche gibt es das beliebte Getränk nicht mehr wie gewohnt zu kaufen.

„Wir kommen extra aus Schlebusch und gönnen uns hier eine frische Milch, und die Kinder haben bislang auch immer einen Kakao bekommen“, sagt Thomas Stötzel und zapft gemeinsam mit Tochter Annika frische Milch aus dem Automaten.

Der Vater findet nichts dabei, dass seine Kinder nicht abgekochte Milch trinken. Die Behörden in Deutschland sehen das anders: Es gibt eine Weisung des Landesumweltministeriums, dass die Behörden den Verkauf von Kakaopulver an den Milchtankstellen unterbinden sollen.

Begründung: Anders als in der pasteurisierten Milch, die es im Supermarkt zu kaufen gibt, könnten in Rohmilch Keime enthalten sein, die etwa zu Durchfallerkrankungen führen könnten. Eine Begründung, die in Diskussionsforen im Internet für einen Sturm der Entrüstung gesorgt hat.

Milchtankstellen

Bauernhof Landwehr, Siefen 33, Bergisch Gladbach-Romaney;

Familie Büchel, Oberborsbacher Straße 63, Odenthal-Voiswinkel; Gut Lerbach, Oberlerbach 5, Bergisch Gladbach;

Hof Lukas, Großschwamborn 12, Overath

„Zigaretten gibt es im Supermarkt zu kaufen, dabei ist erwiesen, dass sie Krebs verursachen können“, bemerkt eine Userin. Eine andere mokiert sich, dass „niemand etwas gegen die Energydrinks unternimmt, die auch nicht gut für Kinder sind“ . Thomas Stötzel findet: „Wir sind doch mündige Verbraucher, wir können doch selbst entscheiden, was wir wie konsumieren.“

Rohmilch soll abgekocht werden

„Wir haben bislang den Kakao in die leeren Flaschen gefüllt, so dass unsere Kunden die Milch direkt darauf zapfen konnten und nur noch schütteln brauchten“, erläutert Karin Büchel die bisherige Praxis.

Mit Ehemann Peter ist sie nun dabei, die noch mit Kakaopulver gefüllten Flaschen aus dem Automaten zu nehmen und durch leere zu ersetzen. Denn „durch den Kakao in den Flaschen würden wir unsere Kunden zum Verzehr von Rohmilch verleiten“, zitiert Karin Büchel die Begründung des Umweltministeriums.

Grundsätzliches zum verzehr von Rohmilch

Tatsächlich untersagt die Tierische Lebensmittelhygieneverordnung (Tier LMHV) grundsätzlich den Verzehr von Rohmilch. Ausnahme ist die Milch-ab-Hof-Abgabe, die es den Milchtankstellen im Land ermöglicht, die Milch ihrer Kühe gekühlt in einer Zapfanlage für den Kunden anzubieten. Auf den Automaten muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Milch vor dem Verzehr abgekocht werden sollte, um Keime abzutöten. Das ist auch bei Büchels so, seit sie die Milchtankstelle 2015 in Betrieb nahmen.

Bislang noch keine Verfügung

Die Kreisverwaltung, die die Weisung aus dem Lanuv (Landesministerium für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz) umsetzen soll, sieht sich in der Zwickmühle. „Wir müssen auf die Weisung reagieren“, sagt Pressesprecherin Hannah Weisgerber.

Bislang hat man im Kreishaus aber noch keine Verfügung geschrieben, man setzt stattdessen auf Gespräche mit den drei betroffenen Milchtankstellen. Und hat im Fall von Familie Büchel auch eine Lösung gefunden: Ab sofort wird es nur noch Milch zum Zapfen geben.

Auch Eier und Käse

In dem zweiten Automaten, in dem neben leeren Milchflaschen auch Eier und Käse von anderen Hoferzeugern angeboten werden, können jedoch auch kleine Packungen Kakaopulver gekauft werden.

„Einzelportionen, so wie wir sie eigentlich haben wollten, dürfen es aber nicht sein, denn diese könnten ja auch zum Direktverkehr verleiten“, sagt Peter Büchel – deshalb sind mehr als 200 Gramm Kakaopulver in den Dosen. Aber immerhin kann nun wieder jeder Kunde selbst entscheiden, ob er das Ganze vor Ort mixt oder nicht.

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