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Die Zutatenliste hat ausgedientOdenthaler Gastronom entwickelt schlaue Koch-App

Lesezeit 4 Minuten
Jan Nöhre bekommt Unterstützung von der Gladbacher Marketingfrau Heike Liebermann bei der Vermarktung seiner geschäftsidee. Das Tablet ist das wichtigste Handwerkzeug.

Jan Nöhre bekommt Unterstützung von der Gladbacher Marketingfrau Heike Liebermann bei der Vermarktung seiner geschäftsidee. Das Tablet ist das wichtigste Handwerkzeug.

Rhein-Berg – Eigentlich ist das Handwerkzeug von Jan Nöhre der Kochlöffel. Den Geschäftsführer des Cateringunternehmens Catalogna trifft man seit ein paar Monaten immer öfter mit dem Handy in der Hand. Nicht, dass man mit einem Mobiltelefon kochen könnte. Aber zumindest die Inhalts- und Nährstoffe der Gerichte, die er mit seinem Team herstellt, kann man sich mittels des handlichen Helfers ansehen: Nöhre hat eine Smartphone-Applikation entwickeln lassen, mit der sich das Schreiben von langen Zutatenlisten erübrigt.

Damit er sicher gehen kann, dass sich hinter dem jeweiligen QR-Code auch das korrekte Gericht verbirgt, überprüft er die Strichcodes, bevor sie veröffentlicht werden, mit dem eigenen Handy.

Angaben zu Nährwerten und Allergene

„Ich habe früher sehr auf meine Ernährung geachtet, weil ich viel Sport getrieben habe. Dabei ist mir aufgefallen, dass man zwar beim Einkauf im Supermarkt viele Informationen auf den Verpackungen der Nahrungsmittel findet, es aber in der Gastronomie etwas Ähnliches nicht gab“, erklärt Nöhre, wie er auf die Idee kam, die App entwickeln zu lassen. Das war im vergangenen Sommer. „Ich habe ziemlich unterschätzt, was für ein Aufwand dahinter steckt“, sagt er heute. Denn hält man das Handy vor den zweidimensionalen Code, öffnet sich eine Internetseite, auf der man Videos, Bilder und Texte, sogar Anfahrtsbeschreibungen einpflegen kann. In Nöhres Fall sind das zuerst die Zutaten des jeweiligen Gerichtes.

Aber auch Angaben über deren Nährwerte, welche Allergene enthalten sein können und wie viele Kilokalorien eine bestimmte Menge des Gerichts hat. „Wir ahnten nicht, dass man dafür alle von uns produzierten Gerichte erstmal an ein Labor zur Untersuchung schickten musste, damit wir genaue Angaben erhielten, welche Kalorien oder wie viel Fett und Zucker in einer Portion stecken“, erklärt der gelernte Koch, der im Odenthaler Hotel zur Post seine Ausbildung absolviert hat.

Videos geben Anleitungen

Auch die Videos, wie die Gerichte hergestellt werden, und die Fotos dazu ließ er professionell erstellen. „Ich wollte weg von den Hinweisen auf der Menükarte: Liste mit Inhaltsstoffen liegt aus“, sagt der 30-Jährige. Stattdessen findet sich vor den jeweiligen Häppchen oder Warmhalteplatten jetzt ein Aufsteller mit dem QR-Code, den der Gast mit seinem Handy scannen kann. Ein Problem für die App ist das nicht überall vorhandene schnelle Datennetz. „Deshalb habe wir auch einige Inhalte, die nicht über den Browser hochgeladen werden müssen, produziert“, fügt er an.

Erste Reaktionen der Kunden auf die seit Weihnachten genutzte Applikation waren positiv, aber es kam auch Kritik. „Vor allem ältere Gäste kritisieren, dass sie jetzt ja auch noch ihr Handy zu einer Einladung mitnehmen müssten“, so Nöhre. Die meisten begrüßen aber die Möglichkeit, schnell und umfangreich informiert zu werden. Zumal sie so auch den Köchen bei der Herstellung der Menüs über die Schulter zu schauen können, Videos machen dieses möglich. „Wir denken derzeit darüber nach, auch die regionale Herkunft unserer Lebensmittel in kleinen Filmen zu dokumentieren“, sagt Nöhre. Man merkt, er hat Spaß am Spiel mit der Technik und ihren Möglichkeiten.

Mehr Infos zu den Gästen

Als Unternehmer gewinnt er dadurch auch handfeste Erkenntnisse. „Vorher kannten wir nur den Auftraggeber und die Zahl der Gäste. Wussten, wie viel von welchem Gericht gegessen wurde. Jetzt wissen wir, welche Gäste sich für was interessiert haben und können unser Zielgruppenanalyse auf eine breitere Basis stellen“, sagt er.

Nöhre finden auch die Möglichkeit gut, mit der App auch nach einem Fest noch die Möglichkeit zu haben, mit den Kunden in Kontakt zu kommen. „Viele fragen nach Rezepten der gereichten Gerichte, die kann ich dann via App hochladen und die Gäste können sie bequem zu Hause nachkochen“, ergänzt Nöhre.

Seinem Kenntnisstand nach ist er der erste Caterer in Deutschland, der seinen Gästen einen solchen Service anbietet. Angst vor Nachahmern hat er nicht: „Die Technik, Informationen mittels QR-Code zur Verfügung zu stellen, gibt es ja schon länger. Wie man sie nutzt, hat ja jeder Unternehmer selbst in der Hand.“

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