NaturFalläktion in Weißenstein bei Marialinden sorgt für scharfe Kritik

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An der Straße Weißenstein sind mehrere Bäume gefällt worden.

An der Straße Weißenstein sind mehrere Bäume gefällt worden.

Overath – Um ein Waldgebiet in Weißenstein bei Marialinden, das im vergangenen Jahr gerodet wurde, gibt es derzeit ein heftiges Tauziehen hinter den Kulissen.

Grundstückseigentümer ist der Unternehmer Wolfgang Michels, in der Öffentlichkeit bekannt durch sein ehrenamtliches Engagement etwa für den Lölsberger Steg.

Michels hat nach eigenen Angaben zunächst neun Laubbäume und im Anschluss auch rund 30 Nadelbäume gefällt – um damit Fakten zugunsten eines neuen Baugebiets zu schaffen, vermutet der Bergische Naturschutzverein (RBN). Aus „Gründen der Gefahrenabwehr“, sagt dagegen Wolfgang Michels.

Kritik an Fällaktion und Behörden

Mit dem Vorgang befassen sich drei Behörden: die Stadt Overath, der Landesbetrieb Wald und Holz in Gummersbach sowie die Kreisverwaltung.

Mark vom Hofe, Vorsitzender des RBN, äußert sich empört über die Fällaktion und die bisherige Reaktion der Behörden: „Wir sind entsetzt, dass in Zeiten, da es für den Umwelt- und Naturschutz seit 40 Jahren in Nordrhein-Westfalen Gesetze, Verordnungen und Behörden gibt, so eine Umweltsünde begangen werden konnte, ohne dass es jemandem aufgefallen ist.“

Nicht nur habe Michels einen „prächtigen Waldbereich mit äußerst alten prägenden Laubgehölzen“ umgelegt, sondern er habe auch einen alten Steinbruch „mit etlichen Fuhren zugekippt“.

Mittlerweile habe sich der Landschaftsbeirat „kopfschüttelnd“ vor Ort umgeschaut und alle Behörden aufgefordert, dafür zu sorgen, dass der ursprüngliche Zustand zurückkehrt.

Mark vom Hofe: „Das heißt: Abfuhr des angeschütteten Materials und Wiederaufforstung des Geländes.“ Die Behörden prüfen die Lage.

Was wollte der

Grundstücksbesitzer mit der Fällung bezwecken?

Federführend ist das Regionalforstamt Bergisches Land mit Sitz in Gummersbach. Referent Hermann Fröhlingsdorf bestätigt, ein Ermittlungsverfahren eingeleitet zu haben.

Ein Waldbesitzer dürfe natürlich Holz schlagen, er müsse dann aber innerhalb von zwei Jahren wieder aufforsten und dürfe auch nicht die Wurzelstöcke der gefällten Bäume entfernen. Die Frage sei, was der Waldbesitzer bezwecke.

Fröhlingsdorf bemüht sich derzeit um einen gemeinsamen Termin mit der Stadt Overath, dort sei der Zuständige aber noch in Urlaub. Die Stadt Overath bleibt zurückhaltend: Sie sei durch die Untere Umweltschutzbehörde, also den Kreis, informiert worden, dass ein „Ortstermin mit den betroffenen Fachbehörden (Umwelt, Landschaft, Forst) stattfinden soll.

Hier soll auch ein Vertreter der Stadt teilnehmen.“ Die Kreisverwaltung, die im Mai bei einem Ortstermin die Veränderungen auf dem 3500 Quadratmeter großen Grundstück bemerkte und die anderen Ämter informierte, verweist auf Anfrage darauf, dass der Landesbetrieb Wald und Holz „Herr des Verfahrens“ sei.

Kein Verständnis für Kritik

Unternehmer Michels sagt, er verstehe die Aufregung nicht. Nach einem Sturm hätten zunächst drei Laubbäume gefällt werden müssen, nach einem weiteren Sturm erneut sechs Laubbäume: „Um die war es schade.“

Das gelte aber nicht für die dann ebenfalls gefällten 30 Tannen und Fichten. Um das von seiner Immobiliengesellschaft gekaufte alte Haus Weißenstein 66 trockenzulegen, habe er überdies das Gebäude freischachten lassen.

Der Erdaushub sei in den alten Steinbruch gekippt worden. Den werde er mit einem Zaun absichern müssen, da sein neuer Mieter kleine Kinder habe.

Ein halbes Dutzend Einfamilienhäuser

Andererseits macht Michels keinen Hehl daraus, dass er das Areal tatsächlich gern bebauen würde, und zwar mit einem halben Dutzend Einfamilienhäusern für junge Familien. Einen entsprechenden Antrag hatte er Anfang des Jahres gestellt, der Rat lehnte das aber zunächst ab.

Michels hofft, dass sich diese Haltung im Zuge der Diskussionen über ein Baulückenkatataster ändert. Die notwendigen Kanalanschlüsse in Weißenstein habe er schon legen lassen, als er vor 15 Jahren acht an die Fläche angrenzende Einfamilienhäuser errichtet habe.

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