RadfahrenLeichtes Radeln auf breiten Wegen – unterwegs mit dem bergischen Fahrradbus

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Auf der Balkantrasse sind die Ballungsgebiete des Bergischen ganz weit weg. Aber nicht immer ist es so leer wie hier.

Auf der Balkantrasse sind die Ballungsgebiete des Bergischen ganz weit weg. Aber nicht immer ist es so leer wie hier.

Rhein-Berg/Oberberg – Ob es am unbeständigen Wetter liegt, dass nur wenige Menschen sich mit dem Bergischen Fahrradbus auf den Weg Richtung Marienheide machen?

Seit Anfang dieses Monats verkehrt der Bus am Wochenende entlang dem Panorama-Radweg Balkantrasse von Leverkusen-Opladen aus und ab Wermelskirchen entlang dem Bergischen Panoramaradweg (Wasserquintett-Route) bis nach Marienheide.

Gisela und Ralf Söntgen nutzen zum ersten Mal das Angebot, begleitet vom befreundeten Ehepaar Eilers aus Osnabrück. „An dem Radweg gibt es viel Gastronomie und genügend Bänke, um eine Pause einzulegen“, erläutert Ralf Söntgen, der die Balkantrasse schon öfter mit dem Fahrrad gefahren ist. E-Bikes kommen zwar immer mehr in Mode, doch nicht alle besitzen eins. Und so nutzen die beiden Ehepaare das Angebot des Bergischen Fahrradbusses, um den Anstieg bis nach Bergisch Born zu überwinden.

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Aufmerksam auf dieses Angebot seien sie durch das Internet geworden, erzählt die Opladenerin Gisela Söntgen, während der Bus durch Wermelskirchen fährt. Besonders gut gefällt ihrem Mann Ralf Söntgen, dass die Balkantrasse durch die Natur führt. „So hat man gar nicht den Eindruck, dass wir uns in einem Ballungsgebiet befinden,“ ergänzt er.

Einige Minuten später hält der Bus an. Die Eheleute Eilers und Söntgen verlassen den Bus, zwei andere Radfahrer ebenfalls, und plötzlich bin ich allein mit dem Busfahrer. Es geht in Richtung Marienheide.

Die Linie des Bergischen Fahrradbusses verläuft eng an dem Bergischen Panoramaweg und der Balkantrasse entlang. Ab und zu lässt sich ein kurzer Blick auf den Radweg erhaschen. Zwischen Opladen und Marienheide hält der Bus an acht Haltestellen und bietet so die Möglichkeit, im Zweistundentakt spontan zuzusteigen.

In Marienheide warte ich, bis der letzte kräftige Schauer vorübergezogen ist, und mache mich auf den Rückweg über den Bergischen Panoramaweg. Vor mir: eine fein säuberlich geteerte und breite Straße. Ein seltener Anblick für Radfahrer, sind die meisten Radwege in der Region doch oft von Wurzeln und Frostschäden aufgerissen. Sanft geschwungen und leicht bergab schlängelt sich der Radweg von Marienheide durch Wipperfürth Richtung Hückeswagen.

Die beleuchteten Tunnel und die alten verlassenen Bahnsteige erinnern noch an die ehemalige Eisenbahnstrecke, auf der sich der Radweg befindet. Autogeräusche: Fehlanzeige. Nur die Eigengeräusche des Rades und der anderen Radler sind zu hören.

An vielen Stellen gibt es Sitzgelegenheiten für kleine Pausen und kleine, nett anzusehende Details am Wegesrand, zum Beispiel den renovierten Schienenbus in Wipperfürth. Und bis auf kurze Abschnitte ist der Straßenbelag in einem tadellosen Zustand. Zwar muss an einigen Stellen die Vorfahrt beachtet werden, dafür fährt es sich ohne Ampeln flott durch das Bergische Land.

Konzentration ist trotzdem geboten, besonders dort, wo mehrere Radwege zusammen verlaufen und sich dann teilen. Die Schilder, die auf den Radweg hinweisen, sind zwar gut positioniert, meistens aber doch etwas klein, sodass die Radfahrer schon genau hingucken müssen, wohin der Weg entlang führt. In Wermelskirchen, wo der Radweg über Stadtstraßen gelegt wird, verliere ich kurz die Orientierung. Dabei hatte mich der Busfahrer sogar extra noch vorgewarnt. Nur die Bezeichnung des Schildes verunsichert mich kurz, doch bald gelange ich wieder auf den richtigen Weg.

Noch einmal trete ich kräftig in die Pedale, und das Ziel Opladen ist nicht mehr weit entfernt. Und plötzlich ist Schluss. Hinter einer Kurve endet der Radweg in einem Wohngebiet. Und mit dem Ende dieses gut ausgebauten Radweges beginnen auch wieder die ewigen Leiden von schlechten Radwegen und Routen, bei denen ich als Radfahrer nicht weiß, für welche Art von Fahrrad sie annehmbar sind. Mit ein wenig Wehmut mache ich mich auf den Rückweg über Köln und bedaure, dass es für meinen Weg zur Universität nicht auch so einen tollen Radweg gibt.

Bauliche Trennung fehlt

Doch auch bei einem so gut ausgebauten Radweg gibt es immer noch Hindernisse. Zum einen fehlt eine bauliche Trennung von Rad- und Gehweg. Das Geschwindigkeitsverhältnis zwischen sportlichen Radfahrern und Fußgängern ist nicht zu unterschätzen. Zum anderen sehen einige Radfahrer den breiten Radweg als Einladung an, nebeneinander zu fahren. Auf gerader Strecke ist das zwar kein Problem, vor schlecht einsehbaren Kurven wird es aber für den entgegenkommenden Radfahrer riskant. Dennoch: Mit dem Bergischen Fahrradbus hat das Radwegnetz zwischen Leverkusen-Opladen und Marienheide an Qualität hinzugewonnen – vor allem dann, wenn das Wetter oder die eigene Kondition nicht mitspielt.

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