Filmkulisse in RösrathJedes Filmteam wird verarztet

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Die Rösrather Firma Jola-Rent bietet Ausrüstung für Dreharbeiten an, darunter einen komplett ausgestatteten Raum für Krankenhausserien.

Die Rösrather Firma Jola-Rent bietet Ausrüstung für Dreharbeiten an, darunter einen komplett ausgestatteten Raum für Krankenhausserien.

Rösrath – Wenn irgendwo in Europa ein Film gedreht werden soll, dann ist er ein Ansprechpartner: Joachim Langen (50), Geschäftsführer der Jola-Rent GmbH. Die 2008 gegründete Rösrather Firma stellt nämlich all jene Fahrzeuge zur Verfügung, die eine Film- oder Fernsehproduktion für ihre Dreharbeiten braucht. Dazu gehören etwa Mobile für Maske und Garderobe, Küchenwagen fürs Catering, Spezialfahrzeuge ausgestattet mit Generatoren, Geländewagen sowie Aufenthaltsbusse für Filmteams und Darsteller.

„Mario Adorf und Michael Caine haben schon hier drin gesessen“, sagt Langen und zeigt auf einen Darstellerwagen, der auf dem großen Fuhrhof der Firma steht, im Rösrather Industriegebiet an der A3. Neben dem geräumigen Mobil sind Schulbusse, Krankenwagen und Polizeiautos – allesamt Spielfahrzeuge, die ebenfalls gemietet werden können. Viele der insgesamt 75 Fahrzeuge sind gerade bei 14 nationalen und internationalen Film- und Fernseh-Produktionen im Einsatz, darunter „Big Game“, dem aktuellen Action-Film von Regisseur Jalmari Helander. In dem spielt Hollywood-Star Samuel L. Jackson einen heroischen US-Präsidenten.

„Für die Dreharbeiten waren wir mit unseren Fahrzeugen sogar auf der Alpspitze, in 2000 Metern Höhe“, schildert Langen. Dort versorgten die geländetüchtigen Wagen das Filmteam mit Strom und boten Unterkunft während der Drehpausen. Auch bei den Aufnahmen selbst wurde ein Spezialfahrzeug von Langen genutzt, nämlich bei einer Kamerafahrt durch einen Wald. Langen: „Wir haben ein Fahrzeug, das mit einer speziellen Stabilisierung für Kameras ausgestattet ist und so rasante Kamerafahrten in unwegsamem Gelände ruckelfrei möglich macht.“

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Rasant ist auch die Entwicklung von Jola-Rent. Hervorgegangen aus Langens 1989 gegründeter und immer noch aktiver Jola-Soft- und Hardwareabteilung, war die Firma in den vergangenen fünf Jahren bereits an weit mehr als 200 Projekten beteiligt: von Reihen wie „Tatort“ über Castingshows der Marke „Deutschland sucht den Superstar“ bis hin zu Kinofilmen wie „Der Medicus“, der im Winter in die Kinos kommen soll. „Das war eine sehr aufwendige Produktion, für die wir zuweilen mit 16 Fahrzeugen unterwegs waren“, berichtet Langen.

Zwölf feste Mitarbeiter

Gedreht wurde unter anderem im Harz, wo zehn seiner Mitarbeiter als Team vor Ort waren. Langen: „Wenn abends das letzte Bild abgedreht war, mussten wir über Nacht mit den Fahrzeugen umziehen, von einer Burg zur nächsten.“ Mit 40-Tonnern auf den feuchten Kopfsteinpflastern der alten Gassen zu rangieren sei eine Herausforderung gewesen, aber: „Das müssen unsere Fahrer können.“ Langens Team besteht aus zwölf festen Mitarbeitern, aus „Multitasking-Leuten, die alle den großen Führerschein haben und zudem bei Jola-Rent ihren erlernten Beruf ausüben können“. Schreiner, Zimmermänner, Metallbauer, Kfz-Schlosser und Informationstechniker gehören dazu, je nach Aufwand der Produktion werden zudem noch Freelancer angeheuert.

Gab es denn auch mal Aufträge, die nicht zu bewältigen waren? „Bisher nicht“, antwortet Langen. „Man kommt schon mal an den Rand des Möglichen, aber dann muss man eben eine Lösung finden.“ Bei einem Dreh in einem Wasserschutzgebiet etwa musste das Abwasser aufgefangen und mitgenommen werden. Für diesen ungewöhnlichen Einsatz hat Langen, der vor seiner Firmengründung bei der Berufsfeuerwehr arbeitete, einfach das passende Spezialfahrzeug angeschafft. „Generell ist unsere Philosophie, alle Fahrzeuge nach den Wünschen der jeweiligen Film-Abteilungen auszurichten: was wird gebraucht, was ist wichtig, was erleichtert die Arbeit?“

Neben seinen Fahrzeugen bietet Jola-Rent auch einen Drehort an: ein Krankenhaus-Set, in dem es einen OP-Saal, ein Krankenzimmer und eine Intensivstation gibt. „Wir stellen immer wieder fest, dass es für Filmteams schwierig ist, in bestimmten Bereichen zu drehen, etwa im OP oder der Notaufnahme“, schildert Langen.

„Da stört man zu sehr den regulären Krankenhausbetrieb.“ Gemeinsam mit der Herz-Medicalgroup aus München, die Film-Krankenhäuser mit Equipment ausstattet, entstand das mit modernster medizinischer Technologie authentisch eingerichtete Set. In seinem Fundus hat Langen zudem rund 50 000 Medizinartikel, „wir können also die Ausstattung an die Wünsche des Filmteams anpassen, angefangen vom Bett über EKG-Geräte bis hin zu den Notfallwagen“. Es sei auch immer die Frage, in welchem Jahr der Film spiele.

Medizinische Tipps

Gedreht wurden im Jola-Rent-Krankenhaus bereits Imagefilme für Hersteller von Medizinprodukten sowie Folgen der Sketchcomedy-Serie „Knallerfrauen“. Auf Wunsch gibt Langen den Filmteams auch medizinische Tipps. Etwa wie man Wiederbelebungsmaßnahmen realistisch inszeniert.

„Eine Herzmassage wird nicht von zwei Mann gleichzeitig gemacht, das ist unrealistisch“, weiß Langen, der noch heute im Rettungsdienst tätig ist. Trotzdem habe er das vor kurzem erst in einer Fernsehproduktion gesehen. Das Fatale: „Es könnte ja sein, dass sich ein Zuschauer das abguckt und in einer Notsituation genau diesen Fehler begeht. Das sollte man als Filmemacher nicht vergessen.“

Dass er mit seiner Firma ein Teil von vielen kleinen und großen Produktionen sein durfte, macht Langen auch stolz: „Es war ein tolles Gefühl, als ich bei der Premiere von Ron Howards Rennfahrer-Drama »Rush« im Abspann meinen Namen las“, sagt er. „Wenn mir das einer vor fünf Jahren prophezeit hätte, ich hätte ihm nicht geglaubt.“

Er sagt aber auch: „Dass wir in kurzer Zeit so weit gekommen sind, wäre ohne eine Familie, die voll dahinter steht und ohne ein Team, das bei solchen Produktionen an seine Grenzen und darüber hinausgeht, nicht möglich gewesen.“

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