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Schutz der RotmilaneBiologische Station nimmt an bundesweitem Projekt teil

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250216 Rotmilan

Rotmilan (Milvus milvus)

Rhein-Berg – 

Deutschland steht für gutes Bier, gutes Brot und guten Fußball. Was kaum jemand weiß: Deutschland müsste eigentlich auch für den Rotmilan stehen. Mehr als 50 Prozent der weltweiten Population des eleganten Greifvogels leben in der Bundesrepublik. Das Bergische Land gilt als eine Region, in der der Rotmilan noch relativ günstige Lebensbedingungen vorfindet. Hier soll dem Vogel nun aktiv geholfen werden, damit er nicht eines Tages ausstirbt.

Die Biologische Station Rhein-Berg/Oberberg beteiligt sich an einem bundesweiten Projekt zum Schutz der Gabelweihe, wie der Milan wegen seines gegabelten Schwanzes auch genannt wird. Gemeinsam mit acht weiteren Teilregionen in Deutschland werden in einer Projektarbeit Rotmilan-Nester erfasst und Bruterfolge kontrolliert.

Ziel der Aktion: Die Land- und Forstwirtschaft, die es mit den gefiederten Gästen zu tun hat, soll über Möglichkeiten einer Rotmilan-freundlichen Landnutzung informiert und für den Schutz der Art sensibilisiert werden. „Denn eigentlich“, so Biostation-Geschäftsführer Frank Herhaus, „ist der Rotmilan Deutschlands heimlicher Wappenvogel. Weil er fast nur noch bei uns vorkommt, sind wir jetzt gefordert, ihm zu helfen.“

Unterstützt wird das Projekt vom Bundesumweltministerium und vom Bundesamt für Naturschutz. Projekt-Koordinator in Rhein-Berg/Oberberg ist Florian Schöllnhammer. Er hat in den Jahren 2014/2015 in einer Region im Raum Kürten/Wipperfürth den Rotmilan-Bestand ermittelt. Dort lebten in einem relativ überschaubaren Gebiet 2014 insgesamt 36 Brutpaare, die 46 Jungvögel in die Welt setzten. Ein Jahr später waren es 47 Paare mit 86 Jungen.

Doch diese Zahlen täuschen. „Es hängt oft vom Wetter ab, wie hoch die Population in einem Jahr ist“, sagt Schöllnhammer: „Die Art ist arg gefährdet.“ Während in vielen Gebieten Deutschlands eine intensive landwirtschaftliche Nutzung für einen Rückgang der Population gesorgt hat, ist in Rhein-Berg und Oberberg eher die Störung brütender Vögel am Horst das Problem. Die von den beiden Landkreisen unterstützte Biologische Station will deshalb in erster Linie die Forstwirtschaft als Kooperationspartner mit ins Boot holen. Schöllnhammer: „Wir wollen die Waldbesitzer als unsere Partner dafür sensibilisieren, besonders auf diesen Vogel zu achten und vielleicht auch mal einen geplanten Holzeinschlag zu verschieben.“

Jetzt im Februar/März beginnt wieder die Brutzeit. Das Nahrungsangebot spielt dabei eine bedeutende Rolle. Feldhamster hat der Rotmilan zum Fressen gern. Doch die kleinen Nager sind selbst vom Aussterben bedroht. So hält er stattdessen die Feldmaus-Population klein, was durchaus auch im Sinne der Land- und Forstwirtschaft sein kann. Außerdem verschmäht er auch tote Tiere nicht. Frank Herhaus: „Der Rotmilan nutzt halt die Gelegenheiten, die sich ihm bieten. Er kann es sich nicht mehr aussuchen.“

Dabei mag „Milvus milvus“ (so sein lateinischer Name) eine strukturreiche Offenlandschaft mit einem Wechsel aus Landwirtschaftsflächen, Grünland, kleinen Wäldern und Feldgehölzen. Große und dichte Waldgebiete sind nicht sein Ding. Fachleute gehen davon aus, dass noch rund 25000 Brutpaare des Rotmilans leben – wie gesagt mehr als die Hälfte davon in Deutschland. Das ist nicht viel. Die Art gilt offiziell als „potenziell gefährdet“. Im Gegensatz zum Schwarzmilan, der wirklich weltweit verbreitet ist, gibt es seinen roten Bruder nur noch in Mittel-, West- und Südeuropa. Seit Beginn der 1990er-Jahre nimmt der Bestand überall kontinuierlich ab. Frank Herhaus: „Wir haben nun die besondere Verantwortung, das Schlimmste zu verhindern.“

www.biostationoberberg.de

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