Veganer auf ReisenRösrather testen tierfreie Ernährung auf Radtour

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Am Meer entlang führt die Route des Rösrather Paares, das sich auf seiner Reise rein vegan ernährt.

Am Meer entlang führt die Route des Rösrather Paares, das sich auf seiner Reise rein vegan ernährt.

Wie funktioniert vegane Ernährung unterwegs? Dieser Frage gingen Marlon Drescher aus Rösrath und seine Freundin Susanne Hielscher bei einer siebenwöchigen Radtour nach, die sie vom Bergischen Land bis nach Südspanien führte. Ihre Bilanz ist durchwachsen.

„Vegan essen ist nicht so schwierig“, stellt Drescher fest. Doch da das Paar nicht nur vegan und fast ausschließlich Rohkost isst, sondern auch noch Bio-Lebensmittel bevorzugt, war der Einkauf nicht immer einfach. In deutschen Supermärkten sei Bio-Kost heute durchaus vertreten, in Frankreich sei das schon seltener der Fall und in Spanien noch schwerer zu finden, berichtet Drescher. Nur Bio-Lebensmittel zu essen, das habe „nicht hundertprozentig“ funktioniert.

Auf die Bedingungen vor Ort stellten sich Drescher und Hielscher ein: Wenn es Lebensmittel zu kaufen gab, die ihren Vorstellungen entsprachen, besorgten sie größere Mengen. Dass sie damit auf ihren Fahrrädern mehr Gewicht transportieren mussten, nahmen sie in Kauf. Zweimal schickten sie entbehrliches Gepäck per Post nach Hause – vor allem Winterkleidung, die beim Start im Januar dringend nötig war, mehrere Wochen später, in Spanien, aber überflüssig wurde.

Da das Paar vor allem im kalten Deutschland und in Frankreich nicht zelten konnte, besorgte es sich Schlafplätze per Couchsurfing, sprich: private Gastgeber, die sie auf der Couch schlafen ließen. Damit ergaben sich interessante Kontakte, aber auch die Herausforderung, beim Kochen zu improvisieren.

Etwa 15 Gastgeber

Die Gastgeber, die Schlafplätze anboten, seien in ihren Küchen oft „extrem schlecht ausgerüstet“ gewesen, berichtet Hielscher. Das vegan lebende Paar brachte aber einzelne eigene Küchengeräte mit, zum Beispiel gute Messer. Und da ein Mixer für Dreschers Art der Ernährung, die er unter dem Schlagwort „Raw Future“ (auf Deutsch: rohe Zukunft) propagiert, eine große Rolle spielt, musste er in Küchen ohne Mixer umdenken. Dort bereitete er dann oft Rohkostplatten zu.

Auch die etwa 15 Gastgeber, die das Raw-Future-Paar kennenlernte, wurden vegan verköstigt und reagierten aufgeschlossen. „Ich glaube, dass wir sie ein bisschen inspirieren konnten“, sagt Hielscher. Einer habe anschließend Sprossen eingekauft, die als sättigend und vitaminreich zu empfehlen seien. Probleme, weil sie angebotene Speisen und Getränke abgelehnt hätten, habe es nicht gegeben, berichten Drescher und Hielscher: Sie hätten die Gastgeber vorab informiert, dass sie sich ausschließlich vegan ernähren.

Auch regionales Essen probierten die Reisenden aus. Zu den neuen Gerichten in ihrem Koch-Repertoire gehört eine vegane Version des spanischen Cocido, eines Eintopfs. Häufig bereiteten sie auch den Avocado-Dip Guacamole zu. Mit Buchweizenmüsli und Zutaten wie Datteln, Feigen und Bananen nahmen sie kraftspendende Nahrung zu sich, die ihnen zu Ausdauer beim Radeln verhalf. So bewältigten sie auch die gebirgige Strecke zwischen Valencia und Málaga, dem Endpunkt der Radfahrt.

„Wir sind nie an unsere körperlichen Grenzen gekommen“, erzählt Drescher. Das liegt auch daran, dass das Paar sich Routen durch Flusstäler aussuchte, die Pyrenäen nahe am Mittelmeer überquerte und in Spanien nahe der Küste radelte. Oft erlebten die jungen Reisenden großes Entgegenkommen, besonders in Frankreich. „Gerade wenn man als Radfahrer oder Wanderer unterwegs ist, kommen viele von sich aus auf einen zu“, sagt Drescher. Bei Regen oder Winterwetter hätten wildfremde Leute den deutschen Radfahrern Tee angeboten, zweimal auch spontan eine Übernachtungsmöglichkeit.

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