Rhein-Berg – Alles ist anders im Winter: kein Freibad, keine Eisdiele, keine Rollerfahrer, nicht mal eine Marktsprechstunde des Gladbacher Bürgermeisters. Überall herrscht Winterpause.

Das Freibad

Im Freibad Milchborntal ruhen still die Becken. Grün schimmert das Wasser, das ganz sachte durch Pumpen in Bewegung bleibt, wie der städtische Bäderkoordinator Elmar Torringen zu berichten weiß. Ansonsten sieht es wirklich nach Pause aus: die Müllkörbe sind beiseite geschoben, die Wachsitze der Bademeister liegen umgekippt auf dem Boden, die Sonnenliegen sind aufeinander gestapelt.

Damit in den Ruhemonaten die Technik keinen Schaden bei Frost nimmt, sind die Leitungen „ausgepustet“. Seit 18. September ist das Freibad geschlossen, erst Anfang Mai macht es wieder auf. Zweimal in der Woche schauen Mitarbeiter der städtischen Bädergesellschaft nach dem Rechten.

Die Straßenreinigung

Im Winter wird Schnee von den Straßen geräumt, so er denn fällt. Aufsätze für Kehrmaschinen haben also Saisonpause, erst im Frühjahr wird wieder richtig saubergefegt. „Zwei unserer Gefährte werden wir zeitnah für den Winterdienst umrüsten“, berichtet Martin Rölen, Sprecher der Gladbacher Stadtverwaltung.

Heißt konkret: Besen runter, Schaufel und Streuaufsatz drauf. Schon ist aus der Kehrmaschine ein Schneeräumer geworden. Im Sommer geht es dann umgekehrt.

Die Fahnen und der Brunnen

Der Frühling lässt die Flaggen flattern am Gladbacher Rathaus. Der Winter schafft das nicht: Die Fahnen sind eingeholt, heruntergeholt und wetterfest im Bauhof verpackt. Bei Wind, Eis und Schnee würden die Banner leiden. Deshalb haben die Flaggen Winterpause.

Der Brunnen auf dem nahen Konrad-Adenauer-Platz ebenfalls. Nur das mit einem Strebwerk abgesicherte „Waffel“-Sieb bleibt, das plätschernde Wasser wird hingegen für Monate abgesperrt. Bei Frost könnte es die Brunnenmechanik zerstören.

Die Radfahrer

Radfahren im Winter, wenn es schon gegen 17 Uhr dunkel wird? Geht auch nicht so gut und macht keinen Spaß. Im Refrather Radsportverein der „Staubwolke“ stellen die meisten Sportler ihre Rennräder über den Winter in die Ecke. Lieber wird in diesen Zeiten auf dem Mountainbike durch den Wald gestrampelt. Oder Training in der Sporthalle gemacht.

Die Eiscafés

Eine Eistüte auf die Hand? Viele der bergischen Eismacher haben es nicht so mit dem Winter. Die klassischen Eiscafés haben fast alle geschlossen.

Die italienischen Gelati-Spezialisten überwintern in ihrer Heimat und warten auf den Frühling. Das ist fast wie bei den Zugvögeln.

Die Bürgersprechstunde

Selbst der Gladbacher Bürgermeister weicht der Kälte aus: keine Bürgersprechstunde auf den Wochenmärkten. Der Pavillonstand liegt verstaut und kleingefaltet in einem Abstellraum des Rathauses.

Oldtimer, Cabrios, Roller

Den geliebten Oldtimer bei Schnee und Eis durchs Bergische zu kutschieren, ist für die Automobilisten auch keine reine Freude. Die allermeisten der 2165 gemeldeten Oldtimer-Autos im Kreis bleiben den Winter über in der Garage und werden von den Eigentümern hingebungsvoll gepflegt. Große Oldie-Rallyes gibt es in diesen Wochen sowieso nicht.

Für Cabrio-Fans und manchen Motorradfreund sind Herbst und Winter ebenfalls ungünstige Jahreszeiten, die man meidet. In der Kfz-Stelle der Kreisverwaltung sind immerhin 6649 Fahrzeuge mit Saisonkennzeichen registriert (darunter 2459 Pkw und 181 Zweiräder). Eine Abfrage, wie viele davon im Winter stillgelegt sind, ist der Kreisverwaltung aber datentechnisch nicht möglich. Wahrscheinlich die meisten. Denn wer will schon „oben ohne“ bei Minusgraden fahren und eine Erkältung riskieren?

Beim bekannten Vespa-Club Bergisch Gladbach war großes „Abrollern“ schon Mitte Oktober, gemeinsam ging es zum Klingenmuseum nach Solingen. Wohl Ende April wird wieder „angerollt“. Dazwischen ruhen bei den meisten Rollern die Räder.