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LandwirtschaftRübenerde füllt das Restloch im Tagebau

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Lastwagen kippen übel­rie­chen­den Schlamm in der Nähe des Pe­rings­maars ab. Es ist Rübenerde aus der Zucker­fa­brik.

Bedburg – Bis Ende Juni war es für Wanderer und Radfahrer ruhig im Landschaftsschutzgebiet um das Peringsmaar. Doch seit Anfang Juli bemerken Anwohner und Spaziergänger schwere Lastwagen, die in das Gelände fahren und dort eine braune, breiige und stinkende Masse abkippen. Das Gelände, auf dem sich gleichzeitig bis zu fünf große Lkw befinden, liegt zwischen dem Landschaftsschutzgebiet und dem Parkplatz Bedburg an der Grubenrandstraße, der L 361 n. Werden dort giftige Bohrschlämme deponiert? Mancher Bürger macht sich Sorgen.

Der Bereich sei eingezäunt, er dürfe nicht betreten werden. Bagger seien zu sehen, manchmal auch am Peringsmaar zu hören, berichtet ein Bedburger.

Behörde gibt Entwarnung

Die Kreisverwaltung aber gibt Entwarnung. Die Masse, die dort deponiert werde, enthalte keine giftigen Rückstände. "Es handelt sich um Rübenerde", sagt Hans-Albert Appel vom Amt für Umweltschutz und Kreisplanung des Rhein-Erft-Kreises. Schon seit Jahren wird Rübenerde von Jülich nach Bedburg gebracht und auf dem ehemaligen Gelände des Tagebaus Fortuna-Garsdorf abgekippt. Eigentümerin des Geländes ist die Firma Pfeifer & Langen.

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Rübenerde besteht aus Mutterboden und geringen Pflanzenresten. Sie fällt an, wenn die Rüben in der Fabrik gewaschen werden. Die Früchte würden zwar schon auf dem Feld vorgereinigt, damit die Erde dort bleibe, dennoch hafte ein Rest an den Knollen, erläutert Appel. Nach dem Waschen bleiben dann große Mengen Erde zurück. Diese wird mit dem Schwemmwasser in Trockenbecken - Polder genannt - zwei Jahre gelagert. Erst dann kann die Erde nach Bedburg gebracht werden.

Unangenehme Gerüche oder Staub können im Umfeld entstehen

Dass Rübenerde im ehemaligen Tagebau Fortuna-Garsdorf deponiert wird, hat eine lange Geschichte. Schon die Zuckerfabrik Bedburg füllte die Restmulde mit der ausgewaschenen Rübenerde. RWE Power - damals Rheinbraun - und die Zuckerfabrik Bedburg hatten darüber Verträge geschlossen. Damit übernahm die Zuckerfabrik auch die Aufgabe, das restliche Loch des Tagebaus zu verfüllen. "Nach Stilllegung des Tagebaus wurde vertraglich vereinbart, dass die Zuckerfabrik mit der zur Verfügung stehenden Rübenerde einen Beitrag zur Rekultivierung leistet und einen Teil des Geländes bis auf die Originalhöhe auffüllt", sagt Andreas Müller, Pressesprecher von Pfeifer & Langen. Nachdem die Zuckerfabrik Bedburg geschlossen wurde und es zu einem Zusammenschluss der Fabriken Bedburg und Jülich kam, ist Pfeifer & Langen Jülich der Vertragspartner. Unangenehme Gerüche oder Staub könnten im Umfeld entstehen, räumt Appel ein. "Wenn das auftaucht, kümmern wir uns darum".

In Abstimmung mit Naturschutzexperten und der Biostation im Umweltzentrum Friesheimer Busch werde zudem auf die Entwicklung von Fauna und Flora im Gebiet geachtet. Um die Vögel an den dahinterliegenden Seen nicht in der Brutzeit zu stören, dürfen im Frühjahr und Frühsommer keine Fahrten stattfinden. Für den Transport ist die Zeit von Juli bis Oktober reserviert. Das erklärt, warum zurzeit so viele Fahrzeuge unterwegs sind. "Da für die nächste Rübenkampagne im Herbst ein entsprechendes Volumen in den Poldern in Jülich frei sein muss, ist die Abfuhr der getrockneten Rübenerde für das Werk Jülich sehr wichtig", sagt Müller.

Insgesamt rechnet das Unternehmen damit, dass die Mulde im ehemaligen Tagebau in rund 15 Jahren verfüllt und das vorgegebene Geländeniveau erreicht sein wird. Das Gebiet soll dann wieder landwirtschaftlich genutzt werden.

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