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Gebetshaus in Quadrath-IchendorfDitib-Gemeinde plant Moschee-Neubau

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Bergheim-Quadrath-Ichendorf – Seit 30 Jahren versammeln sich die türkisch-islamischen Gläubigen in ihren Räumen an der Köln-Aachener Straße. Nach vielen Überlegungen über einen Standortwechsel soll nun ein Neubau von Moschee und Nebenräumen am alten Platz errichtet werden. Für eine neue Gebetsstätte und acht Klassenräume hat die Türkisch-Islamische Ditib-Gemeinde zu Bergheim jetzt eine Bauvoranfrage bei der Stadtverwaltung eingereicht.

Geplant ist, das Häuserensemble im Winkel von Köln-Aachener und Sandstraße niederzulegen, in dem früher, wie Ortshistoriker Heinz Boecker sich erinnert, die Gaststätte Schneider mit Tanzsaal untergebracht war. Im zweiten Weltkrieg hatte die belgische Armee das Gebäude beschlagnahmt und als Festsaal genutzt, später war es wieder ein Tanzlokal. 1982 kaufte die Ditib-Gemeinde den Gebäudekomplex und baute um. Der Tanzsaal blieb in den Grundzügen erhalten, wurde zum Gebetsraum umgebaut und bekam 1992 eine neue Holzdecke und eine kleine Kuppel. „Wir können das alte Gemäuer nicht mehr sanieren, die Substanz ist zu schlecht“, erläutert Muhammet Akpinar, seit zehn Jahren Vorsitzender der Gemeinde. Für weitere Erhaltungsmaßnahmen an dem auch technisch überholten Gemäuer finde er bei vielen Gemeindemitgliedern kein Verständnis und damit auch keine Spendenbereitschaft mehr. Seit über fünf Jahren plant der sechsköpfige Vorstand um Akpinar den Neubau. Mehrere Standorte mussten verworfen werden. Am Ende der Sandstraße drohten Überschwemmungen, auf dem Acker bei Schloss Frens an der Köln-Aachener Straße würde es mit dem Baubeginn zu lange dauern, und das fast gegenüber liegende Speditionsgelände war zu teuer, wie Akpinar die Entwicklung beschreibt.

Gerne hätte die Gemeinde ein Grundstück am Ortsrand erworben, „um niemanden zu stören und nebenbei auch wegen besserer Parkmöglichkeiten als am jetzigen Standort“, so Akpinar. Im vergangenen Jahr wurde dann der Entschluss gefasst, am alten Standort zu bleiben. Die Pläne sind in Abstimmung mit der Stadt bis auf noch erforderliche kleinere Änderungen fertig. Die Moschee soll an die Köln-Aachener Straße heranrücken. Die Höhe des zweigeschossigen Baus mit drei Kuppeln orientiert sich an der Höhe der Nebengebäude, es gibt zwei Eingänge, einen für Frauen, einen für Männer. „Das ist so üblich und auch von den Frauen so gewollt“, sagt Akpinar. Die Gebetswand, Qibla genannt, wird im neuen Raum exakt gen Mekka ausgerichtet, die sei zurzeit wegen der Ausrichtung des Raumes nicht ganz genau angeordnet, wie Akpinar einräumt. Er betont, dass es kein Minarett geben wird: „Wir wollen jeder möglichen Kritik aus der Bevölkerung aus dem Weg gehen“.

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Im hinteren Bereich werden sieben bis acht Klassenräume errichtet, in der der Koran-Unterricht, aber auch Nachhilfe und Deutschkurse abgehalten werden sollen. „Bildungs- und Integrationsarbeit ist uns sehr wichtig“, legt Akpinar Wert auf soziales Gemeindeleben auch außerhalb der Gebetszeiten. Klaus-Hermann-Rössler, Sozialdezernent der Stadt, lobt das vielseitige Engagement der Gemeinde und auch die zu erwartende Aufwertung des Areals.

Das gut 1600 Quadratmeter umfassende Gebäude nebst 66 statt bisher 40 Parkplätzen auf dem eigenen Grundstück will die Gemeinde aus Spendengeldern finanzieren.

In Kürze soll das Projekt den Bürgern vorgestellt werden. „Wir wollen eine gute Nachbarschaft“, ist dem Gemeindevorsitzenden wichtig. Trotz viele Aktivitäten im Ort seien da aber noch „viele Vorurteile, die mit dem Islam nichts zu tun haben, auszuräumen“, sagt Akpinar bedeutungsvoll.

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