„Diebe werden immer dreister“Brühler Händler beklagen Zunahme an Ladendiebstählen

Lesezeit 3 Minuten
Ladendiebstähle in Einzelhandelsgeschäften nehmen immer weiter zu

Ladendiebstähle in Einzelhandelsgeschäften nehmen immer weiter zu

Brühl – Michaela Rex ärgert sich. Seit 14 Jahren führt sie das Geschäft „Lebenslust“ in Brühl. Zunächst war es an der Wallstraße, dann an der Carl-Schurz-Straße, und seit sechs Jahren befindet sich das Geschäft für Feinkost und Geschenkartikel am Markt in der Brühler Innenstadt. Schon immer hatte sie mit Ladendiebstählen zu kämpfen. Aber seit rund einem Jahr hat nach Angaben der Geschäftsführerin die Zahl der Diebstähle rapide zugenommen. „Die Diebe werden immer dreister“, sagt die 44-Jährige. Unlängst hatten Unbekannte gleich einen ganzen Stapel Glückwunschkarten aus dem Ständer gestohlen, der vor der Eingangspassage des Ladens steht. „Das waren 35 Stück auf einmal“, berichtet Michaela Rex.

Geschirrtücher entwendet

Doch nicht von den Produktständern verschwinden ständig Waren. Auch an der Auslage auf dem Warentisch, der in der Passage des Geschäfts aufgebaut ist, bedienen sich die Langfinger regelmäßig. Erst kürzlich ist im Rahmen der Inventur aufgefallen, dass innerhalb von zwei Tagen 30 Doppelpakete Geschirrtücher gestohlen wurden.

Michaela Rex (44) hat aufgrund der vielen Ladendiebstähle ihre Auslagen ins Geschäft geräumt.

Michaela Rex (44) hat aufgrund der vielen Ladendiebstähle ihre Auslagen ins Geschäft geräumt.

Michaela Rex hat schon drei Frauen dabei erwischt, wie sie hochwertige Einkaufstaschen vom Ständer nahmen und die Etiketten abreißen wollten. Auch im Innenraum kommt häufig Ware weg: Schmuck, Accessoires, Schokotäfelchen, Pralinen. Die Inhaberin spricht von Verlusten von bis zu 20 Prozent des Umsatzes.

Nur die wenigsten Diebstähle bringt sie zur Anzeige. In den meisten Fällen sind die Diebe über alle Berge, wenn der Verlust auffällt.

1791 Ladendiebstähle im vergangenen Jahr

Der Polizei im Rhein-Erft-Kreis sind im vergangenen Jahr insgesamt 1791 Ladendiebstähle gemeldet worden. Im Jahr 2014 waren es 1790 Anzeigen. Von einer Stadt als Diebstahlschwerpunkt könne nicht gesprochen werden, sagt Pressesprecher Anton Hamacher. „Im Grunde ist es so: Dort, wo viele Geschäfte sind, wird am meisten gestohlen.“

So ist beispielsweise das Thema Diebstahl im Hürth-Park virulent. Auch wenn es dort keine Kundenstopps gibt – so werden die Auslagen an Ständen vor dem Geschäft genannt – so gibt es dort doch eine spezielle Security, die auch bei Langfingern aktiv wird. Im Regelfall ein Mitarbeiter, bei großem Andrang zwei patroullieren durch das Einkaufszentrum und sind auch dann für die Geschäftsleute zur Stelle, wenn die einen Dieb bemerken. Ware vor das Geschäft zu stellen, ist dabei den Geschäftsleuten untersagt. Der Platz vor den Geschäften ist den Kunden zum Flanieren vorbehalten.

In Elsdorf ist Hermann-Josef Peters, Vorsitzender des Gewerbeverbunds, keine signifikante Steigerung der Diebstähle zu Ohren gekommen. Die unternehmergeführten Läden seien dank ausreichend Personals gut unter Kontrolle. Ute Gläser, die Kiosks in Elsdorf und Esch betreibt, spricht dagegen von einer Verdreifachung der Diebstähle – trotz Videoüberwachung. Selten werde jemand auf frischer Tat ertappt, dann aber umgehend die Polizei gerufen.

Ein Sprecher der Bergheimer Kaufland-Filiale sieht keine Zunahme. „Mengenmäßig etwa wie im Vorjahr, leider hoch“, lautet sein knapper Kommentar.

Konsequenzen gezogen

Michaela Rex hat für den Betrieb ihres Geschäfts „Lebenslust“ in Brühl Konsequenzen gezogen. Die Auslagen, die sonst vor dem Geschäft von den Kunden begutachtet werden konnten, hat sie hineingenommen. Auf dem Tisch stehen Hinweisschilder, mit denen auf die Diebstähle aufmerksam gemacht werden. Erläutert wird auch, warum die Ware nicht mehr draußen ausgelegt wird.

Die Mitarbeiter sind geschult, die Kunden im Geschäft direkt anzusprechen und besonders wachsam zu sein. „Und das ist schade“, sagt die Geschäftsfrau. „Ich möchte ja nicht, dass unsere Kunden denken, wir misstrauen jedem.“ Aber die Verluste müssen reduziert werden. Michaela Rex: „Sonst lohnt sich das Geschäft bald nicht mehr.“

KStA abonnieren