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Demografischer WandelEin Vorbild für die gesamte Republik

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In einem Jahr soll dort, wo heute ein Loch klafft, ein Mehrfamilienhaus mit zehn altengerechten Wohnungen stehen.

In einem Jahr soll dort, wo heute ein Loch klafft, ein Mehrfamilienhaus mit zehn altengerechten Wohnungen stehen.

Erftstadt-Lechenich – Seit Jahren beschäftigt der demografische Wandel in Deutschland Politik, Medien und die Bevölkerung. Auch den 2006 gegründeten Verein „Alternatives Wohnen Erftstadt“ treibt dieses Thema um, so legten die Mitglieder am Samstag bereits den Grundstein für das zweite Bauprojekt in Lechenich, das älteren Menschen helfen soll, so lange wie möglich ihre Selbstständigkeit zu bewahren.

Das erste Projekt in der Steinstraße 20 ist seit vergangenem Jahr fertiggestellt – alle 14 verfügbaren Wohnungen waren schnell belegt. Der neue Komplex an der Herriger Straße 50 soll nun zehn Wohnungen zwischen 60 und 110 Quadratmetern und einen Gemeinschaftsraum von 70 Quadratmetern Größe umfassen. Alle Räumlichkeiten sind barrierefrei konzipiert. Ulrich Binder, Architekt und Vorsitzender des Vereins, erklärte, was das in der Praxis bedeutet: „Die Türen sind breiter, damit man mit Rollstühlen oder Rollatoren gut durchkommen kann. Außerdem ist alles mit dem Aufzug erreichbar. Besonders wichtig ist die Anpassung der sanitären Einrichtungen“, erklärte er. „Dieses Konzept soll die Möglichkeit bieten, dass die Menschen darin uneingeschränkt bis an ihr Lebensende wohnen und autonom bleiben können.“

Ein weiterer bedeutender Aspekt neben der Barrierefreiheit sei auch das soziale Umfeld, in dem sich die Bewohner befinden. „Unser Verein ist die Klammer, die alles zusammenhält. Wir organisieren das Projekt auch dahingehend, dass wir Interessenten zusammenführen und sich kennenlernen lassen. Dadurch entsteht eine Vertrauensbasis und das Gefühl, gut aufgehoben zu sein“, sagte Horst Teschke, zweiter Vorsitzender des Vereins.

„Deshalb ist auch ein Gemeinschaftsraum integriert – dort kann die Verbundenheit miteinander aufrechterhalten werden. Erftstadts stellvertretender Bürgermeister Alfred Zimmermann zeigte sich von dem Projekt begeistert.

Schicksal in die Hand nehmen

„Ich finde es großartig, dass die Menschen in Erftstadt ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und dass Theorie endlich mal in die Praxis umgesetzt wird. Diese Form des Zusammenlebens wird in der ganzen Republik gebraucht“, lobte er. „Außerdem stehen die nach den Umzügen geräumten Häuser für Familien zur Verfügung, die diesen raren Wohnraum dringend brauchen.“

Auch wenn das neue Projekt an der Herriger Straße erst in einem Jahr fertig werden soll, sind bereits sieben der zehn Wohnungen vergriffen. Aufgrund der großen Nachfrage wird daher nun geplant, einen ähnlichen Komplex in Liblar zu bauen, verriet Architekt Ulrich Binder.

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