SchützenErper Sebastianus-Bruderschaft löst sich auf

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Günter Schröder, hier zusammen mit Präsident Klaus-Dieter Paffendorf (r.), ist letzter Erper Schützenkönig.

Günter Schröder, hier zusammen mit Präsident Klaus-Dieter Paffendorf (r.), ist letzter Erper Schützenkönig.

Erftstadt-Erp – Schluss, Ende, Aus. Was manche sich einfach nicht vorstellen konnten, andere jedoch seit längerem befürchteten, wurde nun wahr. Die Erper St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft löst sich auf. „Stolze 550 Jahre Vereinsgeschichte und Dorftradition gehen zu Ende“, bilanziert Präsident Klaus-Dieter Paffendorf.

Ein letztes Mal noch wurde gefeiert am vergangenen Wochenende. Mit dem üblichen Programm: Umzug, Messe, Kranzniederlegung und Festkommers. Der Präsident dankt den treuen Mitbrüdern, eine Kapelle spielt. Doch natürlich ist diesmal alles anders. Es folgt kein Schützenmontag mehr, keine neue Majestät wird ausgeschossen. Das Vereinsheim an der Rosellastraße bleibt geschlossen. Günter Schröder wird damit, wohl eher ungewollt, in die Vereinsgeschichte eingehen: Er ist der letzte einer Reihe von Hunderten Vorgängern, der die imposante Königskette tragen durfte.

Präsident Paffendorf ist gefasst, aber nicht überrascht, dass der Verein sich auflöst. Der 66-jährige Erper, der seit 14 Jahren die Schützen anführt und selbst schon zweimal König war, hat das Ende kommen sehen. Arg ausgedünnt waren zuletzt die Reihen, 25 Aktive und 72 Inaktive zählte man noch. Das klingt nicht gleich dramatisch. „Aber von den zehn Aktiven können zehn aus Altersgründen oder gesundheitlich bedingt nicht mehr mitmachen“, erläutert Paffendorf. „Uns fehlt schlichtweg der Nachwuchs. Deswegen sind wir gescheitert. Die Jugend zeigt einfach kein Interesse an unserer Arbeit.“ Zwar habe es vor Jahren 15 junge Schützen gegeben. „Aber als sie älter wurden und gefragt wurden, ob sie sich aktiv am Vereinsleben beteiligen und auch Ämter übernehmen wollten, winkten sie ab. Ihnen fehle die Zeit“, berichtet Paffendorf.

Gerade mal noch aus vier Leuten bestehe der Vorstand. Der habe unbedingt verjüngt werden müssen. „Ich habe unsere Probleme auch in der Dorfgemeinschaft angesprochen. Doch auch hier zeigte niemand wirklich Interesse an uns“ erklärt Paffendorf. Gespräche mit dem VfL Erp, dort Jugendliche für eine Mitarbeit bei den Schützen zu gewinnen, seien ebenso fruchtlos geblieben.

Die Resonanz auf die letzten Schützenfeste sei schon sehr dürftig gewesen, die Bruderschaft sei mehr oder weniger unter sich geblieben. „Wir haben versucht, die Feiern lockerer zu gestalten, weg von der Blasmusik und hin zur modernen Tanzkapelle.“ Genutzt habe es aber so gut wie nichts. „Fast alle Vereine feiern mehr oder weniger nur für sich. Das Erper Volk schläft einfach seinen Dornröschenschlaf. Wir haben vergebens versucht, die Bürger wachzurütteln“, sagt Paffendorf. Auch Handzettel, die an alle Haushalte verteilt worden seien, um auf Feste aufmerksam zu machen, hätten nicht die Wende gebracht.

Wie beim Erper Verein hätten auch viele andere Bruderschaften mit Mangel an Nachwuchs zu kämpfen. Der Zeitaufwand sei vielen Schützen einfach zu groß. „Aktive Schützen sind praktisch jedes Wochenende von Mai bis August unterwegs. Sie haben fast kein freies Wochenende mehr. Und da machen viele nicht mehr mit.“ Nun habe es Erp getroffen. Die Schützen in Dirmerzheim und Köttingen hätten auch schon aufgeben müssen. Einige Erper Schützen wollten aktiv bleiben. „Sie wechseln zu den Freunden nach Herrig und Friesheim.“ Dort würden ihre aktiven Schützenjahre auch angerechnet.

Der Erper Verein suchte inzwischen einen Notar auf, um beim Amtsgericht die Auflösungsurkunde zu beantragen. Das Vereinsvermögen bestehe aus Rücklagen und materiellem Besitz, wie Silberketten, Schellenbaum und alten Fahnen. Pastor Willi-Josef Platz habe zugesichert, dass er einen geeigneten Aufbewahrungsort finden werde. Das 1961 eröffnete und mehrfach renovierte Vereinsheim bleibt bis Jahresende noch im Besitz der Schützen. Interessenten für eine Folgenutzung gebe es bereits, zu ihnen zählten die Karnevalsgesellschaft und der Polizeisportverein.

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