Ville-ExpressKeiner will die alte Lok 503559-7 aus Liblar haben

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Die Güterzuglok am Ortsrand von Liblar ist vom  Blickfang zur problematischen Altlast geworden.

Erftstadt-Liblar – Seit Jahrzehnten ist sie der Hingucker am nordöstlichen Liblarer Ortseingang: die mächtige Lok 503559-7  aus dem Jahr 1941. Bei dem tonnenschweren Teil  handelt es  sich um eine Heißdampf-Güterzuglok. Einst war sie  eingesetzt am Bahnbetriebswerk Halberstadt. Sie war die letzte planmäßig fahrende Normalspur-Dampflok bei der Deutschen Reichsbahn. 1988 war sie zum letzten Mal  auf der Strecke Magdeburg – Halberstadt – Thale unterwegs.  Später diente sie als Heizlok, die im Winter Reisezugwagen mit Wärme versorgte. Seit Ende 1991 steht die Güterdampflok auf einem Gelände an der Max-Planck-Straße.

Hier war sie  Blickfang der ungewöhnlichen Gastronomie Ville-Express. In angehängten  Wagenabteilgen und einem kleinem Biergarten konnten Besucher essen  und entspannte Stunden verbringen – umgeben von einem skurrilen Sammelsurium aus umgebauten Oldtimern, einer Schildersammlung und vielem mehr.

Betrieb geschlossen

Doch zahlende Gäste gibt es hier seit etlichen Monaten  nicht mehr. Der Betrieb ist geschlossen, das Tausende Quadratmeter große Areal verwildert. Alles gammelt vor sich hin, und die Lok begeistert nur noch beim Anblick  aus der Ferne. 

Bei einem Ortstermin des Ausschusses für Stadtentwicklung wurde  den Mitgliedern der Fraktionen der bedenkliche Zustand des städtischen Areals deutlich vor Augen geführt. Dass der Ausschuss sich überhaupt vor Ort umsah, war einer Initiative  des Ausschussvorsitzenden Bernd Bohlen zu verdanken. Denn auf der Tagesordnung des Ratsgremiums hatte bloß die Fällung dreier Bäume am Rande des  Ville-Express-Geländes  gestanden.   

Wie die Verwaltung erläuterte, war der Vertrag mit dem Pächter des Grundstücks Ende 2015 abgelaufen. „Wir sind im Dialog mit dem Pächter  und wollen mit Augenmaß vorgehen“, sagte Baudezernentin Monika Hallstein. Selbstkritisch merkte sie an, dass die Stadt sehenden Auges den Zustand über Jahre hinweg geduldet  habe. Nun werde versucht, dem Pächter eine „abschließende Frist“ zur Räumung des Geländes zu setzen.

Allerdings habe die Stadt sich für den Fall vorbereitet, dass der Pächter nicht fristgerecht Ordnung schaffe. Die Verwaltung habe  sich rechtlichen Beistand genommen  und lasse eine Räumungsklage prüfen. Kostenschätzungen für eine  Räumung gebe es nicht.

Ein Abtransport werde teuer, und eine Verschrottung der Lok vor Ort  sei  problematisch. Denn der Metallpreis sei nicht hoch, Interessenten fänden sich derzeit nicht. Zudem komme wohl nur eine Verschrottung vor Ort in Frage. Der Pächter  war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.   Laut Beigeordneter Hallstein muss geprüft werden, ob und wie verhindert werden kann, dass Unbefugte das Gelände betreten.

Die Stadt sollte im nächsten Haushalt jedenfalls schon mal eine Summe bereitstellen, für den Fall dass es zu einer teuren Räumung  komme, riet CDU-Ausschussmitglied Michael Schmalen.

Die Verwaltung erhielt den Auftrag, die weiteren Schritte    zur Lösung des Problems mit dem Grundstück vorzubereiten und die Fraktionen zeitnah zu informieren. Was die drei Bäume betraf, gab es vom Ausschuss grünes Licht zur Fällung, damit kein Nachbar in Gefahr gerät,  falls sie umstürzen sollten.

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