Coltro-GoldBrühler brauen sieben Sorten Bier für Kenner in Hürth

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Mit ihrem eigenen Bier stoßen Braumeister Christoph Coltro und sein Vater Reimund natürlich am liebsten an.  

Hürth-Knapsack – Bierbrauer, die die Maische noch von Hand im Sudkessel anrühren, ihren Gerstensaft in kleinen Gärtanks statt in riesigen Silos reifen lassen und permanent an neuen Rezepturen basteln?

Vor einigen Jahren haben sie bei Bitburger, Radeberger & Co. darüber nur mitleidig gelächelt. Inzwischen jedoch gönnen sich immer mehr Liebhaber statt der industriell produzierten Einheitsware gern auch mal ein nach alter Handwerkskunst gebrautes, individuelles Bier – zum Beispiel eine der sieben Sorten aus dem in Knapsack ansässigen Hause Coltro-Gold. „Während die Absatzzahlen der Großproduzenten seit Jahren sinken, liegt Craft Beer, also handwerklich gebrautes Bier aus kleinen Betrieben, bei Kennern voll im Trend. Auch bei uns wächst die Nachfrage stetig“, sagt Christoph Coltro.

Expansionspläne

Seit zwei Jahren betreibt der junge Braumeister mit seinem Vater Reimund die Coltro-Gold-Brauerei – und zwar so erfolgreich, dass die beiden aus Brühl stammenden Coltros schon fleißig Expansionspläne für ihr bierisches Vater-Sohn-Projekt schmieden.

Christoph Coltro ist erst 27 Jahre alt und doch schon ein Meister seines Fachs, der das Brauhandwerk von der Pike auf gelernt hat. „Nach dem Abitur am Brühler Max-Ernst-Gymnasium war ich etwas schulmüde und wollte statt zu studieren unbedingt etwas Praktisches machen. Nicht zuletzt weil ich gern Bier trinke, bin ich bei Reissdorf in Köln gelandet.“

Dreijährige Ausbildung

Nach der dreijährigen Ausbildung zum Brauer und Mälzer und dem obligatorischen Gesellenjahr ging es nach München zur renommierten Fachakademie Doemens, wo Christoph Coltro seinen Meister machte, um anschließend bei Paulaner weitere Erfahrung zu sammeln. Inzwischen ist der 27-Jährige hauptberuflich an vier Tagen in der Woche leitender Braumeister in einer Luxemburger Privatbrauerei.

Der Freitag und der Samstag allerdings gehören ganz der eigenen Brauerei. „Seine eigenen Biere zu brauen war immer schon Christophs großer Traum“, erzählt Vater Reimund, „und als ich dann in den Vorruhestand gegangen bin, haben wir das Ding gemeinsam in Angriff genommen.“

Das „Ding“ befindet sich an einer Stelle, wo man nicht unbedingt eine Brauerei vermutet, nämlich in einer Halle im Gewerbegebiet an der Elisabethstraße gleich neben dem Knapsacker Chemiepark.

60 Jahre alte Abfüllanlage

Und das Ding ist nur 80 Quadratmeter groß. Malzmühle, Sudpfanne, Gärtanks, Kühlkammer, Rohstofflager, eine fast 60 Jahre Flaschenabfüllanlage und alles, was man sonst noch zum Bierbrauen braucht, steht dicht an dicht beisammen. Ganz wichtig: die Wasserleitung. „Man sagt ja, dat Wasser von Kölle sei jood. Wir sagen: Das Wasser von Hürth ist besser, nämlich besonders weich und damit fürs Bierbrauen optimal geeignet“, berichtet Christoph Coltro.

Wasserqualität entscheident

„Die Wasserqualität war mit entscheidend für unsere Standortwahl.“ Und auch sonst legt er höchsten Wert auf beste Rohstoffqualität, insbesondere bei Hopfen und Malz.

„Die Großbrauereien nehmen sicher auch einwandfreie Ware, aber im Prinzip sind es eben immer die gleichen Sorten und die gleichen Produktionsverfahren. Beim Massenbier ist es ja gewollt, dass der Kunde immer genau das gleiche Getränk ins Glas bekommt.

Dabei gibt es gerade beim Hopfen Hunderte Sorten und ganz unterschiedliche Hopfverfahren, mit denen man wunderbar experimentieren und seinen Bieren einen ganz eigenen Charakter geben kann“, schwärmt der junge Braumeister von seinem Handwerk.

Genussvolles Ergebnis der Experimentierfreude sind derzeit sieben verschiedene Coltro-Biere. Ein klassisches untergäriges Pils, ein Weizen und ein obergäriges Bier nach Kölner Brauart, das bei den Coltros „Wieß“ heißt, dürfen nicht fehlen. Hinzu kommen das „Festbier“ und das „Dunkel“, beide nach Münchner Art malzbetont und recht süffig komponiert.

Das mit einem besonders fruchtigen Hopfen und 6,5 Volumenprozent Alkohol gebraute „Julia Bock“ ist schon ein stärkeres Kaliber. Für echte Craft-Beer-Kenner ist das hopfenstarke englische India Pale Ale mit 6,8 Prozent gedacht. Abgefüllt wird in 0,33- und Ein-Liter-Flaschen sowie in Fässer von fünf bis 50 Liter.

Es ist also für jeden Bierfreund etwas dabei. Eines jedoch hätten alle Coltro-Biere gemeinsam, betont der Braumeister: „Sie bleiben ungefiltert und naturtrüb. Das Filtern ist letztlich eine optische Konzession an den Massengeschmack. Aber wir wissen, dass gerade auch die winzigen Hopfen- und Hefeschwebstoffe jedem Bier zusätzlich Rasse und Klasse geben.“

Und die speziellen Coltro-Noten kommen offenbar an bei den Bierfreunden, obwohl zumindest die Flaschenabfüllungen deutlich teurer sind als herkömmliche Biere.

Regionale Getränkemärkte

Die Brauer beliefern vor allem Hochzeits-, Vereins- und Partygesellschaften sowie einige regionale Getränkemärkte, aber auch Unternehmen mit Gastronomie: Diese nutzen gern auch die Möglichkeit, sich ihre spezielle Biersorte mit ihrem eigenen Etikett fertigen zu lassen.

So gibt es in einer Brühler Szenekneipe das „Oslo Bier“ aus dem Hause Coltro, ein Kletterhallen-Lokal serviert das „Flaschbier 6a“, das Hürther Berli-Kino hat sein eigenes „Berli Bock“.

Einzelkunden können sich ihren Kasten nach Wahl samstags in der Zeit von 10 bis 14 Uhr in Knapsack, Elisabethstraße 3-9, Halle 16, abholen.

Wenn alles glattgeht, wird es in etwa zwei Jahren einen Standortwechsel geben. „Im Moment können wir kaum mehr als 1200 Liter Bier im Monat brauen und die wachsende Nachfrage nebenberuflich kaum noch erfüllen.

Deshalb planen wir, an der Luxemburger Straße in Hermülheim in Bahnnähe eine ganz neue, größere Brauerei zu bauen, sogar mit Gastronomie und Biergarten“, verrät Reimund Coltro, „dann werden wir täglich und nicht nur am Wochenende brauen. Aber eines wird sich nicht ändern: Bei Coltro wird es immer handwerkliches Bier aus Meisterhand geben.“

www.coltro-brauservice.de

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