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Hürther ÜbergangsheimeFlüchtlinge ziehen ans Rathaus

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Hürth – Angesichts des anhaltend hohen Zustroms an Flüchtlingen gehen Hürth die Wohnheimplätze aus. Die Verwaltung reagiert darauf nun mit der Anschaffung mobiler Raummodule: An drei Standorten soll übergangsweise Wohnraum für 90 Menschen entstehen.

Die Sozialamtsleiterin Dr. Helma Winterwerb verdeutlichte den Handlungsbedarf mit einigen Zahlen. Während Anfang 2013 gerade einmal 89 Menschen in den städtischen Übergangsheimen gewohnt hätten, seien es inzwischen 318 – also dreieinhalb mal so viele. Allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres seien 101 Flüchtlinge dazu gekommen.

Bislang bemüht sich die Verwaltung, die Flüchtlinge dezentral in feststehenden Häusern unterzubringen. 17 Übergangsheime stehen dafür im Stadtgebiet zur Verfügung. Aktuell gibt es nach Auskunft der Sozialamtsleiterin noch 23 freie Plätze, weitere 30 Plätze sollen demnächst in der ehemaligen Barbara-Schule in Gleuel zur Verfügung stehen, die gerade umgebaut wird. Doch angesichts eines Zuzugs von zurzeit 25 Menschen pro Monat, während im gleichen Zeitraum im Schnitt nur sieben die Wohnheime wieder verlassen, seien die Kapazitäten in absehbarer Zeit ausgereizt.

„Die Entwicklung hat uns überrannt“, erklärt Winterwerb. Doch immerhin müssten bislang noch keine Notunterkünfte eingerichtet werden. „Wir können das ganze geplant angehen.“

Anwohner per Brief informiert

20 Standorte für Wohncontainer hat die Verwaltung nach Angaben von Bürgermeister Walther Boecker geprüft und sich am Ende für drei städtische Grundstücke entschieden. Die Wohnmodule sollen auf der Grünfläche zwischen dem Rathaus und dem Einkaufszentrum Hürth-Park, an der Ursulastraße gegenüber dem Schrottplatz in Kalscheuren und an der Eschweiler Straße in der Nähe des Fachmarktzentrums aufgestellt werden – dort stand früher mit dem Haus Sonnenschein schon ein Übergangswohnheim. Boecker betont, dass die Entscheidung für die Standorte einvernehmlich mit allen Ratsfraktionen getroffen worden sei.

Die Wohncontainer hat die Stadt gebraucht in den Niederlanden gekauft, ab Ende Mai sollen sie nach Hürth transportiert werden. Es sei gar nicht so einfach, solche Module zu beschaffen, erklärt Gebäudeamtsleiter Herbert Außem. Angesichts der hohen Nachfrage aus den Kommunen gebe es inzwischen Lieferzeiten von zwölf Monaten für neue Container, auch die Preise hätten angezogen. Die Kosten inklusive Innenausbau, Erschließung mit Wasser, Strom und Fernwärme beziffert Außem auf 500 000 Euro. Anfang Juli sollen die ersten Flüchtlinge einziehen.

Die Anwohner im Umfeld der künftigen provisorischen Flüchtlingsunterkünfte hat der Bürgermeister mit einem Brief über die neuen Nachbarn informiert.

Parallel zum Ausbau der Unterkünfte hat die Stadt die Verwaltung aufgestockt, um die Flüchtlinge zu betreuen. So sei eine Verwaltungsfachkraft und ein zweiter Sozialarbeiter eingestellt worden, erklärt Boecker. Der Beigeordnete Jens Menzel ergänzt, dass die Schulsozialarbeit an den Grundschulen ausgebaut werden soll. Dafür habe der Kreis mehr Geld zugesichert.

Wie lange die neuen Unterkünfte reichen werden, kann in der Verwaltung derzeit niemand sagen.

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