Christiane Ohliger„Ich würde sofort nach Kerpen kommen“

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Kerpen – Christiane Ohliger ist 40 Jahre alt, in Kerpen aufgewachsen und lebt heute mit ihrem 18 Jahre alten Sohn in Köln. Nach dem Abitur 1994 arbeitet sie als Schauspielerin und ist als Comedian erfolgreich. Mit ihr sprach Wilfried Meisen.

Frau Ohliger, wie kam es dazu, dass Sie Comedian geworden sind?

Ich wollte nie Comedian werden. Ich habe eine Schauspielausbildung in Frankreich gemacht und wollte immer ein ernsthafter Schauspieler sein. Dann habe ich auch ein paar Serien gedreht und Theater gespielt. Doch die Leute am Set haben immer gelacht und gesagt, ich sei witzig. Da habe ich gedacht, das ist es , und mir als Comedian eine Rolle kreiert, „Olga Putin“. Als die bin ich dann aufgetreten.

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Wer war Olga Putin?

Olga Putin war eine Russin mit kurzen Miniröcken und so derbe, direkt. Die hat kein Blatt vor den Mund genommen. Damit war ich auf Sat-1-Comedy, einem Digitalsender, erfolgreich. Da hatte ich mit der Bunker-Show auch eine eigene Serie. Ich bin als Olga Putin fünf Jahre durch die Lande getingelt.

Jetzt spielen Sie aber mit Christiane Olivier eine neue Rolle. Hatte sich Olga Putin ausgelutscht?

Ja, genau. Ich bin auch immer parallel auf Englisch aufgetreten. Dann kam Johnny Hollywood auf mich zu, der hatte eine englische Show in Köln, und meinte, trete doch mal bei mir auf. Da hatte ich keinen Bock mehr auf Olga und habe mir am Vorabend vor der Show auf Englisch einfach mal so eine Nummer geschrieben, als ich selber, also als Christiane, und habe das dann auf Englisch performt. Die haben richtig gut gelacht, da habe ich mir gesagt, das ist doch viel authentischer. Ich habe die Olga immer weiter abgelegt und bin nur noch als Christiane Olivier aufgetreten, also als ich selber.

Warum dann nicht gleich mit dem richtigen Namen als Christiane Ohliger?

Ohliger ist total schwierig zum Schreiben und zum Aussprechen. Als ich damals noch bei „Schmidteinander“ mit der Schauspielerei angefangen habe, habe ich die im Abspann immer geschrieben „Olliger“, oder nur mit einem „L“ und ohne „H“. Das ist natürlich für einen Künstler schlecht, wenn er etwa gegoogelt wird. Meine Mutter ist Belgierin. Was klingt so ähnlich wie Ohliger? Da habe ich Olivier gefunden.

Sie bringen in Ihren Shows viele Ihrer eigenen Erfahrungen als alleinerziehende Mutter ein. Was sagt eigentlich Ihr Sohn dazu, dass er da immer wieder ins Spiel gebracht wird?

Meinem Sohn ist das mittlerweile egal, er findet das aber nicht witzig. Er mag überhaupt keine Comedy. Der sagt immer, wenn der Rubel rollt, kann ich auch ruhig was von ihm erzählen. Manche Ideen und Sprüche sind auch von seinen Freunden, das ist authentisches Material.

Viele Ihrer Gags zielen unter die Gürtellinie. Gibt es da für Sie Grenzen?

Na ja, ich finde immer, wenn ein Gag gut ist, dann kann man über alles Comedy machen. Ich finde es spannend, dass wir in einer Welt leben, die generell schon unmoralisch ist, aber dass beim Thema Sex und wenn man mal derbere Worte benutzt, die Leute immer gleich so schockiert sind. Gerade beim Sex kommen immer diese Moralfinger, obwohl es tausendmal schlimmere Dinge gibt, wenn man mal in die Politik und woanders hinguckt. Das ist ja alles korrupt, da ist ja die Sexwelt ein Kindergarten gegen.

Ist es etwas Besonderes, als Frau Comedy zu machen?

Ja, Frauen haben es da nicht so leicht. Eigentlich sind die Jungs ja immer die Klassenclowns. Das liegt denen mehr im Blut. Die Mädchen wollen immer einen Mann, der witzig ist und Humor hat, sind selber aber gar nicht so witzig. Deshalb ist es als Frau als Comedian auch so schwierig. Jeder Mann darf über Pimmel reden, aber wenn eine Frau das tut, heißt es gleich, die ist derb.

Sind Sie so, wie Sie sich auf der Bühne geben?

Nee, nee, nee, das ist zwar schon ein Teil von mir, manchmal kann man das aber im wirklichen Leben nicht so herauslassen, da muss man sich anpassen. Auf der Bühne spricht man zu Leuten, da ist es auch leichter, die Wahrheit zu sprechen.

Ist denn schon einmal ein Auftritt von Ihnen so richtig in die Hose gegangen?

Im Comedy-Bereich noch nicht so. Aber ich war mal auf einer Messe. Da haben die nur die ganze Zeit geschrien, „Ausziehen“, „Halt die Fresse“, „Du sollst nicht labern“ oder „Sing wenigstens“. Das ist bei Galas und Messen, wo die Auftritte nicht so über Comedy gebucht werden, immer ein bisschen schwieriger, da gehen die Leute ja nicht hin, um Comedy zu sehen, sondern sie werden einfach damit konfrontiert. Das ist schon hart.

Wie viele Auftritte im Jahr haben Sie denn? Kommen Sie als Comedian gut über die Runden?

Wenn man Solo spielt, was ich jetzt angefangen habe, kann man schon gut davon leben. Generell komme ich so auf 100 bis 200 Auftritte im Jahr. Ich mache ja auch Mixed-Shows, ich habe in Köln im „Gedankengut“ eine regelmäßige Show, ich moderiere in Düsseldorf auf einem Schiff, dem „Canoo“, einmal im Monat. Bald bin ich als Moderatorin in Münster, wo Gildo Horn auftritt. Das Moderieren macht mir sehr viel Spaß.

Demnächst gibt es eine Serie bei RTL 2, bei der Sie mitspielen. Ich würde mal sagen, die liegt so zwischen den Flodders und den Geißens. Wie würden Sie die Serie beschreiben?

Ja, das ist so ein ganz neues Format, Mockumentary heißt das. Da wird Comedy mit Dokumentation gemischt, es wird mit Open Cam gedreht, also die Kamera ist immer mit dabei, die Opfer wissen nie, dass sie jetzt gerade auf eine falsche Millionärsfamilie treffen. Ich würde sagen, Flodders trifft es auf jeden Fall, wir sind schon sehr asi. Wir haben plötzlich viel Geld geerbt und können da nicht so richtig mit umgehen. Ich finde aber, dass in unserer Familienstruktur auch noch sehr viel von Al Bundy drin ist.

Wann wird man Sie denn mal in Kerpen sehen?

Weiß ich nicht. In Kerpen gibt es ja keine Shows, im ganzen Rhein-Erft-Kreis sieht es mit Mixed-Shows mager aus. Da hätte ich mir mal mehr gewünscht. Manchmal trete ich in ganz abgelegenen Orten auf, etwa im Schwabenland, aber im Rhein-Erft-Kreis gibt es keine Comedy-Community, was ich ein bisschen schade finde. Ich würde natürlich sofort nach Kerpen kommen.

Die Serie

Demnächst startet bei RTL 2 die neue Serie „Achtung, die Dietrichs kommen! Das Leben der etwas anderen Millionärsfamilie“ mit ihr. Christiane Ohliger spielt darin die Mutter Vera, die mit Vater Jürgen, Tochter JayJay und Sohn Niko unverhofft eine 13-Millionen-Erbschaft gemacht hat und nun bei den oberen Zehntausend mitmischen können.

Dabei wird die High Society gehörig durcheinander gewirbelt, denn die jeweiligen Opfer wissen nie, dass sie gerade in die Comedy-Falle tappen. An Ohligers Seite stehen in der Serie als Hauptdarsteller die Comedians Markus Krebs, JayJay Jackpot und Tobias von Freyend.

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