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ValentinshofPferdemetzger war schon unterwegs – Pferde leben nach Rettung in Kerpen

Lesezeit 3 Minuten

Kerpen-Blatzheim – Dohnany, Prima Isabelle und Wüstenblume tollen verspielt auf der Koppel am Friedhof herum.

Im gut gelüfteten Stall stehen die Mutterstuten Dainty Dew, Whishy Washy und Dwemira und lassen sich streicheln. Auch der zweijährigen Stute Katanga geht es auf dem Valentinshof in Kerpen-Blatzheim gut.

Doch die Tage der sieben Pferde, zu denen noch die schon weiter vermittelte Stute Polska gehörte, wären um ein Haar schon gezählt gewesen.

Nur eine schnelle Aktion des Kölners Horst-Dieter Beyer rettet sie davor, beim Pferdemetzger zu landen.

Der 84-jährige Beyer ist Vollblutzüchter und hat ein Reitsportgeschäft in Nippes. Mit Theo Hodinius, der in Blatzheim den Valentinshof betreibt, ist er seit Jahrzehnten befreundet. Rund 30 Pensionspferde leben auf dem Valentinshof, darunter auch die acht, die einem Züchter gehörten, der im Januar verstorben war. „Die Erben wohnen in Dresden und in Kanada. Sie wollten die Pferde loswerden und haben sie deshalb im Internet zum Verkauf angeboten“, erzählt Hodinius. Im Winter sei es aber schwierig, die Tiere zu verkaufen.

Das einzige seriöse Angebot kam von einem Pferdemetzger aus dem Raum Alsdorf, der 5000 Euro für alle sieben Tiere zahlen wollte. „Da bin ich eingeschritten“, erzählt Hodinius. Er rief Beyer in Köln an, der ebenfalls nicht zulassen wollte, dass die Tiere beim Abdecker landeten: Gleich nach dem Anruf fuhr Beyer zur Bank und holte sich Geld ab, kam nach Blatzheim und landete dort 30 Minuten, bevor der Metzger eintreffen wollte.

„Ich legte die 5000 Euro auf den Tisch und kaufte die Tiere quasi in letzter Minute“, berichtet er. Behalten will er die Pferde aber nicht: Er möchte sie gegen „kleines Geld“ abgeben. „Ich suche für sie ein gutes Zuhause.“ Dabei weist Beyer auch daraufhin, dass es sich um speziell gezüchtete englische Vollblüter handelt: „Das sind temperamentvolle Rennpferde. Es gibt nicht viele Reiter, die mit ihnen klarkommen.“ Im Gegensatz zu normalen Reitpferden seien sie schwer zu vermitteln.

Wie Beyer hat sich auch Hodinius auf die Vollblutzucht spezialisiert. Vor rund 20 Jahren hat er in Blatzheim den Valentinshof aufgebaut, der sich direkt gegenüber der Kommandeursburg an der Dürener Straße befindet. Die Wiesen zwischen der Haagstraße und dem Friedhof hat er ebenso angepachtet wie die entlang des Neffelbach-Radweges in Richtung Burg Bergerhausen. „Die Leute hier mögen die Tiere, die passen auf sie auf“, freut sich Hodinius.

Vor Ort kümmert sich Gestütsleiterin Patricia Funken mit ihre Schwester Michelle um die Versorgung der Tiere, die für Hodinius nur ein Hobby sind. Denn der 61-Jährige ist im Hauptberuf selbstständiger Maschinenbauer. „Mit Pferden kann man nicht reich werden“, sagt er.

Auch wenn er manchmal große Erfolge vorweisen kann: So hat sein Hengst Sadalbari zuletzt bei vier Rennen zwei Siege eingefahren und sich auch in einem gut besetzten 2400-Meter-Rennen im französischen Saint Cloud als Vierter hervorragend geschlagen. „Das Pferd habe ich für einen hohen sechsstelligen Betrag schließlich nach Australien verkauft.“

Rennreiter

Horst Dieter Beyer gilt als er „Pferdepapst“ von Köln. Der 84-Jährige betreibt in Nippes ein Pferdefachgeschäft, dessen Angebot über den Bedarf normaler Turnier- und Freizeitreiter hinausgeht. Auch für Kunden aus dem Galopp- und Trabrennsport, dem Fahrsport (mit Kutschen) und dem Westernreiten ist das Geschäft überregional eine beliebte Adresse.

Er züchtet Vollblüter und ist früher als Amateurreiter Rennen geritten. „Für einen professionellen Jockey war ich mit über 50 Kilo Gewicht aber zu schwer.“ Beyer hat auch Pferde auf der Galopp-Bahn in Weidenpesch stehen, die dort trainiert werden. Zudem ist er Mitglied im Kölner Rennverein. (wm)

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