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Während RWE rodetWaldpädagoge kündigt große Führung durch Hambacher Forst an

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Michael Zobel führt Besucher durch den Wald. Er gibt die Hoffnung nicht auf, dass das letzte Stück des Forstes gerettet werden kann.

Michael Zobel führt Besucher durch den Wald. Er gibt die Hoffnung nicht auf, dass das letzte Stück des Forstes gerettet werden kann.

Kerpen – Einen Appell zur Rettung des Hambacher Forstes hatte Naturführer und Waldpädagoge Michael Zobel jüngst an die Verantwortlichen bei RWE gerichtet. „Die nächste »Rodungssaison« steht bevor, geht alles nach Plan, werden von Oktober 2016 bis Februar 2017 erneut etwa 80 Hektar dieses fantastischen Waldes verschwinden.“

Zobel hat bereits 4000 Menschen durch den Wald bei Kerpen-Buir geführt. Er tritt dafür ein, dass nicht weitergerodet wird und regt an, die ehemalige Trasse der Autobahn 4 als Grenze zu akzeptieren. Nun bekam Zobel Antwort.

In Einklang mit Gesetz und politischen Zielen

Michael Eyll-Vetter, Leiter der Sparte Tagebauplanung und Umweltschutz bei RWE Power, verweist darauf, dass der Braunkohlebergbau „mehr Wald hinterlasse, als er in Anspruch genommen hat“. RWE betont, dass die Kohlengewinnung „im Einklang mit Gesetz und politischen Zielen“ stehe. Eyll-Vetter: „Dass die Entwicklung der Braunkohle im Einklang steht mit den nordrhein-westfälischen und deutschen Klimaschutzzielen, wird ebenfalls belegt.“ Zobel kritisiert, der Brief von RWE enthalte nur „altbekannte RWE-Textbausteine, die sich mit meinen Forderungen und Vorschlägen in keinster Weise beschäftigen“.

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Seit ein paar Tagen hingen in NRW Großplakate der Firma „innogy“, in der RWE die erneuerbaren Energien, aber auch andere Betriebssparten zusammengefasst hat. Zobel schreibt: „Da ist zu lesen »Rheinland wird Reinland« – Energie wird innogy.“ Nordrhein-Westfalen sei aber im Moment alles andere als ein „Reinland“, so Zobel: „Ganz im Gegenteil. Jetzt wäre es doch an der Zeit, ein wirklich glaubwürdiges Zeichen zu setzen, dass mehr als trendige Werbung hinter der RWE-Zukunft steckt.“

Konventionelle Kraftwerke unverzichtbar

RWE hingegen beschreibt die Zukunft so: In den nächsten Jahrzehnten werde „absehbar immer weniger konventionelle Erzeugung benötigt“. Es gebe bereits einen Fahrplan bis zur „Mitte des Jahrhunderts“ für die Braunkohle, die „flexibel zur Integration der Erneuerbaren“ beitrage. Konventionelle Kraftwerke seien durch ihre Versorgungssicherheit und auch „für das Gelingen der Energiewende unverzichtbar“, so Michael Eyll-Vetter.

Der Erhalt des Hambacher Waldes wäre ein solches glaubwürdiges Zeichen für die Zukunft, urteilt Zobel, „aber die Möglichkeit wird im Brief nicht einmal erwähnt“. Stattdessen werde in dem Brief mit der Betriebsgenehmigung von 1975 argumentiert: „41 Jahre alt! Als wenn sich die Welt seitdem nicht verändert hätte.“

Dennoch gebe er die Hoffnung auf eine Rettung des noch vorhandenen Waldes nicht auf. Michael Zobel: „Am 23. Oktober wird der Hambacher Wald vielleicht die größte Führung seiner Geschichte erleben, mitten in der Rodungssaison wollen wir ein Zeichen setzen.“

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