Integration in PulheimInternationale Vorbereitungsklasse ist eine Herausforderung

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Ramon Hesso (im Bild mit Nicole Krasemann) ist mit seinen Eltern aus der syrischen Stadt Aleppo nach Deutschland geflohen. Seit vier Monaten lebt er in Pulheim und fühlt sich dort sehr wohl.

Ramon Hesso (im Bild mit Nicole Krasemann) ist mit seinen Eltern aus der syrischen Stadt Aleppo nach Deutschland geflohen. Seit vier Monaten lebt er in Pulheim und fühlt sich dort sehr wohl.

Pulheim – Ramon Hesso sieht’s gelassen. „Zuerst war es etwas schwierig“, insbesondere die Grammatik, sagt der 15-Jährige über die deutsche Sprache.

Doch offenbar hat der gebürtige Syrer, der seit vier Monaten mit Vater und Mutter in einer Flüchtlingsunterkunft im Zentralort untergebracht ist, sehr schnell ein passendes Rezept gefunden: „Ich spiele Basketball im Pulheimer SC, dort habe ich recht viele Freunde.“ So sei er gezwungen, Deutsch zu sprechen. „Es geht.“

Im Unterricht in der Internationen Vorbereitungsklasse, kurz IVK, am Geschwister-Scholl-Gymnasium, sieht es anders aus. Er versuche, sich mit seinen Mitschülern nicht zu oft in seiner Muttersprache Arabisch zu unterhalten. „Aber ich muss viel lernen“, dann müsse es einfach mal schnell gehen, und in der Muttersprache sei es leichter, Dinge zu erklären.

Gute Startchancen

Die Möglichkeit, etwas mal schnell auf Arabisch oder Farsi zu erläutern – das sind die gängigsten Sprachen in der IVK 1 mit 20 Schülern im Alter von zwölf bis 17 Jahren –, haben die Klassenlehrer Marijke Kirchhoff und Stephan Kupke nicht. Das gilt auch für Sozialpädagogin Nicole Krasemann, die das Lehrerteam für die Fächer Deutsch, Mathe, Englisch, Kunst, Musik und Sport beratend unterstützt. Schlichtweg, weil sie die Sprachen nicht beherrschen. „Anfangs haben wir mit Händen und Füßen gesprochen“, sagt Mathelehrer Stephan Kupke. Das passiere aber immer noch, wirft Marijke Kirchhoff ein, die in der IVK Deutsch unterrichtet.

In den beiden Vorbereitungsklassen – in der zweiten sind 15 Schüler im Alter von zehn bis zwölf Jahren – gehe es aber nicht nur ums Lernen, sagt Nicole Marijke Kirchhoff. „Es geht darum zu zeigen, dass da jemand ist, der sich um sie kümmert und ein aufrichtiges Interesse daran hat, dass es ihnen gut geht.“ Das Lehrerteam biete den Schülern einen sicheren Rahmen. „Sie erleben, dass sie sich einbringen und ihre Ideen umsetzen können.“ Das seien Dinge, die in ihrer aktuellen Lebenssituation nicht gegeben seien. Kupke: „Sie sind teils sehr belastet und können das nicht ausblenden.“

All das und das Bestreben, die Schüler individuell zu fördern, macht das Projekt zu einer gewaltigen Aufgabe. „Das ist schon eine Herausforderung“, sagt Marijke Kirchhoff. Das gelte insbesondere für das Organisatorische. Krasemann: „Das ist eigentlich nicht das, was Gymnasiallehrer gelernt haben. Aber alle im Team sind hochmotiviert..“

Emotional sei der Schulalltag in der IVK bisweilen belastend. Es komme immer wieder vor, dass Schüler Persönliches erzählten, weil Erinnerungen an die Heimat oder die Flucht hochkämen. Kirchhoff: „Dann ist man plötzlich in einer anderen Situation.“ Es sei wichtig, eine gewisse Distanz zu wahren, sich vor „Überengagement“ zu schützen und nicht alles mit nach Hause zu nehmen. „Aber wir müssen auch hinkriegen, dass die Schüler gute Startchancen bekommen“, sagt Krasemann.

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