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Musical „Barricade“Kölner Kammeroper feiert Premiere im Pulheimer Walzwerk

Lesezeit 3 Minuten

Pulheim – Die Kammeroper Köln geht auf die Barrikaden. Das ist ein starkes Stück im Walzwerk. Denn ein Musical nach dem Roman von Victor Hugo „Les Misérables“ hat sich auf den großen Bühnen etabliert. Aber „Barricade“ ist neu. Esther Hilsberg, die mit ihrer Schwester Inga Hilsberg die Kammeroper leitet, hat den Stoff herangezogen und eigene Musik zu der Geschichte der „Elenden“ in der Zeit des Pariser Juniaufstandes von 1832 geschrieben.

Liebe auf den ersten Blick

Eindringlich ist bereits die Ouvertüre. Das Live-Orchester aus Kölner Symphonikern, das Inga Hilsberg dirigiert, eröffnet mit Pauken und Trompeten. Die Dramatik der ersten Szene bannt sogleich die Aufmerksamkeit. Im Gestänge des Bühnenbilds von Jörg Brombacher hängt die röchelnde Fantine (Isabella Hutter). Sie singt von ihrem elenden Leben als verlassene Mutter und der Sehnsucht nach Tochter Cosette, die sie weggeben musste. Bürgermeister Jean Valjean (Markus M. Düllmann) schwört der Sterbenden, Cosette ein Vater zu sein. Leider ist das erste Lied für Düllmanns Stimmlage zu hoch gesetzt, schade für den ansonsten beeindruckenden Mimen.

Valjean wird in Gestalt des Häschers Javert (Pierre Tredoux) von seiner Vergangenheit eingeholt. Wegen Mundraub saß er im Gefängnis. Er flieht vor seinem Verfolger und befreit Cosette (Marilyne Bäjen), die vom Gaunerpaar Thenadier (Markus Lürick und Ulrike Jöris) wie ein Aschenputtel gehalten wird. Kaum im Schutz des neuen Ziehvaters, erwacht zwischen Cosette und Marius (Alexander Sasanowitsch) die Liebe auf den ersten Blick.

Das drehbare Bühnenbild lässt sich im Handumdrehen von einer Barrikade in die Stube reicher Bürger verwandeln. Aus dieser Welt kommt Marius, der sich den Aufständischen unter Studentenführer Enjolras (Michael Thurner) anschließt. Marius' Wohltaten für die Armen werden von der Thenadier-Tochter Eponine (Lara Grünfeld) geschätzt, und dankbar arrangiert sie ein Wiedersehen mit Cosette.

Das Musical „Barricade“ verlangt von Ensemblemitgliedern Balancieren übers Gestänge, es führt bis in die Pariser Kanalisation herab und hat ein Happy-End mit Wehmut. Denn Valjean, der Verfolgte, dem zeitweise sogar Marius und Cosette misstrauen, ist von all den Wirren krank geworden. Friedlich stirbt er am Schluss in den Armen seiner Ziehtochter.

Für die durchweg stimmlich und darstellerisch beachtlich agierenden Solisten gab es immer wieder Szenenapplaus. Besonders frisch kamen Gesang und Spiel von Eponine-Darstellerin Lara Grünfeld herüber. Desgleichen gilt für Alexander Sasanowitsch, dessen Liebeslieder gelegentlich den Schlager streiften. Engelsgleich und insofern vielleicht ein wenig zu herausragend wirkte Cosette-Darstellerin Marilyn Bäjen, die mit glockenhellem Gesang überzeugte.

Weitere Vorstellungen des Musicals „Barricade“ gibt es in der Kammeroper Köln im Walzwerk, Rommerskirchener Straße 21, am Mittwoch, 9. November, 19.30 Uhr, Samstag, 12. November, 19 Uhr, Sonntag, 13. November, 18 Uhr, Donnerstag und Freitag, 17. und 18. November, jeweils um 19.30 Uhr, sowie am Samstag, 19. November, um 19 Uhr.

Karten zum Preis von 22 bis 39 Euro, ermäßigt 17 bis 34 Euro, können unter 02238/9560303 oder 0221/243612, E-Mail karten@kammeroper-koeln.de bestellt werden.

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