LyondellbasellUnterirdischer Benzinsee in Wesseling ist jetzt doppelt so groß

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Die größe des Benzinsees hat sich verdoppelt. Schuld ist das Rheinhochwasser.

Die größe des Benzinsees hat sich verdoppelt. Schuld ist das Rheinhochwasser.

  • Der unterirdische Naphtha-See (Rohbenzin), der im Frühjahr vergangenen Jahres durch ein zwei Millimeter großes Loch in der Leitung entstanden war, hat sich auf einer Fläche von 40 000 Quadratmeter im Grundwasser ausgedehnt.
  • Grund für die Ausdehnung ist das Rheinhochwasser.

Wesseling/Köln – Der Wesselinger Kunststoffhersteller Lyondellbasell hat einen ähnlich großen Umweltschaden verursacht wie sein Nachbar, die Shell-Rheinland-Raffinerie, mit dem unterirdischen Kerosinsee. Der unterirdische Naphtha-See (Rohbenzin), der im Frühjahr vergangenen Jahres durch ein zwei Millimeter großes Loch in einer Leitung aus dem Jahr 1958 entstanden war, hat sich auf einer Fläche von 40 000 Quadratmeter im Grundwasser ausgedehnt und damit verdoppelt. Das entspricht einer Fläche von sechs Fußballfeldern. Grund für die Ausdehnung ist das Rheinhochwasser. Mit Brunnen und Aktivkohleanlagen sollen Boden und das verseuchte Grundwasser gereinigt werden.

Am Anfang sei eine bis zu 70 Zentimeter hohe Rohbenzinphase auf dem Grundwasserspiegel geschwommen. Diese habe sich auf einer Fläche von 20 000 Quadratmetern ausgedehnt. „Diese Phase haben wir vor einem Jahr noch direkt abschöpfen können“, sagte Christina Brammen-Petry, stellvertretende Leiterin des Kölner Umweltamtes. Das sei jetzt aber nicht mehr möglich. Das Naphtha sei löslich und leicht flüchtig und habe sich im Grundwasser aufgelöst. Bis zum Herbst sollen elf Sanierungsbrunnen – derzeit sind es fünf – errichtet werden, die das Grundwasser abpumpen und reinigen.

Kläranlage wird gebaut

Dafür werde auch noch eine große Kläranlage auf dem Werksgelände von Lyondellbasell errichtet. Darüber hinaus werde die verseuchte Luft im Boden mit Aktivkohleanlagen gereinigt. Insgesamt seien bisher 70 000 Liter Naphtha entfernt worden. Die Menge des ausgelaufenen Rohbenzins wird auf 250 000 bis 425 000 Liter beziffert.

Die Ausdehnung der Naphtha-Phase im Falle eines Rheinhochwassers sei vorhersehbar, aber dennoch nicht zu verhindern gewesen, sagte Brammen-Petry. Denn es sei ein langwieriges Verfahren, ehe ein Sanierungsbrunnen gebaut werden könne. Das Gelände sei bebaut, überall lägen Versorgungsleitungen, auch der Kampfmittelräumdienst müsse das Gelände überprüfen. Unterdessen laufen in einem Haus an der Godorfer Straße, in dem im Keller Benzingeruch festgestellt worden war, weiter die Belüftungsmaschinen, voraussichtlich noch über Monate hinweg. Wie Brammen-Petry sagte, verfüge das Haus nur über einen Lehmboden, weshalb das Naphtha ausdünste. Hanno Limburg, Leiter der Abteilung Sicherheit und Umweltschutz bei Lyondellbasell sagte, im Keller dieses Hauses seien keine krebserregenden Naphthakomponenten gemessen worden. Die Bewohner lebten weiterhin dort.

In 20 weiteren Häusern entlang der Godorfer Hauptstraße bis zur Meschenicher Straße wurde die Raumluft gemessen – ohne Ergebnis. Einige Anwohner hätten die Messung abgelehnt, so Lyondellbasell, weil kein Benzingeruch wahrnehmbar gewesen sei. Der Bereich werde wöchentlich kontrolliert, betonte die Umweltbehörde. 100 Messstellen wurden eingerichtet. Die Sanierung werde mehrere Jahre dauern, sagte Brammen-Petry. „Das sind erst die ersten Sanierungsschritte, die wir jetzt unternehmen. Und wir sprechen leider von einem sehr langen Zeitraum, ehe das Naphtha entfernt ist.“ Für das Grundwasser bestehe nach wie vor keine Gefahr.

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