„Mitten im Leben“ in RuppichterothSenioren-Initiative lässt sich von holprigem Start nicht entmutigen

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Ruppichteroth – „Alt? Nein, ich doch nicht.“ Ingrid Dorn, die sich für die Seniorenarbeit im Ruppichterother Café Alte Schule engagiert, brachte das Dilemma auf den Punkt.

Sobald das „Seniorenetikett“ auf einem Angebot klebt, verliere das seine Attraktivität – auch für Menschen, die schon die 60 längst überschritten hätten. So war auch der Kreis überschaubar, der sich zum ersten Treffen der Initiative „Mitten im Leben“ (MiL) in Bröleck zusammengefunden hatte.

Der ungefähr 400 Einwohner zählende Ortsteil wurde exemplarisch zum Start für das Projekt in Ruppichteroth ausgewählt, das die Lebensqualität von alten Menschen auf dem Land verbessern soll. Dafür können auch Fördermittel des Landes fließen. Doch von 15 Besuchern – unter ihnen Bürgermeister Mario Loskill –, die an dem Abend im Seniorenheim teilnahmen, waren nur drei Brölecker.

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Das freilich verdross Fabienne Deck keineswegs. Die Koordinatorin des Projekts, das vom Verein „kivi“ in Zusammenarbeit mit dem Rhein-Sieg-Kreis angeboten wird, hat einen ähnlich holprigen Start schon in Eitorf erlebt, das sich wie die Gemeinden Hennef, Much, Windeck und Neunkirchen-Seelscheid beteiligt. „Inzwischen gibt es dort ein festes sechsköpfiges MiL-Team.“

Solch ein Team soll sich auch in Bröleck gründen, das alle alten Bewohner danach befragen wird, was ihnen in der Gemeinde fehlt. Wie die Vertreter von Vereinen und Initiativen erklärten, besteht an Angeboten kaum ein Mangel. „Die Dorfgemeinschaft kümmert sich, die Nachbarschaftshilfe funktioniert“, so Adi Damsch vom Gemischten Chor Bröleck, der für seine Mitglieder mit einem Durchschnittsalter von 77 Jahren auch eine soziale Anlaufstelle ist. Ander-erseits erlebt Heimleiterin Hedwig Alex bei ihren Besuchen auch Menschen, die sich nicht mehr selbst versorgen können, die sich zu Hause einigeln und „nicht wissen, dass und wo es Hilfen gibt“.

„Mitten im Leben“ soll diese „Anonymität der Alten aufbrechen“, so Fabienne Deck. Dabei soll auch die Vernetzung der ehrenamtlichen Arbeit helfen. „Gibt es in Ruppichteroth einen Senioren-Wegweiser?“ fragte Deck. Solch eine Broschüre hat zum Beispiel seit kurzem Neunkirchen-Seelscheid. „Es ist spannend zu erfahren, was in anderen Gemeinden passiert“, meinte Ingrid Dorn. Davon könne man lernen.

Auch dabei will das „MiL“-Projekt helfen. Und schließlich müsse Altenarbeit ein positiveres Image bekommen, so Deck. In Flyern und Präsentationen gelte es, „nicht Ängste anzusprechen, sondern Neugier zuwecken“.

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