SondergenehmigungBauer unterhält legale Hanfplantage in Ruppichteroth

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Ruppichteroth – In der Bröltalgemeinde wächst wieder Hanf. Diesmal aber nicht auf einer illegalen Drogenplantage, von denen in den vergangenen Jahren drei von der Polizei beschlagnahmt wurden, sondern auf Lukas Tölkes Feldern. In den Dörfern Bornscheid und Oberlückerath hat der Landwirt auf einer Fläche so groß wie vier Fußballfelder Nutzhanf angebaut, der im September erntereif sein soll. „Das ist eine unglaublich vielseitige Pflanze“, sagt der 26-Jährige. Im ganzen Land Nordrhein-Westfalen gibt es nur eine Hand voll Betriebe, die ihre Äcker damit bewirtschaften.

„In den 90er Jahren gab es einen Boom bei Nutzhanf, mittlerweile ist davon nichts mehr übrig geblieben“, sagt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW. Die erwarteten Erträge seien damals ausgeblieben. Doch tatsächlich kann man jeden Teil der Hanfpflanze verwenden: Die Körner können zu Öl verarbeitet werden, die Blätter zu Tee und die Stengel zu stabilen Stoffen. „Und Hanf wächst einfach überall“, erklärt Rüb. Damit Tölkes Hanf überhaupt anbauen darf, musste er sich eine Genehmigung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft einholen. Von dessen Beamten wird er ständig kontrolliert.

Pflanzen haben geringen THC-Gehalt

Denn nur Pflanzen, die einen sehr geringen THC-Gehalt von 0,2 Prozent aufweisen und somit nicht als Droge zu gebrauchen sind, darf er anbauen. Zum Vergleich: Drogen-Hanf hat etwa 20 Prozent THC-Gehalt. Theoretisch bekämpft er mit seinen Feldern sogar den illegalen Anbau. Weil er männliche und weibliche Pflanzen hat, bestäuben sie auch die Gewächse in der Umgebung. Sobald die weiblichen Blüten bestäubt sind, bilden sie Samen aus und können nicht mehr zu Marihuana hochgezüchtet werden.

Tölkes wurde von Hanf-Vorzügen im Mai auf einer Agrar-Messe überzeugt und wollte die Aufzucht ausprobieren. „Bisher bin ich völlig begeistert“, sagt Tölkes, der seit sechs Jahren sein „Gut Fussberg“ betreibt und vor allem Freiland-Hähnchen verkauft. Als Bio-Bauer hat er strenge Auflagen, darf keine Pestizide spritzen und Unkraut nur mechanisch entfernen. Weil Hanf schnell wächst und binnen weniger Wochen mehrere Meter hoch wird, hat das Unkraut gar keine Möglichkeit, sich auf den Feldern auszubreiten. „Zusätzlich sind die Wurzeln fast 1,80 Meter tief, das lockert den Boden auf und reichert ihn mit Nährstoffen an“, so Tölkes. Das mache Hanf zu einer idealen Vorfrucht.

„Zur Not dresche ich mit der Hand“

Problematisch ist für ihn bisher noch die Ernte. Um die Hanfpflanze komplett einfahren zu können, braucht er neue Maschinen. Ein gewöhnlicher Mähdrescher würde kaputt gehen, weil sich die zähen Fasern der Hanfpflanze um die drehenden Teile wickeln und sie blockieren. Spezialmaschinen sind teuer, man kann sie nur bei wenigen Lohnarbeitern ausleihen. Deshalb wird Tölkes zunächst versuchen, mit eigenen Ideen Korn, Stengel und Blätter zu trennen. „Zur Not dresche ich mit der Hand“, sagt er. Und wenn auch das nicht funktionieren sollte, verfüttert er die Hanfpflanzen an seine Tiere.

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