AbschiedspartyGeschichte der Mucher Realschule endet nach 83 Jahren

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Schulleiter Friedhelm Schüller (l.) und sein Vorgänger Siegfried Westermann erinnern sich gern an ein Experiment, bei dem rund 500 Schüler mit Handspiegeln, Sonnenlicht und etwas Äther Strohballen entfachten.

Schulleiter Friedhelm Schüller (l.) und sein Vorgänger Siegfried Westermann erinnern sich gern an ein Experiment, bei dem rund 500 Schüler mit Handspiegeln, Sonnenlicht und etwas Äther Strohballen entfachten.

Much – Die ersten Schüler kamen „zu Fuß, zu Pferd oder per Fahrrad“. Das berichtet die Chronik der ältesten Realschule im Rhein-Sieg-Kreis.

Der Volksschullehrer und Geistliche Jakob Fuchs gründete zum 1. April 1934 die „private Höhere Schule Much“. Friedhelm Schüller ist der neunte Schulleiter. Er wird nach 83 Jahren Mitte Juli die Türen der Realschule endgültig schließen. Am Wochenende findet an der Fritz-Wilhelm-Straße die große Abschiedsparty statt; das Motto: „Bye, bye Realschule Much“.

„Es ist viel Wehmut dabei“, räumt Schüller ein. Er leitet die Realschule Much seit 2002 und hat – nicht zuletzt, weil er selbst Physik und Mathe unterrichtet – den Schwerpunkt MINT etabliert. Für ihr besonderes Angebot in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik wurde die Schule im Jahr 2006 mit der Mint-Real-Plakette ausgezeichnet und vier Jahre später rezertifiziert. Öffentlicher Höhepunkt war im selben Jahr ein Mega-Experiment, bei dem damals rund 500 Schüler mit ebenso vielen Handspiegeln, etwas Äther und Sonnenlicht einen Strohballen entzündeten.

Auf das hohe Bildungsniveau seiner Mucher Realschule ist der frühere Schulleiter Siegfried Westermann auch heute noch ein wenig stolz. Zahlreiche Realschüler hätten erfolgreich an Gymnasien der Region das Abitur gemacht.

Schüllers Vorgänger hatte die Schulleitung 1985 vom legendären Fritz Wilhelm übernommen, nach dem im vergangenen Jahr die Straße vor der Realschule benannt wurde und der Ehrenbürger seiner Wahlheimatgemeinde Much ist. Fritz Wilhelm lenkte die Geschicke der Realschule von 1957 bis 1985. Heute lebt er in Siegburg, wo er sich gerade von den Folgen eines Sturzes erholt.

Aus seiner Zeit ist auch die kuriose Akte 23 erhalten geblieben, die bei schwierigen Problemen gezogen wurde: ein Aktenordner mit einer Schnapsflasche und vier Gläsern. An die ersten 30 Jahre der Realschule erinnert eine Kladde, die Schüller und Westermann sorgsam gehütet haben.

Vom 1. April 1934, als ein Rolf Hüschemenger von der Volksschule in die vierte Klasse aufgenommen wurde, bis 1964 reicht die Liste der Kinder, die zunächst im Sankt Josefshaus an der Klosterstraße und später am heutigen Standort aufgenommen wurden.

Mit 24 Kindern und einer Klasse ging die private Schule 1934 an den Start. Seit 1939 ist die Gemeinde Trägerin der „Öffentlichen Mittelschule für Jungen und Mädchen“. In manchen Zeiten wie 2000/01 wurden 675 Kinder unterrichtet. 2011/12, dem letzten Schuljahr vor der schleichenden Schließung, waren es immerhin noch 659.

Hinter dem Konzept der Realschule steht Friedhelm Schüller mit Überzeugung. Zum Jahresende wechselt er wiederum als Chef zur Realschule Neunkirchen-Seelscheid, die erst 2018 schließt.

Mit der Gesamtschule, die in Much 2012/13 an den Start ging, hat er dennoch von Anfang an zusammengearbeitet. Gemeinsam wurde geplant, bei Bedarf wurden Räume getauscht, unter anderem der Raum des Schulleiters, den Schüller freiwillig abgab.

„Es war unter anderem meine Aufgabe, ein Leiden erst gar nicht aufkommen zu lassen“, blickt er zurück. Er habe immer positiv nach vorn geschaut und versucht, auch die Kollegen zu motivieren.

Bei allen seien inzwischen gute Lösungen gefunden, nahezu alle Wünsche erfüllt worden. Entsprechend sei am Samstag bei der großen Abschiedsparty ebenso wie bei einer Abschlussfahrt auf einem Rheinschiff nicht die Auflösung der Realschule das zentrale Thema. „Wir wollen einfach feiern“, versichert Schüller.

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