Burg HerrnsteinHochmoderne Wasserkraftanlage hinter historischen Mauern

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Großer Andrang herrschte bei der Eröffnung der Wasserkraftanlage auf dem historischem Gelände der Burg Herrnstein.

Großer Andrang herrschte bei der Eröffnung der Wasserkraftanlage auf dem historischem Gelände der Burg Herrnstein.

Ruppichteroth – Die Bröl rauscht und gluckert, und aus dem Bruchsteinhäuschen brummt’s. Eine beachtliche Geräuschkulisse, die für strahlende Gesichter sorgt. Bei Umweltminister Johannes Remmel, den Bürgermeistern von Ruppichteroth, Much, Eitorf und Neunkirchen-Seelscheid, und bei Max Graf Nesselrode sowieso. Denn hier, unterhalb der Burg Herrnstein, ist eine hochmoderne Wasserkraftanlage entstanden, die „Wirtschaftlichkeit und Ökologie miteinander verbindet“. So lobte der grüne Minister das Engagement des Hausherrn bei der feierlichen Eröffnung.

18 Monate Bauzeit

720 000 Euro hat der 18-monatige (Um-)Bau der seit über fünf Jahrhunderten im Familienbesitz befindlichen Strommühle gekostet, der mit 200 000 Euro vom Land gefördert wurde. 25 Jahre wird es wohl dauern, so schätzt Graf Nesselrode, bis sich die Anlage amortisiert hat. „Aber im ländlichen Raum rechnet man in anderen Zeitabschnitten.“ Ein gutes und vernünftiges Investment, lobte Remmel, „und ein gutes Signal, dass es weitergeht mit der Wasserkraft“.

Fünf Mühlen auf 1,2 Kilometern Brölbach gab es einst im Nesselrodeschen Familienbesitz; die letzte unterhalb der Burg betrieb früher ein Hammer-, später ein Sägewerk und zuletzt ein kleines Wasserkraftwerk. Mit einer Spitzenleistung von 21 Kilowatt bei Hochwasser war die 25 Jahre alte Turbine längst nicht mehr wirtschaftlich. Die neue Anlage schafft 45 Kilowatt dank einer doppelt gesteuerten Kaplanturbine, benannt nach ihrem Erfinder, die für niedrige Fallhöhen und große Wassermassen gedacht ist. 1500 Liter pro Sekunde fließen. 280 000 Kilowatt im Jahr soll die Anlage erzeugen, die ins RWE-Netz eingespeist werden und 80 Haushalte mit Strom versorgen sollen.

Fischtreppe aus Findlingen

Um Lachs und Meerforelle eine problemlose Passage des 18 Meter breiten Stauwehr s zu ermöglichen, baute Graf Nesselrode eine Fischtreppe aus Findlingen. 800 Kubikmeter Erdreich wurden dafür ausgehoben, die Treppe mit gut 1000 Tonnen Natursteinen befestigt. Für den Abstieg werden Fische separat geleitet; ein neuer Rechen mit einem Stababstand von zwölf Millimetern soll auch kleinere Fische davon abhalten, in den künstlich angelegten Obergraben zu gelangen.

Das Wasser, das dort auf das Wasserkraftwerk zufließt, wird ebenso wie an einem weiter oben gelegenen Wehr von Laub und Verunreinigung befreit, bevor es unterirdisch sechs Meter in die Tiefe stürzt und die Dualräder der Turbine antreibt. Zuverlässig, wie Graf Nesselrode dem Minister versichert: „Wenn bei Ihnen der Strom ausfällt, packen Sie Ihre Tiefkühlpizza ein und kommen Sie her – bei uns bleibt sie kalt!“

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