Mucher „Schülchen“ schließtLetzte Klasse zieht an die Klosterstraße

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Bald räumt Lehrerin Svenja Floss das Klassenzimmer an der Schulstraße zum letzten Mal auf. Ihre dritte Klasse zieht um.

Bald räumt Lehrerin Svenja Floss das Klassenzimmer an der Schulstraße zum letzten Mal auf. Ihre dritte Klasse zieht um.

Much – Die ersten Umzugskisten sind längst abtransportiert. Und auch die Tränen sind schon wieder getrocknet. „Inzwischen kommen die Kinder ganz gut klar mit der Situation“, sagt die Lehrerin Svenja Floss und denkt an den Umzug ihrer Klasse von der Gemeinschaftsgrundschule an der Schulstraße in die Schule an der Klosterstraße nach den Sommerferien. Denn ihre 18 Schützlinge haben in der Vergangenheit schon zweimal Kisten gepackt, zweimal schon mussten die Kinder ein Klassenzimmer verlassen. „Sie verlieren jedes Mal ein Zuhause“, sagt Svenja Floss. Den Kindern, die dann die vierte Klasse besuchen, hat sie versprochen, dass es wieder schön wird.

Grund für den erneuten Umzug ist, dass die Grundschule an der Schulstraße ihre Pforten schließt. „Schülchen“ nennt der Mucher Volksmund den mehr als 100 Jahre alten Schieferbau im Ortszentrum liebevoll, seit mehr als 20 Jahren war dort eine der Mucher Grundschulen ansässig – so auch die Klasse von Svenja Floss im weiß getünchten Neubau. Der Beschluss des Gemeinderates vom 17. Juli 2010 aber besiegelt das Ende dieser Einrichtung mit Beginn des bald kommenden Schuljahres 2014/2015.

Letztes Schuljahr in alten Räumen

„Grund dafür ist der anhaltend starke Mangel an Kindern“, erklärt Schulamtsleiter Stefan Mauermann. Zuletzt wurden keine 20 Kinder mehr an der Schulstraße eingeschult, für die neuen i-Dötzchen reichte dort dann jeweils eine einzige Klasse. „Der Gemeinderat hatte also keine andere Wahl“, so Mauermann. Neben der Klasse von Svenja Floss lernt gerade noch ein viertes Schuljahr in den alten Räumen. Die 21 Kinder wechseln nach den Ferien zu weiterführenden Schulen, während ihre Nachfolger an der nahen Klosterstraße Unterschlupf finden. Auch Lehrerin Floss bekommt an der Grundschule dort eine neue Stelle.

„Ich bin froh, dass alles so gut über die Bühne geht“, betont Schulleiter Bernd Baier, der trotz seiner 63 Jahre ebenfalls noch eine neue Lehrstelle antritt. Wo, das möchte er ebenso wenig sagen, wie er eigentlich über die Schließung des Schülchens überhaupt sprechen möchte. „Ziel ist es, die Auflösung vernünftig und optimal für alle Beteiligten zu regeln“, schildert der Rektor, auf den viel Arbeit wartet: Einige Formalitäten gelte es abzuwickeln, Akten müssten sauber zu Ende geführt und Fortbildungskonten geschlossen werden. Froh ist er auch darüber, dass die zweite betroffene Lehrerin neben Svenja Floss ebenfalls eine Zusage für eine neue Arbeitsstelle erhalten hat.

Die Räume an der Schulstraße werden künftig nicht leerstehen: Schon heute werden diese für Ganztagsangebote genutzt. „Und das wird fortgesetzt“, kündigt Amtsleiter Mauermann an. Überdies soll der Gemeinderat nach der Sommerpause den Umbau der beiden Häuser beschließen, damit die wachsende Gesamtschule auch dort einziehen kann. Deren pädagogisches Konzept sieht vor, dass jedes Klassenzimmer einen Differenzierungsraum erhält, in dem etwa zehn Kinder zum Beispiel Gruppenarbeiten erledigen.

Kosten noch nicht kalkuliert

„Wo immer dies möglich ist, werden wir am neuen Standort solche Räume einrichten“, sagt Mauermann. Zur Verfügung stehen sollen diese dann ab dem Schuljahr 2015/16. Die Kosten könnten erst nach dem entsprechenden Ratsentscheid kalkuliert werden, ergänzt der Amtsleiter. „Die Mittel werden in den Haushalt für das kommende Jahr eingestellt, so dass die Planung im Herbst 2015 starten könnte.“ Nach dem täglichen Unterricht sollen auch die Hausaufgabenbetreuung sowie Sport-, Spiel- und Bastelangebote als Teil des Offenen Ganztags dort stattfinden. Mittagessen gibt es dann im Schülchen überdies.

Weiterhin ungewiss ist nach Auskunft von Stefan Mauermann die Zukunft des Pavillons. Dieser ist gesperrt, seitdem dort erhöhte Formaldehyd-Werte gemessen worden waren. „Ich würde diese Räume am liebsten abreißen lassen“, erklärt der Amtsleiter.

Sorgen, dass ihren Schülern das letzte Jahr an der neuen Grundschule nicht gefallen könnte, hegt Svenja Floss derweil nicht. „Die Kinder kennen viele ihrer Kameraden schon aus der Freizeit, zum Beispiel vom Sport im Verein.“

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