Umgestürzter BaukranBergung am Bonner Hauptbahnhof erfolgreich abgeschlossen

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Der Ausleger des Krans krachte auf den Hauptbahnhof.

Bonn – Ein umgestürzter Autokran hat am Samstagnachmittag zu  massiven Verkehrsbehinderungen in der Bonner City geführt. Der 40 Meter lange Ausleger des Krans stieß ein Loch in das Dach des Hauptbahnhofs. Der Zentrale Omnibusbahnhof, wichtigster Knoten für den öffentlichen Personennahverkehr in der Bundesstadt, war stundenlang blockiert. Der Straßenbahnverkehr  war sogar bis in die Nacht zum Sonntag gestört, weil vor dem Hauptbahnhof die Oberleitungen auf rund 500 Metern Länge beschädigt worden waren.  Menschen kamen durch den Unfall glücklicherweise nicht zu Schaden, und zwar weder auf der Baustelle noch im Bahnhof. Es dauert mehr als fünf Stunden, bis der Kran wieder aufgerichtet werden konnte.

Gegen 14.35 Uhr – die City rund um den Bahnhof war voll von  Menschen beim Samstagsshopping – war es zu dem folgenschweren Unfall gekommen: Während der Abrissarbeiten  für die Südüberbauung durch einen Bagger hing nach Angaben von Markus Laux, Prokurist der auf Schwertransporte und Kraneinsätze spezialisierten Firma Baumann, an dem Autokran ein 3,2 Tonnen schwerer Schutzvorhang, der aus Gummiteilen mit einem Drahtgeflecht besteht und das Herumfliegen von Trümmerteilen verhindern soll. Dann jedoch  fiel ein zehn Tonnen schweres  Abbruchteil vom Baggergreifarm in den Vorhang, der Kran bekam Übergewicht, fiel quer über die Straße „Am Hauptbahnhof“ und stieß mit dem Aufleger ins Dach. Der 3200 Kilogramm schwere Schutzvorhang fiel auf die Straße zwischen Bahnhof und Baugelände und riss die Oberleitungen der Straßenbahn zum Teil herunter – es gleicht einem Wunder, dass hier gerade keine Autos oder Menschen standen.

Die Bonner Feuerwehr rückte mit rund 60 Einsatzkräften an, die unter dem Stichwort Technische Hilfeleistung der Stufe 4  (TH 4 Einsturz)  alarmiert worden waren. Der ZOB, an dem sonst Busse stehen,   war voller Feuerwehrfahrzeuge. „Im Moment liegt der Kran stabil“, sagte Feuerwehrsprecher Martin Haselbauer etwa eine Stunde nach Beginn des Einsatzes  vor Ort – eine gute Nachricht, weil zunächst keine weitere akute Gefahr durch den Kran drohte. Mitarbeiter von SWB Bus und Bahn rollten Pläne auf dem Gehweg aus; sie mussten erst die Oberleitungen  abschalten, bevor an eine Bergung gedacht werden konnte. Die Firma Baumann rückte mit insgesamt drei weiteren Autokränen mit einem Gewicht von 100, 70 und 50 Tonnen an, um das verunglückte Gefährt zu bergen.

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Der Ausleger des Krans richtete am Bonner Hauptbahnhof augenscheinlich  keine großen Schäden an: Zwar war der Hauptausgang des Bahnhofs Richtung Fußgängerzone gesperrt, von Gleis 1 war der Zugang ins Gebäude aber meist ungehindert möglich. Die Geschäfte arbeiteten jedenfalls am Nachmittag zunächst normal weiter. Nur unmittelbar nach dem Unfall und während der Bergung gegen 19.45 Uhr wurde das Gebäude evakuiert. Am Abend musste auch der Zugverkehr der Deutschen Bahn kurz eingestellt werden, der ansonsten jedoch weiterlief.

Die Stadtwerke Bonn mussten Linienbusse weiträumig umleiten, weil der ZOB  nicht angefahren werden konnte. Vom  Oberleitungsschaden waren die Linien zwischen Oberkassel und Auerberg betroffen; mit Betriebsbeginn Sonntagmorgen fuhren sie wieder normal.  Die Stadtbahnlinien 16, 18, 63 und 66 waren von der Großstörung nicht tangiert, nur für den Moment des Wiederaufrichtens des Autokrans durften sie an der U-Bahnhaltestelle Hauptbahnhof nicht stoppen und mussten durchfahren.

Ein vor Ort eingesetzter Polizeibeamter – das Gelände vor dem Hauptbahnhof war für Fußgänger weiträumig abgesperrt – zeigte sich entsetzt von vielen Schaulustigen, die sich in Lebensgefahr brachten, als sie unter der herunterhängenden und  zischenden Hochspannungsleitung Fotos machen wollten.

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