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UrteilTürsteher schlagen Studenten in Bonner Club bewusstlos

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Bonn – Es war ein Angriff aus dem Nichts, erinnerte sich Timo W. (Name geändert) als Zeuge. Zwei, drei Schläge von zwei Türstehern, die den 26-Jährigen unvorbereitet k.o. gehen ließen.

Das war ein ausgesprochen brutaler Fall, der jetzt vor einem Bonner Schöffengericht verhandelt wurde, das die beiden angeklagten Türsteher wegen gemeinschaftlicher, gefährlicher Körperverletzung knapp drei Jahre ins Gefängnis schickte.

Zwei Jahre und elf Monate für einen 23-Jährigen und einen Monat weniger für einen 27-Jährigen. Beide Security-Vertreter sind zuvor noch nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Umso unverständlicher, so der Schöffenrichter im Urteil, war diese ganz und gar grundlose Tat.

Der Student Timo W. war am Abend des 27. März 2015 in Begleitung seiner Schwester, einer Cousine und eines Freundes in Bonn unterwegs. Zunächst in einer Disco, später zog das Quartett weiter in eine Clubbar am Rhein. Timo W. hatte ein Glas Wodka getrunken, ansonsten spielte Alkohol an diesem Abend keine Rolle.

In der Cocktail-Bar wurde die Cousine des 26-Jährigen von einem Kellner, der an diesem Abend offenbar nicht im Dienst war, angesprochen und zum Tanz aufgefordert. Die 21-jährige Personalmanagerin jedoch lehnte ab. Timo W. war die Anmache offenbar zu dreist: Er ging zur Theke und gab dem Kellner ein Zeichen, dass er seine Cousine in Ruhe lassen soll.

Diese Szene wiederum gefiel dem Inhaber des Clubs nicht. Also beauftragte er seine Türsteher, den Studenten vor die Tür zu setzen. Der 26-Jährige folgte der Aufforderung. Da er vorausgegangen war und seine Begleiter noch im Bar-Getümmel steckten, drehte er sich noch einmal nach ihnen um. In diesem Moment, so der Schöffenrichter im Urteil, beschlossen die Türsteher dem Gast „eine Abreibung zu verpassen“.

„Ich habe die Schläge nicht kommen gesehen und nicht erwartet“, sagte Timo W. als Zeuge. „Erst im Krankenwagen kam die Erinnerung langsam wieder.“ Durch die gezielten Faustschläge war er gestürzt und hatte sich den Kopf auf dem Betonboden aufgeschlagen. Timos Schwester, eine Ärztin, hatte die Szene beobachtet und leistete sofort Erste Hilfe, denn der Bruder war nicht ansprechbar und blutete aus einer großen Kopfwunde.

Der jüngere Türsteher jedoch zerrte die 32-Jährige vom Schwerverletzten weg. Zudem bedrohte und beleidigte er die Cousine, die intervenieren wollte. Schließlich bekam auch die 21-Jährige eine mächtige Ohrfeige gegen die linke Gesichtshälfte. Sie erlitt Prellungen des Schädels und des Jochbeins.

Die Ärzte auf der Intensivstation diagnostizierten bei Timo W. unter anderem ein Schädelhirntrauma mit Einblutungen Er hatte noch Glück, dass er wenige Tage später bereits nach Hause konnte; allerdings durfte er drei Monate kein Auto fahren: Geblieben ist bis heute ein Schwindel beim Aufstehen.

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