HundeschuleEitorfer Hundetrainerin kommuniziert mit Tieren ohne Worte

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Eitorf – Aika, Jayle, Finella, Finn, Sam, Sajo, Luna, Pelle, Wuschel und Leo: Das sind die Begleiter von Beate Dorlaß an diesem Vormittag. Zehn wedelnde Schwänze, 20 braune, aufmerksame Augen, 40 Pfoten.

Die Eitorferin führt zehn Hunde gleichzeitig aus und keiner tanzt aus der Reihe. „Ich bin die einzige, die das macht“, sagt die 54-Jährige selbstbewusst und weiß auch: Wenn sie die Hunde nach dem Spaziergang wieder an ihre Besitzer zurückgibt, dann funktioniert das nicht unbedingt dort auch.

Die Körpersprache ist entscheidend

25 Hunde in unterschiedlichen Konstellationen führt sie auf diese Weise aus, geht mit bis zu zwölf Tieren auf einmal – im Wald ebenso wie in der Stadt. Autos, Wildwechsel – kein Problem. Kein Hund flitzt einfach auf die Straße oder verfolgt eine Fährte und verschwindet auf Nimmerwiedersehen im Wald. Nicht einmal Golden Retriever Jale, der in seinem kriminellen Vorleben mal ein Reh gerissen hat.

Die Hundetrainerin kommuniziert nonverbal, in Hundesprache sozusagen. Allein durch ihre Körpersprache vermittelt sie den Tieren, was sie von ihnen erwartet. Schiebt sie die rechte Schulter zurück, fallen die Hunde auf ihrer rechten Seite zurück. Stellt sie sich zwischen sie und ein potenziell gefährliches Hindernis, dann heißt das: Ich passe auf euch auf.

Zehn Hunde, ein Weg: Beate Dorlaß aus Eitorf geht mit einem ganzen Rudel spazieren.

Zehn Hunde, ein Weg: Beate Dorlaß aus Eitorf geht mit einem ganzen Rudel spazieren.

So bleiben die zehn Hunde – vom Collie über Labrador bis zum Schäferhund – gelassen, als die einsame Spaziergängerin mit dem kläffenden Mini-Hund an ihnen vorbeigeht. Anleinen muss sie die Hunde nicht: „Ich weiß, dass ich mich auf sie verlassen kann.“

Nur drei extrem ängstliche Tiere sind an langen Schleppleinen gesichert, falls im Wald ein Schuss fällt. „Die würden sich so sehr erschrecken, dass sie weglaufen.“ Auch der deutsch-belgische Schäferhund Pelle, der mit seinen zwei Jahren noch in der Ausbildung ist, läuft an der Leine. Ihm bringt sie gerade bei, auf ihre Körpersprache zu achten. Das A und O ihrer Ausbildungsmethode.

Hunde geben ihr Signale

Anhalten, Warten, Weg erkunden: Die zehn Hunde nehmen immer wieder Blickkontakt mit der zierlichen Frau auf. War das richtig so? Soll ich einen Schritt hinter dir gehen?

Aber auch: Hinter der Kurve kommt jemand! Immer wieder schnüren ein oder zwei Hunde ganz weit vor dem Rudel. „Als Späher“, erläutert die Eitorferin. „Die weit vorne laufenden Hunde schauen, was uns entgegenkommt.“ Als sie auf die nonverbale Hundekommunikation umstellte, war es der Golden Retriever Sam, der ihr beibrachte, dass manche Hunde ein Talent haben, für ihren Menschen den Weg zu erkunden.

Kurzhaarcollie Finn, „mein bester Mitarbeiter“, hat das erst an diesem Morgen bewiesen: „Da kam er in schnellem Tempo zurückgelaufen, obwohl er sonst eigentlich immer nur stehen bleibt und mich anschaut als Signal, dass hinter der Kurve jemand auf uns zukommt.“

Finn machte Druck – aus gutem Grund, wie Dorlaß beeindruckt erzählt: Da kam eine Baumaschine auf uns zu!“ 13 Jahre alt war die gebürtige Waldbrölerin, als sie auf den Hund kam. Ein Chow-Chow, von dem sie lernte, dass mit Druck nichts zu erreichen war. Achtung, Unterstützung, Wertschätzung – das sei ganz wichtig, sagt Dorlaß, die zunächst einen normalen Werdegang hatte – Schule, Abitur, Studium, Ehe.

Doch Hunde ließen sie nicht los: „Ich hatte oft mehr Verbindung zu Hunden als zu Menschen.“

Wertschätzung muss es für Zwei- und Vierbeiner geben

Sie machte eine Ausbildung in Natural Dogmanship. „Doch das war es irgendwie nicht. Erst als ich mir überlegte, was ich denn an Stelle der Hunde haben wollte, wie ich behandelt werden möchte, klappte es richtig gut!“ Wichtig sei es, dem Tier zu signalisieren: „Ich sehe deine Bedürfnisse.“ Ihm zu zeigen, dass es mit seiner Arbeit wertgeschätzt wird. Aber auch, ihm beizubringen, sich an feste Strukturen zu halten und sich zurückzunehmen.

In ihrer Hundeschule, für die sie, wie für ihren Spazier-Service, eine so lange Warteliste hat, dass sie allen neuen Interessenten absagen muss, schult sie vor allem die Menschen. „Die Hunde können ja nonverbal kommunizieren!“

Die Wertschätzung, die dem Tier vermittelt werden soll, müssten die Besitzer häufig erst selbst lernen: „Die Leute haben keinerlei Selbstvertrauen. Die denken, wenn sie kein Spielzeug oder kein Leckerchen für den Hund haben, dann seien sie uninteressant. Es braucht Zeit, bis sie glauben, dass das nicht so ist!“

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