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Eitorferin vermisstZeuge im Prozess um „Mord ohne Leiche“ erinnert sich an Müllsäcke

Lesezeit 2 Minuten
Seit 2012 wird Sandra Doland aus Eitorf vermisst.

Seit 2012 wird Sandra Doland aus Eitorf vermisst.

Eitorf – Hat er seine tote Ehefrau zersägt und in Müllsäcken entsorgt? Im Fall der verschwundenen Sandra D. aus Eitorf steht das Bonner Landgericht weiter vor einem Rätsel.

Am Donnerstag versuchten die Hausärztin der Familie und ein ehemaliger Kollege des Angeklagten, Licht ins Dunkel zu bringen.

Seit September 2012 ist die damals 42-jährige Sandra D. aus Eitorf verschwunden. Ihr Ehemann war in einem ersten Prozess bereits wegen Totschlags zu elf Jahren Haft verurteilt worden, nachdem seine Geliebte ausgesagt hatte, er habe ihr gegenüber die Tat gestanden.

Zweifel an Glaubwürdigkeit

Im August begann der zweite Prozess, das Urteil wurde aufgehoben, der Angeklagte wurde damals auf Kaution frei gelassen. An der Glaubwürdigkeit der Zeugin wird gezweifelt. Die neue Anklage lautet erneut auf heimtückischen Mord.

Jetzt berichtete ein ehemaliger Kollege des Angeklagten von schaurigen Details.

Mitte November des Jahres 2012 will der Zeuge gesehen haben, dass der Angeklagte vier bis fünf blaue Müllsäcke verlud. Die beiden arbeiteten 17 Jahre lang gemeinsam als Köche, zuletzt in einem Troisdorfer Krankenhaus. Die Abfälle wurden von dort nach Bonn-Beuel transportiert.

„Ich habe dann den Witz gemacht, ob er Leichenteile transportiert“, erzählte der Kollege. Doch der mutmaßliche Täter habe nur gelacht und ihm erzählt, er wolle eine Matratze entsorgen – zerstückelt.

„Das kam mir alles wahnsinnig komisch vor“, beteuerte der Zeuge. Zur Polizei ging der Arbeitskollege damals trotzdem nicht.

Ein halbes Jahr später begab er sich in psychotherapeutische Behandlung, er ist seither arbeitsunfähig. „Ich habe einen Mord immer für möglich gehalten“, erklärte er. Doch er wolle sich nicht vorstellen, dass er 17 Jahre mit einem Mörder zusammengearbeitet habe.

Von der Geliebten will der Zeuge nach Ende des ersten Prozesses außerdem erfahren haben, dass der Angeklagte damals eine Säge im Baumarkt gekauft habe. Mit dem sogenannten „Fuchsschwanz“ soll er die Leiche zerstückelt haben.

Die Hausärztin der Familie berichtete hingegen von depressiven und psychosomatischen Problemen der Ehefrau. Sie habe ihr noch kurz vor ihrem Verschwinden Antidepressiva verschrieben.

Zeitweise sei Sandra D. regelmäßig mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter in die Praxis gekommen. Der Angeklagte habe auf sie dominant gewirkt, die Frau dagegen eher zierlich und zurückhaltend, berichtete die Hausärztin.

Der Strafprozess wird am Freitag fortgesetzt. Dann soll eine gemeinsame Freundin des Angeklagten und seiner ehemaligen Geliebten ihre Aussage machen.

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