Schulz’sche ApothekeEitorfs ältestes Fachgeschäft wechselt den Besitzer

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Die erste Apotheke in Eitorf mit Apotheker Julius Schulz (links zwischen den Bäumen), etwa im Jahr 1900.

Die erste Apotheke in Eitorf mit Apotheker Julius Schulz (links zwischen den Bäumen), etwa im Jahr 1900.

Eitorf – Die Alte Schulz’sche Apotheke neben dem Rathaus ist eine Institution in Eitorf: Fast auf den Tag genau vor 202 Jahren genehmigte der Medizinalrat in Düsseldorf die Einrichtung der ersten Apotheke im Ort.

Nun schließt sie zum 30. Januar – allerdings nur vorrübergehend. Eitorfs ältestes Fachgeschäft wechselt den Besitzer: Werner Crombach und seine Frau Andrea übernehmen das Haus von Winfried Quodbach.

Der 61-Jährige Crombach betreibt bereits die Apotheke am Markt, seine Frau die Löwen-Apotheke.

Aus dem im Zweiten Weltkrieg völlig zerstörten und 1952 wieder aufgebauten Gebäude soll „die modernste Apotheke im ganzen Rhein-Sieg-Kreis“ werden, so der alte Besitzer. Dafür wird das zweistöckige Haus abgerissen, das über die Jahre immer wieder umgebaut wurde.

Im Sommer 2018 soll ein neues, vierstöckiges Gebäude mit Liegendaufzug stehen, wie Andrea Crombach sagt, mit der Apotheke im Erdgeschoss und der Arztpraxis Hiepler, Mies und Köster im ersten Stock.

Neun Angestellte

Die neun Angestellten der alten Schulz’schen Apotheke sollen übernommen und für die Zeit des Neubaus in den beiden anderen Apotheken der Crombachs eingesetzt werden.

„Das war für mich Voraussetzung, das Geschäft abzugeben, nachdem mein Sohn es nicht übernehmen wollte“, sagt der alte Chef. „Das sind fast alles langjährige Mitarbeiter, zwei sind mit mir seit 36 Jahren dabei.“

Die „freundschaftliche Nachbarschaft“, die die beiden Familien trotz der langjährigen Konkurrenz pflegten, war beileibe nicht immer so freundschaftlich: Werner Crombachs Vater Ewald eröffnete 1958 die erste freie Apotheke in der Poststraße.

„Da war der alte Schulz erschüttert.“ Man wechselte die Straßenseite, traf man sich im Ort.

Schließlich war die Familie Schulz der Platzhirsch in Eitorf: 1836 hatte Weinhold Schulz die Räume am Markt von seinem Vorgänger übernommen.

Über Generationen versorgte die Apotheker-Dynastie Schulz die Eitorfer mit Arzneien und „geistigen Getränken“ nach eigener Rezeptur – eine Tradition, die Winfried Quodbach mit seinem „Ingwer Magen-Elixir“ fortführte.

Beim verheerenden Bombenangriff am 17. März 1945 wurde der Marktplatz mit seinem 800 Jahre alten Turm, dem barocken Rathaus und den umliegenden Gebäuden zerstört – auch die Apotheke lag in Schutt und Asche.

Apotheker Otto Schulz wurde bei den Aufräumarbeiten so schwer verletzt, dass er eine Woche später, am 24. März, starb. In der Gaststätte „Zum Treppchen“ richtete man eine Notapotheke ein, bis Ottos Sohn Günther die zerstörte Apotheke am Markt 1951 wieder aufbaute.

Von Günther Schulz übernahm Quodbach die Apotheke am 1. Juli 1981 als Pächter und kaufte sie schließlich sieben Jahre später.

„Schulz hatte über eine Anzeige einen Nachfolger gesucht“, erinnert sich der 69-Jährige. Der sollte, so lautete der Anzeigentext im pharmazeutischen Fachblatt, „sangesfreudig und sportlich“ sein. Ersteres sei er ja, lacht der gebürtige Kölner, der 1. Vorsitzender des MGV ist, aber „sportlich war ich nie!“

13 Kinder

Weinhold Schulz, der 1831 seine Apotheke mit Poststation in Much eröffnet hatte, erhielt 1836 die Konzession für eine Apotheke in Eitorf. Der dortige Apotheker hatte um die Genehmigung gebeten, sein schlecht laufendes Geschäft nach Niederzündorf zu verlegen.

In Eitorf betrieb Schulz neben der Apotheke eine Landwirtschaft (aus seinem Landbestand stammt das Grundstück des Alten Friedhofs) und war jahrelang Presbyter der evangelischen Gemeinde im Ort. Von den 13 Kindern, die er mit seiner Frau Anna Maria hatte, ließ er alle acht Söhne evangelisch taufen. Die fünf Töchter waren, wie ihre Mutter, katholisch. (seb)

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