Eselsweg gesperrtLebensgefahr am Drachenfels – das müssen Sie jetzt wissen

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Königswinter – Absperrgitter blockieren den Weg hinauf auf den Drachenfels. Schilder warnen in deutscher und englischer Sprache, das Betreten des Eselsweges, vielleicht der bekannteste Wanderweg im Rheinland, sei „strengstens verboten“.

Es herrsche „Lebensgefahr“. Der Eselsweg in Königswinter, Ostern 2014 nach dreijähriger Sperrung im Zuge von Sanierungsarbeiten erst wieder freigegeben, bleibt nun für voraussichtlich ein Jahr geschlossen. Was ist am Drachenfels passiert. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was führte zur Sperrung des Weges, der von Königswinter hinauf auf den 321 Meter hohen Drachenfels führt?

Messungen des geologischen Dienstes NRW ergaben eine akute Gefährdungslage, wie Udo Kotzea, bei der Bezirksregierung Köln zuständig unter anderem für Bauaufsicht, am Donnerstag in Königswinter erläuterte.

„Diese Gefährdungslage ist in einem eng begrenzten Bereich gegeben“, so Kotzea. Konkret geht es um einen Wegabschnitt direkt unterhalb des Aussichtsplateaus auf dem Drachenfels.

Dort könnten nach Angaben der Bezirksregierung Felsbrocken bis zu einem Volumen von mehreren Kubikmetern auf den Weg stürzen. Der bald anstehende Wechsel von Frost- zu Tauwetter könne die Gefahr eines Absturzes von Felsgestein sogar noch verstärken.

Aber, so fügte Kotzea am Donnerstag direkt hinzu: „Der Drachenfels wackelt nicht oder stürzt ein.“

Welchen Anlass gab es für die Messungen?

Der Geologische Dienst überwacht regelmäßig die bereits seit Jahrzehnten an der Spitze des Drachenfelses ins Gestein getriebenen Stahlanker, die den Gipfel sichern. Konkret werden die an den Ankern auftretenden Kräfte gemessen.

Dabei fielen an zwei Gesteinsnadeln, die dem gesicherten Fels vorgelagert sind und direkt oberhalb des Eselswegs stehen, tiefe Klüfte und Risse auf. „Dort könnten die Steine abscheren“, sagte Thomas Metz, ebenfalls von der Bezirksregierung.

Ab wo ist der Eselsweg jetzt gesperrt?

Der Weg ist von Königswinter kommend auf Höhe der Mittelstation der Drachenfelsbahn mit Stellgittern blockiert. Oben auf dem Fels ist eine Sperre am Aussichtsplateau aufgestellt.

Kann man jetzt zu Fuß gar nicht mehr auf den Drachenfels wandern? Doch, der Drachenfels ist auch weiterhin zu Fuß erreichbar. Der Verkehrs- und Verschönerungsverein Naturpark Siebengebirge hat einen Ausweichweg ausgeschildert.

„Man geht ab der Sperrung links unter der Bahn hindurch auf den sogenannten Kutschenweg und gelangt über diesen Weg hinauf“, erläuterte Hans Peter Lindlar, Vorsitzender des Vereins.

Darüber hinaus ist der Drachenfels natürlich weiter aus südlicher Richtung von Bad Honnef-Rhöndorf aus zu Fuß erreichbar. Auch die Zahnradbahn hinauf auf den Drachenfels ist von den Einschränkungen am Eselsweg nicht betroffen. Und die Drachenburg, die vis à vis der Mittelstation liegt, ist ebenfalls weiterhin über den Eselsweg erreichbar.

Wie lange bleibt der Eselsweg gesperrt?

Voraussichtlich ein Jahr lang ist der Weg in seinem oberen Abschnitt nicht betretbar. Udo Kotzea mahnte allerdings zur Vorsicht. Es könne immer sein, dass bei der Sicherung der porösen Felsen Verzögerungen aufträten.

Aus welchem Material besteht der Drachenfels?

Der bekannteste Hügel des Siebengebirges besteht aus Trachyt. Trachyt ist ein vulkanisches Gestein. Vor etwa 25,5 Millionen Jahren stieg hier Magma in Richtung Erdoberfläche auf, ohne diese aber zu durchbrechen. Die Magma erstarrte unter der Oberfläche.

Durch die Erosion darüber liegender Erdschichten entstand ein kuppelförmiger Hügel, dessen Form von der linken Rheinseite aus sehr gut zu erkennen ist. In Deutschland kommt Trachyt außer im Siebengebirge auch im Westerwald und am hessischen Vogelsberg vor.

Wie werden die porösen Felsen gesichert?

Das brüchige Material soll mit Hilfe von neuen Ankern im Felsen gesichert werden. Was sich auf diese Weise nicht sichern lässt, muss abgetragen werden, um die Gefahr zu beseitigen. Die Kosten trägt das Land Nordrhein-Westfalen.

Aber war der Eselsweg nicht erst gerade saniert worden?

Das stimmt. Der Weg wurde im April 2014 nach dreijähriger Sperrung wieder eröffnet. Allerdings wurde damals ein weiter unten gelegener Abschnitt der beliebten Wanderstrecke saniert. Auch damals war der Grund für die Sperrung Gefahr für die Wanderer: Im Juni 2011 war ein Felsbrocken auf den Eselsweg gestürzt.

Müssen auch die Felsanker, deren Widerlager gut sichtbar als Betonband im obersten Teil des Drachenfelses angebracht sind, saniert werden?

Ja. Die viele Meter langen Stahlsicherungen sind in den Jahren seit 1970 in den Fels getrieben worden und damit über 45 Jahre alt. Insbesondere zwei der damals in den Fels getriebenen insgesamt 38 Anker sind mittlerweile sanierungsbedürftig.

Wann die Arbeiten dafür beginnen, wie lange sie dauern und was genau gemacht werden muss, kann die Bezirksregierung derzeit auch wegen der großen geologischen Unwägbarkeiten am Fels noch nicht sagen. „Das Sicherungssystem am Drachenfels ist in Gänze in einem sehr guten Zustand“, sagte dazu Udo Kotzea. 

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