Harley-Davidson-ManufakturAus jeder Maschine wird ein Kunstwerk

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Maßgeschneiderte Maschinen sind das Metier von Carsten Kleinbongard (r.) und Stephan Heister.

Maßgeschneiderte Maschinen sind das Metier von Carsten Kleinbongard (r.) und Stephan Heister.

Windeck – Zwei Männer mit viel Leidenschaft für die Maschinen von Harley Davidson – das sind Stephan Heister und sein Kollege Carsten Kleinbongard. In der „Harley Davidson Manufaktur MCP Custombikes“, zu finden in der Nümbrechter Ortschaft Homburg-Bröl, erfüllen sie gemeinsam Bikerwünsche.

Die Frage, welche Art von Leuten zu ihren Kunden gehört, ist für Inhaber Heister schnell beantwortet: „Es sind echte Liebhaber und Individualisten, die gerne in ihre Maschinen investieren  und Wert auf einzigartige Designs legen.“ Aber auch Harleys, die sie während der Winterflaute nebenbei aufbereiten, um sich zu beschäftigen, finden ihren Angaben zufolge schnell Abnehmer, und das in ganz Europa: „Unsere Kunden sind teils Bekannte, aber vor allem Harley-Fans, die über unseren Internetauftritt auf uns aufmerksam werden. Wir exportieren Maschinen bis nach Dänemark und in die Schweiz“, sagt Inhaber Heister.

Im Oberbergischen zu bleiben und dort den Traum einer eigenen Manufaktur wahr zu machen, das war für den Nümbrechter nur plausibel: „Wir haben keine Laufkundschaft. In der Stadt wäre ein Standort allein schon wegen der Miete schwierig.“

In Gummersbach Maschinenbau studiert

Seit dem Jahr 2000 arbeiten Heister und Kleinbongard gemeinsam in der Werkstatt: „Unsere Zusammenarbeit funktioniert super. Ich entwickle die Ideen und kümmere mich um die Metallarbeit, und Carsten ist für das künstlerische Finish zuständig“, erklärt der 53-jährige Heister, der in Gummersbach Maschinenbau studiert und 1999 die alte Tankstelle in Homburg-Bröl gekauft und umgebaut hat. Kleinbongard ist freiberuflich als Künstler tätig, er kommt aus Windeck und hat den Umgang mit der Airbrush-Pistole während seines Studiums in Bochum erlernt.

„Den Laden zu schmeißen, kann man schon mutig nennen“, findet der 51-Jährige. „Es müssen eben Aufträge hereinkommen, damit wir uns über Wasser halten können.“ Im Winter sei das etwas schwieriger. Im Frühjahr aber, mit dem Beginn der Motorrad-Saison, könnten sie sich vor Aufträgen kaum retten: „Auf einmal fällt allen gleichzeitig ein, dass sie eben noch was an der Maschine verändert oder repariert haben müssen“, sagt der Windecker.

Neben seiner Arbeit bei MCP Custombikes ist er als Dozent an der Rhein-Sieg-Akademie in Hennef tätig. Auch die Umsetzung noch so ausgefallener Wünsche der Harley-Liebhaber sei kein Problem, versichert das Duo: „Wir hatten mal einen Kunden, der sein Schutzblech am hinteren Rad unbedingt ein Stück länger haben wollte. Also haben wir ein zweites gekauft und ein Stück davon an das andere montiert“, berichtet Heister.

Fachleute an der Hand

Das seien eher kleine Details und Extras, die nicht direkt auffielen, aber dennoch viel Arbeit machten. Teilweise stecke ein Jahr Tüftelei in ihren Werken. Und für den Fall, dass ein Motorrad komplett anders aussehen soll, erklärt Heister: „Eigentlich  brauchen wir nur den Rahmen einer Harley, die bestenfalls schon zugelassen war. Die restlichen Umbauten und Sonderanfertigungen nehmen wir dann selbst vor.“

Für Arbeiten, die sie nicht ausführen können, haben sie Fachleute an der Hand, beispielsweise einen Sattler und einen Lackierer. In den vergangenen Jahren sei es immer schwieriger geworden, Harleys neu zuzulassen, da sich die Anforderungen verändert hätten. „In Amerika nehmen die es nicht so genau. Leider zeigt sich das auch an den Harleys, die importiert wurden und an denen schon herumgebastelt worden ist“, gibt Heister zu bedenken und warnt vor Hobby-Schraubern, die weder eine Ausbildung noch das passende Werkzeug besitzen: „Diese Maschinen würden hier auch nie zugelassen werden. Da darf man gar nicht reinschauen.“

Beide Harley-Liebhaber legen großen Wert auf Genauigkeit: „Wenig investieren und eine gute Qualität erwarten, das funktioniert nicht“, sagen Heister und Kleinbongard. „Wir haben schon oft erlebt, dass Kunden mit verpfuschten Teilen zu uns kamen. So haben sie am Ende doppelt gezahlt, und wir hatten mehr Arbeit damit als notwendig wäre.“ Unabhängig davon sind sich die Männer einig: „Die Herausforderung, einen Kundenwunsch umzusetzen, macht uns einfach einen Riesen-Spaß. Deshalb machen und lieben wir unseren Beruf.“ www.mcp-custombikes.de

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