"Solidarische Landwirtschaft" in HennefSolidarität mit dem Verbraucher

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Biobauer Bernd Schmitz aus Hennef-Hanf mit Gesa Maschkowski von der Solidarischen Landwirtschaft Bonn und Demeter-Gärtnerin Lisa Schäfer (v.l.)

Biobauer Bernd Schmitz aus Hennef-Hanf mit Gesa Maschkowski von der Solidarischen Landwirtschaft Bonn und Demeter-Gärtnerin Lisa Schäfer (v.l.)

Hennef/Bonn – Drei Kartoffeln, ein paar Kürbispflanzen – der Gemüsegarten auf dem Hofgelände von Bernd Schmitz in Hanf diente bis jetzt nur der Selbstversorgung. Doch das soll sich ändern: Anderthalb Hektar Fläche will der Biobauer, der bisher nur in der Milchproduktion tätig war, in Ackerland umwandeln. Kartoffeln, Gemüse, Kohl, Rote Beete, Getreide und Lagergemüse sollen angebaut werden. Und das mit einem landwirtschaftlichen Konzept, das einmalig im Rhein-Sieg-Kreis ist.

„Hier entsteht eine solidarische Landwirtschaft“, erklärt Schmitz. Gemeinsam mit einer Bonner Gruppe, dem Gemüsebaubetrieb Werner Grüsgen aus Alfter und Demeter-Gärtnerin Lisa Schäfer will Schmitz Menschen aus Hennef und Bonn nicht nur mit biologisch angebauten Lebensmitteln versorgen, sondern Teil der Landwirtschaft werden lassen.

„Die Ernte wird im Gemeinschaftsprozess erarbeitet“, erläutert Gesa Maschkowski von der Gruppe Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) Bonn. Finanziert wird Saatgut, Arbeitsgerät, Gewächshäuser und die Schaffung von Arbeitsplätzen durch die Mitglieder. „Alle zahlen eine Jahressumme auf ein Konto ein und werden anteilig an der Ernte beteiligt.“

Auch die Beteiligung an der anfallenden Arbeit, zum Beispiel beim Ziehen von Wildschutzzäunen, bei der Kartoffelernte, dem Bau eines Gewächshauses oder mobilen Hühnerstalls ist vorgesehen.

Viele Interessenten für neue SoLaWi, die sich am Sonntag gründen will, gibt es bereits. „Wir streben 100 Mitglieder an“, erklärt Lisa Schäfer. „Die Balance muss gegeben sein zwischen der Anzahl der Leute, die den Anbau finanzieren und die man mit dem Ertrag dann auch versorgen kann.“

Mitglieder treffen sich regelmäßig

Die Mitglieder sind auch dafür verantwortlich, dass der Anteil der Ernte sie erreicht. „Sie müssen sich Depots suchen, wo sie die Waren wöchentlich hinliefern lassen“, erläutert Maschkowski. Das Organisieren einer Lagerhalle oder Kühlhauses sei nicht nur wichtig, um das Gemüse zum Beispiel über den Winter frisch zu halten, sondern auch, damit die Gemeinschaft auch wirklich zusammenarbeite. Alle drei Monate ist eine Mitgliederversammlung vorgesehen. Kurze Wege zu den einzelnen Depots, die in Hennef und im Raum Bonn eingerichtet werden, sollen zudem dazu beitragen, den CO2 -Ausstoß so gering wie möglich zu halten.

„Es geht uns darum, Lebensmittel von guter Qualität aus fairer Landwirtschaft herzustellen“, sagt Maschkowski. „Aber wir wollen auch eine Wertschätzung für das schaffen, was man auf dem Teller hat. Lebensmittel werden heutzutage zu Preisen weit unter ihrem Wert verkauft.“

Bauern kämpfen um jeden Quadratmeter Land, die meisten Betriebe spezialisieren sich auf Monokulturen, der Verbraucher hat keinen Bezug mehr dazu, wie seine Lebensmittel entstehen. Aus diesem Muster wollen sich die Beteiligten Betriebe und die Mitglieder der SoLaWi lösen. Sie wollen wieder selber Hand anlegen und eine biologische und lokale Landwirtschaft fördern. Der Solidaritätsgedanke spielt bei dem Konzept eine entscheidende Rolle: Anbau und Ernte werden von Landwirten und Verbrauchern gemeinsam organisiert und finanziert.

Bernd Schmitz, der mit 45 Kühen jährlich 270 000 Liter Bio-Milch jährlich produzierte, sieht in dem jetzigen „kleinen, vorsichtigen Start in das Experiment solidarische Landwirtschaft“ auch für seine Zukunft als Bauer eine gute Chance, sich dem Marktdruck „Wachse oder weiche“ ein Stückweit entziehen zu können. „Für mich stellt sich in Zukunft die Frage, ob ich weniger Kühe habe und stattdessen die Flächen für Gemüse und Kartoffeln nutze, um die Verbraucher direkt zu versorgen. Auch die Milch würde ich gerne direkt in die SoLaWi einbringen.“ Eine eigene Käserei schwebt ihm vor („Das sind dann noch mal weitere Arbeitsplätze“), das angebaute Getreide soll ein Bäcker zu Brot verbacken. „Es gibt ganz tolle Entwicklungsmöglichkeiten!“

Die Gründungsversammlung der SoLaWi ist am Sonntag, 15. Juni, ab 15 Uhr in der Scheune von Karola Hoffmann, Messdorfer Straße 30, in Bonn. Anmeldung erforderlich

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