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Firma Ammann in HennefRütteln mit der vertrauten Mannschaft

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Hennef – Rütteln, stampfen, verdichten – das ist das Geschäft von Ammann im Gewerbegebiet Hennef-West. Die alte Doppelwalze steht vor dem Verwaltungsgebäude in der Josef-Dietzgen-Straße, an das sich die Produktionshallen anschließen.

Sie zeigt das breite Spektrum – vom kleinen Handstampfer bis zum großen Selbstfahrer. Direkt neben der Autobahn und der Stoßdorfer Straße bauen rund 140 Mitarbeiter Rüttelplatten und Stampfer in verschiedenen Größen zusammen, vertreiben dazu die imposanten Gefährten mit den großen Stahlrollrädern. Etwa 45 Millionen Euro macht das Unternehmen, an dessen Spitze Geschäftsführer Bernd Holz steht. „Mein Ziel wären schon einmal 50 Millionen“, sagt er engagiert. Das Unternehmen ist gut im Geschäft, aber nur in einem schmalen Segment Marktführer: bei der 550-Kilogramm-Vibrationsplatte. Seit sechseinhalb Jahren zeichnet Holz verantwortlich, hat in dieser Zeit „lean production“, also die schlanke Produktion, eingeführt.

Entlassen hat er niemand, einen Arbeitsplatzabbau gab es allerdings im Krisenjahr 2009 wegen fehlender Aufträge. Zehn Prozent der Belegschaft mussten damals gehen, inzwischen sind die meisten aber wieder zurück. Überhaupt sind viele Mitarbeiter seit langen Jahren dabei, Fluktuation gibt es kaum. 14 bis 16 Auszubildende lernen in kaufmännischen Berufen oder den Zerspanungsmechaniker. Viele Ferienjobs bietet die Firma an, Studenten machen Praktika und betreuen Projekte, die durchaus in die Produktion einfließen.

Verkürzte Wege

Die Verschlankungsprozesse im Betriebsablauf dienten dazu, Wege zu verkürzen, das Material und die Werkzeuge am Einbauort zusammenzuführen. Mehr Produkte in der selben Zeit mit der gleichen Mannschaft herzustellen, um den Markt zu bedienen, das ist das Credo von Holz. Gut 13 000 Geräte gehen jährlich in den Handel, inzwischen werden auch Lager bestückt, um Spitzen abzufedern.

Das Hennefer Werk Ammann Verdichtung gehört zum Schweizer Konzern Ammann, der bereits in der sechsten Generation inhabergeführt ist. 1963 hatte Benno Kaltenegger in Siegburg eine Maschinenfabrik gegründet, die Doppelvibrationswalzen herstellte. 1967 kam der Umzug nach Hennef. Seit 1977 werden Vibrationsplatten produziert, 1979 wurde der hydrostatische Antrieb erstmals eingesetzt. 1980 bot das Unternehmen weltweit erstmalig eine vollhydraulische Vibrationsplatte aus. 1983 geriet das Werk unverschuldet in schwere Turbulenzen wegen der Bankeninsolvenzen um das Bankhaus SMH. Der damalige Geschäftsführer und Vorgänger von Holz, Volker Dammann, betrieb die Übernahme durch die Schweizer 1984 – eine bis heute tragende Etnscheidung. „Ammann-Duomat“ übernahm 1986 den Vertrieb der in Langenthal gebauten Tandem-Vibrationswalzen und später in den 90er-Jahren der Großwalzen und Walzenzüge. Solche Geräte stehen auch heute noch auf dem Firmengelände.

Die Fertigungskapazitäten an der Kurhausstraße reichten bald nicht mehr aus, zu groß war die Nachfrage. Der Ammann Verwaltungsrat genehmigte den Bau eines neuen Werks. Elf Monate Bauzeit dauerte es, bis die Hallen in der Josef-Dietzgen-Straße fertig waren. Im Dezember 1992 weihte Johann Niklas Schneider-Ammann den neuen Standort ein.

Palette weiterentwickelt

Die Produktpalette wurde ständig weiterentwickelt, 1998 kommt aus Hennef der Patentantrag für den sogenannten Drei-Wellenerreger. Damit wird der Kippeffekt bei der Plattenvibration, das Eingraben in weichen Grund, gemildert.

Die Verdichtungsleistung erhöht sich genau so wie die Steigfähigkeit. In 2005 wird die schon in Großwalzen genutzte flächendeckende Verdichtungsmessung ACE (Ammann Compaction Expert) integriert in die von Hand geführten kleineren Geräte. Eine Anzeige führt den Bediener und zeigt ihm an, wie häufig er an einer Stelle noch verdichten muss.Das Verfahren erleichtert die Arbeit erheblich und macht sie zudem präziser.

Das kommt nicht von ungefähr. Auf dem Außengelände gibt es einen eigenen Testparcours. Immer rundherum im Kreis rüttelt sich da eine Platte voran. Die Messergebnisse werden in der Entwicklung verwertet. Auch in der normalen Produktion werden die Geräte ständig überprüft. In schallgedämpften Kabinen werden Langzeit-Tests durchgeführt. Im Ein-Schicht-Betrieb bauen die Beschäftigten aus Gussteilen und Motoren die Baumaschinen zusammen, bevor sie in der Lackiererei die Ammann-Farben bekommen: Gelb und ein spezifisches Blau-Grün. Jedes Gerät hat eine Laufkarte, der komplette Prozess ist nachvollziehbar. Das ermöglicht einen reibungslosen Ablauf, um jederzeit ausreichendes Material an den Montageplätzen zu haben. Das wird von Mitarbeitern angeliefert, die Monteure müssen nicht zu weit entfernten Lagerstätten laufen, um sich etwa mit einer Handvoll Schrauben zu versorgen.

Die Arbeit wird verdichtet, an ihr gerüttelt wird nicht. Ammann hat es unter Holz gelernt, in die Stadt hinein zu wirken, etwa bei der Europawoche oder dem Stadtfest. Damit die Hennefer auch erfahren, was da an der Josef-Dietzgen-Straße eigentlich passiert.

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