Purple SchulzNeues Album nach 15 Jahren

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Purple und Eri Schulz

Purple und Eri Schulz

Hennef – Nach 15 Jahren ein neues Album, was ist das Besondere daran?

Purple Schulz: Das ist mein erstes Familienprojekt. Meine Frau Eri und ich haben es geschrieben, unsere Kinder haben sowohl auf dem Album als auch in den von meinem Sohn Dominik gedrehten Videos dazu mitgewirkt. In „Ich hab Feuer gemacht“ geht die Besetzung von meiner Enkelin, ein Jahr, bis zu meiner Schwiegermama, 78 Jahre. Im Video zu „Fragezeichen“ geht es um Demenz und Alzheimer. Wir versuchten einen Eindruck davon zu vermitteln, was in den Patienten vor sich geht. Das ist uns offenbar gelungen, denn viele Verbände, wie die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, haben das Video auf ihre Seiten gestellt.

Wichtig, aber auch etwas sperrig.

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Purple Schulz: Im Gegenteil. Wir bekommen unglaublich viel Resonanz von Menschen in Pflegeberufen. Die schönste Reaktion stammt von einem, der seinen Beruf an den Nagel hängen wollte, und nachdem er das Video sah, entschied er sich, weiterzumachen. Das zeigt, dass dieses Video etwas in Bewegung setzt.

Aber noch einmal nachgefragt: warum so schwierige Inhalte?

Purple Schulz: Wir, die 40- bis 65-jährigen, finden uns im Pop, der im Radio gespielt wird, nicht wieder. Deshalb haben wir ein Album mit den Themen gemacht, die unsere Generation beschäftigen.

Was ist das andere, das, was sich absetzt von der aktuellen Radiokultur?

Purple Schulz: Ich habe dem Album ein Zitat des argentinischen Therapeuten und Autors Jorge Bucay vorangestellt: „Kindern erzählt man Geschichten zum Einschlafen – Erwachsenen, damit sie aufwachen.“ So ist das Album und so sind auch die Konzerte. Ich werde da beim Geschichten erzählen auch schon mal sehr persönlich, so dass im Publikum geweint, aber auch viel gelacht wird. Wie das Leben eben so ist. Alles liegt ganz nah beieinander. Aber am Ende gehen sie alle lächelnd raus, aufgewühlt, verändert. Das Programm macht was mit ihnen. Und mich macht sowas glücklich.

Was ist mit dem alten Purple Schulz, einem der Hauptvertreter der Neuen Deutschen Welle der 80er-Jahre?

Purple Schulz: Natürlich spielen wir „Verliebte Jungs“, „Sehnsucht“ und die ganzen Hits. Die Leute wären ja enttäuscht, wenn das nicht käme. Aber als dreifacher Großvater ist man halt kein verliebter Junge mehr. Obwohl ich meine Frau viel intensiver liebe, als ich es vorher gekonnt hätte. Doch die Themen ändern sich, wir singen von Demenz und Religion, vom Sterben und von der Diskrepanz zwischen Recht und Gerechtigkeit. Wir sind in einem Alter, in dem wir uns mit diesen Dingen beschäftigen: die Eltern pflegen, die Kinder gehen aus dem Haus...

Wie läuft das Marketing dafür?

Purple Schulz: Es ist unheimlich schwierig, das alles zu stemmen, ohne ein großes Label im Rücken. Wir sind mehr als 8000 Kilometer durch Deutschland getourt bei unserer Radio- und Fernsehsenderreise. Ich habe gestaunt, wie sich die Medienlandschaft geändert hat. „Das ist schwer zu spielen“, haben wir immer wieder gehört. Aber „Ich hab Feuer gemacht“ ist nicht nur ein Lied gegen die Institution Schule und für Mut und Kreativität, sondern meiner Meinung nach auch absolut radiotauglich. Aber erklär das mal einem Computer, der das Musikprogramm zusammenstellt.

Purple Schulz tourt ohne Josef Piek, was ist passiert?

Purple Schulz: Wir haben uns getrennt, weil wir gemeinsam nicht mehr weiterkamen. Jetzt spiele ich mit meinem neuen Gitarristen Schrader zusammen, und das macht richtig Spaß! Er hat eine großartige Bühnenpräsenz, unglaublich viel Humor, und er spielt einfach fantastisch.

Auf dem Album sind viele befreundete Künstler dabei, wie ist das Ding denn entstanden?

Purple Schulz: Wir haben es komplett hier im Haus produziert. Heinz-Rudolf Kunze kam vorbei, als es in seinen Kalender passte. Zehn Minuten hat die Aufnahme gedauert, dann haben wir zusammen Kuchen gegessen. Das war oft eine große Tafel hier. Es war mir ein Fest, mit diesen Künstlern zu arbeiten, Anne Haigis, Regy Clasen, Dania König und Christina Lux: Sie alle haben mitgemacht, weil wir gemeinsam unheimlich viel Spaß hatten. In meinem „Kleine-Welt“-Studio“ im Keller habe ich dann alles mit meinem „Fast-Schwiegersohn“ Michael Nebel produziert, der übrigens schon Genesis in Rom aufgenommen hat.

Und nach den Konzerten: Wie sieht so ein Abend aus?

Purple Schulz: Von der Bühne gehe ich mit Schrader an unseren Stand und signiere die CDs und Shirts, die meine Frau Eri dort verkauft. Das kann schon mal bis zu einer Stunde dauern. Ich nehme mir diese Zeit aus tiefer Dankbarkeit den Fans gegenüber, die nach all den Jahren in unsere Konzerte kommen und unsere CDs kaufen.

Wie geht es in den kommenden Jahren weiter mit Purple Schulz?

Purple Schulz: In Dortmund habe ich vor ein paar Jahren Leonhard Cohen gesehen, er war damals, glaube ich, 77 Jahre alt. Es geht also auch noch 20 Jahre so weiter. Hoffe ich!

Und zum Abschluss der Tour geht es ins Kur-Theater nach Hennef. Was erwarten Sie?

Purple Schulz: Das Kur-Theater finde ich sehr ungewöhnlich und intim. Und es passt somit wunderbar zu meinem neuen Programm, das auch sehr in die Tiefe geht. Das bekommst du auf keinem Stadtfest hin. Das funktioniert am besten in einem Theater, vor allem, wenn es so schön ist wie in Hennef und so liebevoll geführt wird.

Das Gespräch führte Ralf Rohrmoser-von Glasow

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