„Tante VRoni“In Lohmarer Bank gibt es nun auch Lebensmittel

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Lohmar – Rohe Eier, zarte Kekse, Leberwurst im Glas – auch zerbrechliche Lebensmittel spuckt „Tante VRoni“ unversehrt aus, der Automat trägt quasi Samthandschuhe. Martin Schilling, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Rhein-Sieg, hält freudestrahlend eine Literflasche Vollmilch in die Kameras: Etliche Reporterteams aus der Großstadt drängten sich gestern Nachmittag zur Premiere im Foyer der Bankfiliale im Dörfchen Heide.

Denn die Genossenschaftsbank versorgt als bundesweit erstes Kreditinstitut Kunden nicht nur mit frischen Geldscheinen, sondern auch mit Nahrung.

Ein bisschen teurer als im Supermarkt sind die Lebensmittel. Auch Bioware ist im Angebot des modernen Nahversorgers.

Ein bisschen teurer als im Supermarkt sind die Lebensmittel. Auch Bioware ist im Angebot des modernen Nahversorgers.

Streng genommen müssen die Käufer noch nicht einmal Bares im Portemonnaie haben, steht doch der Geldautomat gleich nebenan. Münzen ab fünf Cent aufwärts und Scheine, Fünfer, Zehner und Zwanziger, schluckt der Regiomat, den ein Unternehmen aus Ulm entwickelt hat.

Der Mensch drückt eine Nummer am mannshohen Automaten, wirft das Geld ein und kann die Ware, die mit einem fahrbaren Regal sanft hinab transportiert wird, aus dem Ausgabefach entnehmen.

Drei Maschinen im Foyer

Zum Sonderpreis habe die Bank die drei Maschinen bekommen, so Banksprecherin Andrea Schrahe. 35.000 Euro investierte die VR-Bank, die ihr Engagement als reinen Service sieht. „Geld verdienen wir damit nicht“, sagte Bank-Vorstand Holger Hürten, der das Projekt betreut. Im Gegenteil: Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten müsste die Filiale eigentlich komplett schließen – und nicht nur die persönliche Beratung, die letztmalig in dieser Woche noch von 9 bis 12.30 Uhr vor Ort ist.

Doch anders als andere Banken „stellen wir uns der Verantwortung für unsere Region und ziehen uns nicht aus der Fläche zurück“, so Hürten.

Auch die Kooperationspartner – das Bauerngut Schiefelbusch und Edeka Kötter – erwarten kein Riesengeschäft mit Mehl, Butter und Zucker, mit Kaffee und Käse, Nudeln, Schinken, Wurst – und mit kompletten Gerichten zum Selberkochen samt Rezept, obwohl die Preise etwas über denen im Supermarkt liegen. Und obwohl die Bank null Prozent verlangt vom Umsatz.

Alle zwei Tage spätestens werden die Automaten nachgefüllt, erklärte Elisabeth Trimborn vom Bauerngut. „Und wenn ein Fach leer ist, kriegen wir automatisch eine Nachricht aufs Handy.“ Man müsse neue Wege gehen in der Nahversorgung, sagte Einzelhändler Heiner Kötter, der sein selbst entwickeltes Konzept „Clever kochen“ bislang nur im Seelscheider Supermarkt angeboten hat.

Acht komplette Gerichte zum Selberkochen hält Tante Vroni gut gekühlt bereit – mit frischem Fleisch, Gemüse und Obst. Kosten: acht bis 15 Euro, „davon werden drei bis vier Personen satt“, so Kötter. Von 5.30 bis 23 Uhr hat das Lädchen geöffnet. Das Sortiment soll wechseln – zur Zeit gibt es zum Beispiel gekochte und gefärbte Ostereier – und dabei werden auch Kundenwünsche gehört. Zur Einrichtung gehört eine Schiefertafel samt Kreide.

Ein wenig Nostalgie bei der High-Tech-Tante Emma.

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