Lohmar„Er wollte die Kinder töten, um die Mutter zu bestrafen“

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Der Angeklagte vor Gericht

Lohmar/Bonn – Weil ihn die zunehmende Emanzipation seiner Ehefrau ärgerte, soll ein Syrer seine drei kleinen Kinder im Februar aus dem Fenster einer Flüchtlingsunterkunft in Lohmar geworfen haben. Am Dienstag begann der Prozess gegen den 35-Jährigen, der in insgesamt vier Fällen vor dem Bonner Landgericht angeklagt wurde.

Als der dreifache Familienvater in den Gerichtssaal geführt wurde, fiel er zunächst wie zum Gebet auf den Boden, das blaue T-Shirt über den Kopf gezogen, so dass Narben auf seinem Oberkörper sichtbar wurden. Während Staatsanwalt Florian Geßler die Anklageschrift verlas, brach der Syrer immer wieder in Tränen aus und beteuerte, dass er eine Aussage machen wolle, um sich zu erklären.

Bevormundung nicht mehr akzeptiert

Denn die Vorwürfe gegen ihn sind schwer: Schon länger soll sich der Flüchtling über das neue Rollenverständnis seiner Ehefrau geärgert haben. Bereits am 4. Januar dieses Jahres soll der Angeklagte in einen Streit mit seiner Frau geraten sein, da sie seine aus der Heimat gewohnte Bevormundung zunehmend nicht mehr akzeptierte. Sie habe sich nicht mehr alles gefallen lassen wollen, heißt es in der Anklage.

Am Nachmittag soll er seiner Frau im Streit deshalb mit einem Kochtopf ins Gesicht geschlagen haben, sodass diese eine Platzwunde erlitt. Sie erstatte Anzeige. Wenig später zog sie diese jedoch zurück und ließ ihren Ehemann wieder in die gemeinsame Wohnung in der Flüchtlingsunterkunft zurückkommen, bis sie sich am 1. Februar laut Anklage abermals stritten. Als die Ehefrau sich mit Kopfschmerzen zurückgezogen hatte, soll das Unfassbare passiert sein: Zunächst soll sich der Angeklagte seinen fünfjährigen Sohn und die erst einjährige Tochter gepackt und ins Badezimmer geschleppt haben. Dort habe er das Kleinkind in der Badewanne abgesetzt, dann den größeren Bruder aus dem Badezimmerfenster im ersten Stock der Flüchtlingsunterkunft geworfen.

Der Junge zog sich mehrere schwere Brüche, Prellungen und innere Verletzungen zu. Unmittelbar danach soll sich der mutmaßliche Täter auch seine einjährige Tochter gegriffen und sie ebenfalls aus dem Badezimmerfenster geworfen haben. Das Mädchen fiel auf den älteren Bruder, weshalb sie mit Prellungen und Blutergüssen verhältnismäßig glimpflich davonkam.

Niedere Beweggründe

Schließlich soll der Angeklagte in seiner Wut auch noch seine älteste Tochter in der Küche an Armen und Beinen gegriffen und dort aus dem Fenster geworfen haben. Die Siebenjährige kam hart auf dem Betonboden auf und erlitt unter anderem einen Schädelbasisbruch und Hirnblutungen. „Die Intention war, die Kinder zu töten, um damit die Mutter zu bestrafen“, schloss Staatsanwalt Geßler schließlich die Anklage wegen gefährlicher Körperverletzung in einem Fall und versuchten Mordes in drei Fällen. Dabei soll der Angeklagte nicht nur heimtückisch, sondern auch aus niederen Beweggründen gehandelt haben. Vor der Polizei soll er seine Tat bereits gestanden haben.

Der Prozess wird am kommenden Dienstag, 27. September, bis zum 12. Oktober fortgesetzt. Für die weiteren Termine kündigte der Angeklagte bereits an, aussagen zu wollen, damit „sein Anliegen verstanden wird“.

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