LohmarViel Widerspruch gegen Bauprojekt in Donrath – Sägewerk rottet vor sich hin

Lesezeit 4 Minuten
Das ehemalige Donrather Sägewerk verkommt zusehends. Seit einem Brand im Dezember 2009 steht der Betrieb still.

Das ehemalige Donrather Sägewerk verkommt zusehends. Seit einem Brand im Dezember 2009 steht der Betrieb still.

Lohmar – Auf viel Gegenliebe stießen die Neubaupläne für Donrath nicht, die die Stadtverwaltung bei einem Informationsabend den Bürgern vorstellte.

Ein Anwohner stellte schließlich die kritische Frage: „Macht sich jemand Gedanken, ob das überhaupt zu Donrath passt?“

Dafür bekam er Applaus von vielen der 100 Besucher der Bürgerinfo im Rathaus zum Bebauungsplan Nummer 64. Ein anderer sprach von „einer fatalen Veränderung des Erscheinungsbilds“. Anwesende Ratsmitglieder merkten, dass sie noch viel Überzeugungsarbeit leisten und an den Planungen arbeiten müssen, um die Donrather ins Boot zu holen.

Zwischen Kirche und Bolzplatz

Zwei Varianten wurden vorgestellt für das seit Jahrzehnten ruhende Gelände zwischen B 484 im Osten, Donrather Straße im Westen, katholischer Kirche im Süden und Bolzplatz im Norden: die eine umfasst 25 Wohneinheiten in Einfamilien- oder Doppelhäusern, die zweite 50 Wohneinheiten in einem dreigeschossigen lärmgedämmten Gebäuderiegel mit Tiefgarage entlang der B 484.

Dieser Bau soll zugleich als Lärmschutz für 20 dahinterliegende neue Einfamilien-, Doppel- oder Reihenhäuschen dienen.

Bolz- und Spielplatz sowie die Gaststätte „Weißes Haus“ und auch der Imbiss sollen erhalten bleiben. Er sol möglicherweise etwas verlagert werden. Ein Supermarkt mit 400 Quadratmetern Fläche, in den Plänen als „Nahversorger“ bezeichnet, gehört ebenfalls zum Projekt.

Brache des stillgelegten Sägewerks

Mitten in dem Areal befindet sich die Brache des stillgelegten Sägewerks, in dem es 2009 brannte. Der erbärmliche Zustand dieses Grundstücks stört die Stadtvertreter und Politiker genauso wie die Donrather Bürger. Dass hier dringend etwas geschehen muss, machte spätestens der Einsturz des Daches Anfang März deutlich. Die dort gelagerten Fässer mit Altlasten konnte der Kreis als Aufsichtsbehörde bisher noch nicht untersuchen.

Trotz der allgemeinen Kritik an dem Plan beteiligten sich die Donrather rege an verschiedenen Aspekten der Planung. Schon jetzt habe man Probleme mit Staus und Stockungen an der Einmündung der Donrather Straße/Bundesstraße 484, hieß es häufig von den Anwohnern.

Deshalb lehnten viele die größere Variante mit den 70 Wohneinheiten für rund 200 neue Bewohner ab. Mit der umfangreicheren Variante wolle ein möglicher Investor doch nur viel Geld verdienen, beschwerten sich Anwohner. Im Verlauf der Diskussion schälte sich aber heraus, dass die kleinere Variante ohne den Gebäuderiegel für einen Investor wohl kaum attraktiv sein dürfte.

Der Stadtplaner Dieter Beele, der mit großer Ruhe moderierte, sagte offen, natürlich spiele „die Wirtschaftlichkeit“ eine Rolle. Investoren seien interessiert, möglichst viel Wohnraum auf erworbenen Flächen zu schaffen, damit sich die Investition bei den zu erwartenden Kosten auch lohne.

Bürgermeister Horst Krybus ergänzte, dass der Investor bei den Ausgaben schließlich zusätzlich mit Entsorgungskosten für Altlasten zu kämpfen habe. Der Stadtrat sehe aber in dem Neubauplan die Chance, endlich den „Schandfleck“ Sägewerk zu beseitigen, den Ortsteil städtebaulich aufzuwerten, einen Lebensmittelhändler zu gewinnen und einen Teil des in der ganzen Stadt dringend benötigten Wohnraums schaffen zu können.

Firma müsste wegziehen

Vier Eigentümer teilen sich bisher das 2,6 Hektar große Areal: die Stadt, die Overath GmbH, die für Mehrweg-Transportverpackungen bekannt ist, der Besitzer der Gaststätte und des Saals „Weißes Haus“ sowie eine rumänische Firma, die das Sägewerk übernommen hatte. Letztere oder eine ihrer Schwesterfirmen könnte Gesamtinvestorin werden. Man habe viel Wohnbauerfahrung, sagte ein Besucher der Informationsveranstaltung, der sich für die rumänische Firma aussprach.

„Wichtigster Knackpunkt“ der Planung, so Horst Krybus, sei die Firma Overath. Die müsse wegziehen, „sonst geht gar nichts“. Bisher hat diese aber noch nicht von der der Möglichkeit Gebrauch gemacht, ihren Sitz ins Gewerbegebiet Sülz zu verlegen. Darauf warten viele in der Stadt – bisher vergebens.

Wohnraum ist knapp

Eine ältere Donratherin, Helene Krotky, Vorsitzende des Bürgerbus-Vereins, brach eine Lanze für den Geschosswohnungsbau im Gebäuderiegel. Alte Menschen würden die für sie zu groß gewordenen Einfamilienhäuser verkaufen und sich kleiner setzen wollen. Mit den neuen Wohnungen hätten sie die Möglichkeit, in ihrem angestammten Ort Donrath zu bleiben.

Charly Göllner reagierte auf den Vorwurf, ein Investor wolle mit dem Baugebiet nur viel Geld verdienen. Der Grünen-Stadtverordnete sagte: „Sinn dieser Planung ist nicht, irgendeinen Menschen reich zu machen, sondern den Wohnungsmangel zu beseitigen und den Schandfleck Sägewerk endlich wegzubekommen.“

Die Stadt habe dafür kein Geld und plane wegen des allseits beklagten Wohnungsmangels Geschosswohnungsbauten mit Investoren, auch in Wahlscheid, Birk und Lohmar-Ort. (ca)

KStA abonnieren