UnternehmenApfelsaft-Kelterei in Lohmar – Geschmack variiert bei jeder Abfüllung
Andreas Kühn analysiert jede Pressung des Saftes. Seine Säfte sind frei von Farb- und Konservierungsstoffen.
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Lohmar – Die Zeit der Ernte ist schon lange vorbei. Jetzt werden die Säfte nach Abfülltagen im Lager sortiert.
Andreas Kühn hat seit Sommer vorigen Jahres eine eigene Kelterei am Auelsweg 22 in Lohmar. Je nach Presstag und angelieferter Sorte hat der Apfelsaft einen anderen Geschmack.
„Durch Säure- und Zuckergehalt ergibt sich eine individuelle Cuvée“, so der 40 Jahre alte Experte. Die Unterschiede lassen sich am jeweiligen Öchslewert festmachen.
In einer Liste wird alles mit Datum notiert. Fast so wie die Jahrgänge bei den Weinen. „So kann ich meinen Kunden anhand des Datums den gewünschten Geschmack bieten.“
Allerdings darf man sich die Bandbreite nicht wie beim Wein von ganz sauer bis sehr süß vorstellen. Beim Apfelsaft gibt es eher Nuancen, die schmeckbar sind.
Von Usbekistan nach Siegburg
Für den fünffachen Vater war es immer der Wunsch, eine eigene Kelterei zu betreiben. Doch der Weg dahin war nicht einfach. „Als ich zehn Jahre alt war, bin ich mit meinen Eltern aus Usbekistan nach Siegburg gekommen“, erzählt er.
Nach dem Hauptschulabschluss machte er eine Ausbildung als Fachkraft für Fruchtsafttechnik in einem großen Unternehmen in Hennef. „Ich bin naturverbunden, und dieser eher ungewöhnliche Beruf hat mir deswegen sofort gefallen.“ Irgendwann wechselte er zu einer kleinen Kelterei, weil er auch einmal in einem solchen Betrieb arbeiten wollte.
Dann ereilte ihn ein Schicksalsschlag: Nach dem Kauf und Umzug in ein eigenes Haus ging es ihm gesundheitlich immer schlechter. Er war völlig entkräftet, konnte nicht mehr arbeiten.
„Bis die Ärzte herausgefunden hatten, dass es eine Bleivergiftung war, hatte es gedauert.“ Die alten Rohre im Haus waren schuld. Der 40-Jährige hatte immer Leitungswasser getrunken.
„Nach dem Auswechseln der Rohre dauerte es noch vier Jahre, bis ich wieder arbeiten konnte.“ Das giftige Schwermetall wurde in dieser Zeit durch Medikamente langsam aus seinem Körper herausgespült.
Er fand wieder eine Anstellung in seinem Beruf, alles war wieder wie früher. Doch eine Idee ließ ihn einfach nicht los. „Als ich krank zu Hause war, hatte ich genügend Zeit, über die Gründung eines eigenen Betriebes nachzudenken“, berichtet er.
Im Jahr 2011 ließ er sich von der Industrie- und Handelskammer (IHK) beraten, und dann ging die Suche los. In ganz Deutschland kaufte er sich eine Saftpressanlage zusammen. Mit dabei auch eine Abfüllstation mit Etikettiermöglichkeit für Flaschen. Dann folgte die Suche nach einer geeigneten Halle.
Die war Anfang vorigen Jahres gefunden. „Es lief langsam an, aber durch Mundpropaganda kamen schnell immer mehr Kunden.“ Kühn nimmt nämlich auch kleine Mengen ab und verrechnet sie.
Für zehn Kilogramm Äpfel gibt es fünf Liter Saft unter Zuzahlung von 4,50 Euro. Sonst müssen 7,50 Euro bezahlt werden. Rund 300 Kunden nutzten das Angebot und brachten Obst aus Gärten und Wiesen. „Die beste Reife hat es, wenn es frisch vom Baum gefallen ist“, so der Experte. In seiner Presse werden nicht nur Äpfel verarbeitet. Auch Birnen und Quitten sind darunter. So können unterschiedliche Säfte kombiniert werden, wenn es gewünscht ist. „Im vorigen Jahr bin ich gestartet. Mit den Mischungen bin ich noch nicht so weit“, berichtet Kühn. „Im Herbst möchte ich das aber vertiefen, wenn es Nachfrage gibt.“
Zurzeit betreibt er seine Kelterei noch nebenbei, unterstützt wird er von seiner Frau, die auch den Verkauf im Büro übernommen hat. Noch gibt es nur Fünf-Liter-Boxen mit Saft aus Gärten und Obstwiesen aus dem Rhein-Sieg-Kreis. Flaschenabfüllung soll bald dazukommen.
Kelterei Andreas Kühn, Auelsweg 22, 53797 Lohmar, telefonische Informationen per Handy: 0162/ 631 23 58. Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag 10-13 und 15-18 Uhr, Samstag 9-13 Uhr.