Rhein-Sieg-KreisBiologische Station kämpft für den Erhalt der Mauereidechse

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Stets ein wachsamer Blick in die Umgebung: eine männliche Mauereidechse beim Sonnenbad

Stets ein wachsamer Blick in die Umgebung: eine männliche Mauereidechse beim Sonnenbad

Rhein-Sieg-Kreis – Viele Menschen und alle heimischen Eidechsen haben eine gemeinsame Leidenschaft: Sie sonnen sich gern. Dazu bracht es natürlich geeignete Plätze. Eidechsen schätzen nackte Felsen, die sich im Laufe eines Sonnentages langsam aufheizen und damit auch von unten wärmen. Diese gemütlichen Plätze aber werden immer rarer.

Die Biologische Station des Rhein-Sieg-Kreises nimmt nun an einem Naturschutzprojekt teil, das den Lebensraum dieser Reptilien untersucht und Schutzmaßnahmen vorschlägt. Konkret geht es um die Mauereidechsen. „Sie haben im Siebengebirge die Nordgrenze ihrer natürlichen Verbreitung“, berichtet Biologe Klaus Weddeling. „Auch in Troisdorf ist eine Kolonie dieser Art gefunden worden“, so der Mitarbeiter der Biostation. Wo genau die ist, möchte er nicht sagen, um die seltenen Tiere zu schützen.

Allochthone Arten sind ein neues Problem

Nach wie vor gebe es leider Menschen, die Tiere in der Natur fangen und in ein Terrarium setzen. Und dadurch könne ein neues Problem entstehen: „Wenn diese Tiere später einfach ausgesetzt werden, siedeln sie sich an Stellen an, die nicht ihre ursprüngliche Heimat sind“, so Weddeling. Die Forscher nennen dies allochthone Arten, also von Menschen eingeführte gebietsfremde Lebewesen. Sehr wahrscheinlich gehört auch die Troisdorfer Echsenkolonie dazu.

Seit dem Dezember 2010 beteiligt sich der Rhein-Sieg-Kreis am Projekt „chance7“. Zwischen dem Siebengebirge im Westen und der Gemeinde Windeck an der mittleren Sieg sollen auf einer Fläche von annähernd 11 400 Hektar bundesweit bedeutsame Lebensräume und Arten erhalten und gefördert werden. Und dazu gehört auch die Mauereidechse.

Mauereidechse kam mit den Römern in die Region

„Wir gehen davon aus, dass es nur einige hundert Exemplare von ihr im Kreis gibt“, berichtet Weddeling. Früher war das anders. Mit den Römern kam auch der Weinbau in die Region, und es entstanden Anbauflächen. Dort boten sich ideale Lebensräume für die Mauereidechsen in den unverfugten Mauern der Weinberge. Bei Gefahr konnten sie sich schnell zurückziehen und waren in Sicherheit.

Durch den Wandel in der Landwirtschaft werden diese Lebensräume immer seltener. „Viele steile Wiesen und Weinberge sind heute zugewachsen und früher sonnige Plätze jetzt verschattet“, so Weddeling. Wenn die Population an einer Stelle ausgestorben ist, dann ist es schwer, dass sie dort wieder neu auflebt. „Mauereidechsen sind nicht flächenmäßig verbreitet. Ihre Vorkommen sind zurzeit nur wenige kleine Inseln“, sagt Weddeling.

Deswegen fänden sie sich heute auch nicht an anderen Felsen nördlich des Ennerts zum Beispiel den Wolsbergen in Siegburg. Dort wäre theoretisch ein Lebensraum für sie. Auch am Michaelsberg, wo Wein angebaut worden sei, gab und gibt es keine Mauereidechsen. „Jungtiere bewegen sich in einem Radius von 500 Metern, um neue Lebensräume zu erkunden. Da sind Gebiete wie die Wolsberge und der Michaelsberg unerreichbar.“ Im Rahmen des Naturschutzprojekts wird katalogisiert, wo man Schutzmaßnahmen für die Eidechse ergreifen kann. Eine Ausbreitung der Mauereidechsen in einigen Jahrzehnten, vielleicht auch durch den Klimawandel bedingt, könne ermöglicht werden. „Das allerdings ist schwer vorauszusagen“, betont Weddeling.

Die häufigste Echsenart im Kreis ist die Blindschleiche. Sie ist auch in Wäldern zu finden. Oft zu sehen ist die Zauneidechse, die „vielleicht zu Tausenden“ in der Wahner Heide vorkommt. Auch Waldeidechsen leben im Kreis. Alle diese drei Arten sind in Deutschland auch weiter nördlich verbreitet, im Gegensatz zur Mauereidechse.

Das sind die in der Region verbreiteten Echsenarten

Blindschleiche

Blindschleiche_02_Foto_B._Thiesmeier

Eine Blindschleiche

- Männchen ganz leicht grün, Weibchen braun

- beinlose Eidechse, wirft den Schwanz bei Gefahr ab

- sehr weit verbreitete Art im Rhein-Sieg-Kreis, häufig anzutreffen

- wenig wärmeliebend

- lebendgebärend

Zauneidechse

Zauneidechse_Maennchen_Rodderberg_Mai_2014_8348_Weddelin

Ein Zauneidechse Männchen

- nach Europarecht streng geschützt FFH-Art (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie)

- wärmeliebend, zu finden in Böschungen, in Heiden wie zum Beispiel Wahner Heide, Siebengebirge, Siegtal

- braucht Versteckplätze unter Gebüsch

Waldeidechse

Waldeidechse_Wooldsches_Venn_Winterswijk_Sept_2016_P1080

Eine Waldeidechse

- lebendgebärend

- weniger wärmeliebend, braucht daher nur kleine Sonnenplätze

- im Rhein-Sieg-Kreis weit verbreitet, auf Waldlichtungen und Böschungen

- Männchen und Weibchen ähnlich gefärbt

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