65 BienenvölkerImkerin aus Sankt Augustin füllt 1000 Gläser Honig im Jahr ab

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Bienen sind ihre Leidenschaft und ihr Beruf: Insgesamt 65 Bienenvölker, davon elf in ihrem Garten, unterhält Imkerin Nicole Saturna aus Sankt Augustin.

Bienen sind ihre Leidenschaft und ihr Beruf: Insgesamt 65 Bienenvölker, davon elf in ihrem Garten, unterhält Imkerin Nicole Saturna aus Sankt Augustin.

Sankt Augustin – Bei Nicole Saturna dreht sich alles um das Wohl der Bienen. Dafür dringt die Imkerin aus Sankt Augustin auch schon mal in fremde Gärten ein.

„Die meisten Imker sind nicht reich, aber glücklich“, zitiert Nicole Saturna den Mann, der ihr vor mehr als 20 Jahren das Imkern beibrachte. Er hat Recht behalten.

65 Bienenvölker

Einen gut bezahlten Job als Statistikerin hat sie nach ihrem Uni-Abschluss ausgeschlagen. Dafür besitzt die 46 Jahre alte Imkerin heute 65 Bienenvölker – und ist von ihrer Arbeit immer noch begeistert. „Wer einmal damit anfängt, hört nie wieder auf. Es ist wie eine Sucht“, sagt sie lachend.

Auf ihrer Streuobstwiese in Sankt Augustin herrscht im Sommer reger Flugverkehr. In jedem der elf unscheinbaren Holzkästen lebt jeweils ein Bienenvolk mit bis zu 50 000 Insekten.

In einem Radius von maximal sechs Kilometern suchen die Tiere nach Blütennektar, Laussekreten und Speichel, um daraus Honig zu produzieren.

Über eine Art Tanz tauschen sie untereinander Informationen aus. Trotz der vielen Bewohner herrscht Ordnung in den Kästen, von denen jeder nur so groß ist wie ein Umzugskarton.

Nicole Saturna ist fasziniert vom sozialen Zusammenspiel in ihren Bienenvölkern.

Im Winter 7000 Tiere pro Volk

In der kalten Jahreszeit schrumpft die Population deutlich auf rund 7000 Tiere pro Volk. Diese heizen mit ihrer Körperwärme das Innere des Holzkastens, den Bienenstock, konstant auf 25 Grad, damit ihre Königin den Winter unbeschadet übersteht. Weil die Tiere in dieser Zeit von Honig leben, achtet Nicole Saturna sehr genau darauf, am Ende des Sommers nicht zu viel davon aus den Bienenstöcken zu entnehmen.

Rund 1000 Gläser Honig füllt die Imkerin jedes Jahr ab, nachdem sie ihn mit einer Zentrifuge aus den Waben geschleudert hat. Aber auch sonst gibt es im Herbst und Winter in ihrer kleinen Gartenwerkstatt genug zu tun.

Durch die Honigernte und die geringere Population im Winter brauchen die Völker weniger Platz.

Wie bei einem Baukasten kann Nicole Saturna nicht mehr benötigte Teile der Holzkästen entfernen. Sie säubert die leeren Rahmen und gewinnt aus den darin enthaltenen Waben Bienenwachs.

Außerdem stellt sie eine Lösung aus dem sogenannten Propolis her, einem Stoff, den die Bienen aus Harzen erzeugen, um kleine Löcher abzudichten. Es gilt als Naturheilmittel gegen Bakterien, Viren und Pilze.

Mit dem „Demeter“-Siegel zertifiziert

Als bisher einzige Imkerin im Rhein-Sieg-Kreis ist Nicole Saturna mit dem „Demeter“-Siegel zertifiziert. Sie verzichtet beispielsweise darauf, den Insekten durch vorgefertigte Waben vorzugeben, weniger männliche Bienen, sogenannte Drohnen, auszubrüten. „In der konventionellen Imkerei gelten zu viele Drohnen als unnütz, weil sie nur Honig essen, aber keinen erzeugen“, erläutert Nicole Saturna.

Sie ist überzeugt von einem biologischen, nachhaltigen Lebensstil mit Produkten aus der Region. Passenderweise betreibt ihr Mann einen Bio-Supermarkt in Hangelar. Wenn sich Nicole Saturna nicht gerade um ihre beiden Söhne oder ihre Bienen kümmert, hilft sie ihm bei der Arbeit dort.

Zum Studium nach Bonn

Für ihr Studium der Agrarwissenschaften zog es die Berlinerin vor 25 Jahren nach Bonn, weil nur hier der Schwerpunkt Bienenkunde angeboten wurde.

Es folgte ein Praktikum bei einem Imker in Bad Godesberg, von dem sie auch ihre ersten drei Völker bekam.

Heute leben in ihrem eigenen Garten elf, 54 weitere auf Flächen des Umweltamtes in Sankt Augustin, in einem Landschaftsschutzgebiet in der Nähe des Flugplatzes Hangelar und auf dem Gelände eines Bio-Bauern in Hennef.

So idyllisch das alles auch klingt: Wer imkern wolle, betont Saturna, trage Verantwortung.

„Wer wirklich an der Bienenzucht interessiert ist, sollte zumindest einen Imkerkurs besucht haben und Mitglied beim lokalen Imkerverein werden.“ Das Allerbeste sei, dort einen Imkerpaten zu finden.

Steigen im Mai die Temperaturen, wird es spannend für Nicole Saturna. Kräftige Völker haben eine neue Königin herangezüchtet, und die alte fliegt mit rund der Hälfte des alten Volks davon, um einen neuen Bienenstaat zu gründen.

Imker können das durch Stutzen der Flügel der Königin verhindern. Nicole Saturna tut das nicht, sondern verfolgt stattdessen ihre schwärmenden Völker.

Manchmal muss sie ihre Bienen auf fremden Grundstücken einsammeln, was ihr das Bürgerliche Gesetzbuch auch ausdrücklich erlaubt. Sie klingelt vorher, zumal viele Menschen Angst haben vor den großen Schwärmen.

Das sei völlig unbegründet, beteuert die Imkerin, schließlich hätten sie in dieser Situation keinen Honig zu verteidigen. Die eingefangenen Bienen siedelt die Imkerin in einem ihrer Holzkästen an. Ein neues Volk kann seine Arbeit aufnehmen.

Größte Gefahr für die Bienen ist der Mensch

Die größte Gefahr für die Bienen ist der Mensch. Vor allem Blütenarmut durch landwirtschaftliche Monokulturen und Pestizide machen den Insekten zu schaffen.

„Ein Imker kann gar nicht allein die Nahrung für Bienen anpflanzen. Die ganze Gesellschaft ist hier in der Verpflichtung“, sagt Imkerin Nicole Saturna. Sie fordert, den Einsatz von Spritzmitteln stark zu reduzieren und verstärkt traditionelle Weidepflanzen auf Blühflächen anzupflanzen.

Denn Bienen zählen zu den wichtigsten Pflanzenbestäubern unter den Insekten. Auch auf dem Balkon oder im Garten kann jeder den Bienen ein reichhaltiges Menü bieten.

Wichtig ist es, nur Pflanzen mit ungefüllten Blüten zu kaufen. Zierpflanzen werden teilweise extra so gezüchtet, dass die dekorativen großen Kronblätter die Staub- und Fruchtblätter einer Blüte ersetzen.

Hilfe bei der Auswahl können Mitarbeiter in einem Gartencenter und zahlreiche Initiativen im Internet geben. (jf)

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