„Luhmer Grietche“Fahrradtour entlang der verschwundenen Bahn

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Siegburg/Lohmar – Die kleinste Straße, eine verschwundene Bahn, Froschkonzerte und Minigolf: Diese Fahrradtour bietet viel Kurzweil und ist mit nur 14 Kilometern Länge auch ideal für Familien mit kleineren Kindern.

Wir starten gegenüber des Mühlentorplatzes in Siegburg. Dort liegt mit „Auf der Kälke“ die kleinste Straße der Kreisstadt. Eingezwängt zwischen den Häusern Mühlenstraße 39 und 41 steht hier noch ein eingemauertes Stück der alten Stadtmauer. Höchstens 15 Meter lang ist die Sackgasse mit dem türkischen Restaurant am Ende. Gegenüber am rechten Rand des Parkplatzes beginnt der Fahrradweg. Immer geradeaus führt er uns in einer großen Kurve um den Fuß des Michaelsbergs herum durch mehrere Drängelgitter bis zum Nordbahnhof.

Das historische Schmuckstück, einst wichtiger Haltepunkt des „Luhmer Grietche“ (siehe „Streckeninfos und Einkehrtipps“), wird seit Jahren restauriert. Hier soll ein Restaurant mit Außengastronomie entstehen. Auf der Kreuzung Nordstraße/Kronprinzenstraße liegt noch das Gleis (1435 mm, Normalspur) der früheren Aggertalbahn im gegossenen Asphalt.

Der Fahrradweg führt auf der alten Bahntrasse durch Siegburg, ab dem Ende der Straße Am Heckershof jedoch neben dem Bahndamm. Hier, im Wald zwischen Siegburg und Lohmar, liegt noch ein längeres Teil des einspurigen Schienenstrangs. Wir befinden uns übrigens auf dem Gebiet der Wahner Heide, das bis an die Lohmarer Hauptstraße reicht. Ein Schild rechts des Wegs informiert über den „Grünen Schatz im Ballungsraum“.

Streckeninfos und Einkehrtipps

Ein Teil unserer Strecke führt auf der Trasse beziehungsweise neben dem Damm der früheren Aggertalbahn entlang. Zwischen 1884 und 1954 verband die Bahnstrecke, im Volksmund „Luhmer Grietche“ genannt, Siegburg und Overath als Teilstück der Verbindung Köln-Olpe. Nach ersten Streckenstilllegungen 1954 endete 1988 der planmäßige Betrieb zwischen Siegburg und Lohmar, 1996 wurde der Verkehr endgültig eingestellt. Über die verbliebenen Restgleise der Aggertalbahn fahren allerdings bis heute nahezu täglich Züge von der Siegtalbahn zum Siegwerk.

In Siegburg erinnern noch das Gasthaus „An der Schranke“ und der alte Nordbahnhof an die Aggertalbahn. In Lohmar lediglich ein Schild an der Hauptstraße: „Alte Bahntrasse Lohmar-Siegburg“. Ein Stück Schienenstrang zieht sich noch vom Ende der Straße Am Heckershof (nahe Steinbahn) durch den Wald Richtung Lohmar bis kurz vor der Unterführung der A 3, außerdem in Lohmar zwischen Hauptstraße und Ziegelfeldweg. Die Schienen enden an der Einmündung Aggerstraße.

Nicht nur Kinder lieben Eis. Das Eiscafé an der Hauptstraße in Lohmar bietet sowohl Plätze drinnen als auch draußen auf dem Bürgersteig. Auf dem Rückweg ist ein Abstecher zur Waldeck-Stube möglich: von der Alten Lohmarer Straße auf die Straße Pützerau abbiegen. Am Ende liegt das Ausflugslokal auf dem Gelände eines Reiterhofs. Geöffnet hat es Donnerstag und Freitag ab 17 Uhr, am Wochenende ab 13 Uhr.

Die Minigolfanlage im Donrather Dreieck ist montags bis freitags ab 15 Uhr, samstags, sonntags und feiertags ab 11 Uhr geöffnet. Schließzeiten je nach Witterung. (coh)

Über dem Weg ein grünes Dach aus Blättern und Ästen, rechts ertönt ein Froschkonzert, Totholz ragt malerisch aus dem Tümpel. Links immer wieder weiße Warnschilder: „Militärischer Bereich“. Der Schienenstrang endet. Die Räder rattern über einen Wildrost, wir unterqueren zunächst die Bundesstraße 56, dann die Autobahn 3, treffen auf die Hauptstraße und folgen zunächst dem kombinierten Geh- und Radweg bis zur Ampel. Linkerhand liegt das letzte kurze Gleisstück des „Luhmer Grietche“, bis auf ein einziges Hinweisschild findet sich leider am ganzen Weg keine Information über die verschwundene Bahn.

An der Ampel überqueren wir die Straße, für Radfahrer gibt es einen markierten Streifen auf der Fahrbahn. Links liegen die großen Firmen Walterscheid, GKN, Eaton und Emitec. Im Ort auf der rechten Seite passieren wir die in einem kleinen Park gelegene Villa Therese und stoppen 20 Meter weiter an einem witzigen Denkmal vor der Villa Friedlinde direkt an der Saugasse, einer Station des Lohmarer Kulturpfades. Durch diese Gasse trieben die Lohmarer vor fast 900 Jahren ihre Schweine in den sogenannten Erbenwald, die offizielle Erlaubnis von König Konrad III. stammt aus dem Jahr 1144, ist auf einer Tafel zu lesen.

Auf dem Weg zum Minigolfplatz am Donrather Dreieck bietet sich an der Eisdiele ein Stopp an.

Vorbei am Reiterhof in den Wald

Der Rückweg Richtung Siegburg führt dann ein kurzes Stück wieder an der Hauptstraße entlang, dann nach links in die Mühlenweg, weiter auf der Bachstraße und auf der Alten Lohmarer Straße vorbei an einem Reiterhof wieder in den Wald. Diese Straße war die einzige Verbindung zwischen den beiden Orten, bis 1845 die „Beuel-Overather-Chaussee“, die heutige Hauptstraße, gebaut wurde. So steht es auf einer Kulturpfad-Tafel hinter der Schranke am Fischteich.

Der Weg führt nun immer geradeaus wieder unter der Autobahn und der B 56 bis nach Siegburg. Hinter der „Hit-Zentrale“ (Firma Dohle) biegen wir rechts ab in die Adalbert-Stifter-Straße, dann links auf die Straße „Broichshäuschen“, überqueren die Aulgasse, fahren 30 Meter nach rechts auf dem Radweg und biegen nach links ab in den Wald.

Hier liegt am Weg ein schöner Spielplatz – ideal für eine letzte Pause, bevor wir dann 50 Meter weiter wieder nach links auf die alte Bahntrasse abbiegen und zum Ausgangsort zurückfahren.

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