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Beisetzung in SiegburgLetzte Ruhestätte für Abt des Benediktinerklosters

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In Siegburg wurde am Samstag der letzte Abt des Benediktinerklosters, Placidus Mittler, auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.

In Siegburg wurde am Samstag der letzte Abt des Benediktinerklosters, Placidus Mittler, auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.

Siegburg – Abschiednehmen und loslassen,das stand als bestimmender Gedanke über der Trauerfeier für den am 26. Februar im Alter von 87 Jahren gestorbenen Altabt Placidus Mittler. Viele Bürger hatten am Samstag den Michaelsberg bestiegen, um in der Klosterkirche das Requiem für den letzten Benediktiner und ehemaligen Pfarrer und Seelsorger von St. Servatius zu feiern. Dass sie nicht nur Abschied von dem Mönch nahmen, der 30 Jahre lang die Abtei leitete, sondern Abschied von einem Teil Siegburger Geschichte, war den Trauergästen, von denen viele in der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche stehen mussten, wohl allen schmerzlich bewusst. „Das war es jetzt mit den Benediktinern auf dem Michaelsberg“, sagte ein Siegburger am Rande der Feier.

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In bester Gesellschaft neben Abt Ildefons Schulte Strathaus und Abt Hermann Renzel von Merkelbeek fand Placidus Mittler seine letzte Ruhestätte – auf dem Klosterfriedhof und dem Michaelsberg, so wie er es sich gewünscht hatte.

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Sein Grab am Kopf des Friedhofs neben dem großen Kreuz war die letzte freie Stelle auf dem Gottesacker, auf dem auch Mittlers leiblicher Bruder, Pater Mauritius begraben ist, der im Juli 2013 starb.

Mit der Wiederbesiedlung der Abtei 1914 wurde der kleine Friedhof, den die Mönche „Garten der Stille“ nannten, angelegt – unterhalb der Stützmauern der Abtei, dort, wo derzeit der Anbau für das Katholisch-Soziale Institut entsteht. In der alten Abtei vor der Säkularisierung 1803 unter Napoleon, wurden die Stiftherren überlicherweise in der Krypta beigesetzt.

Weil die Abtei von Benediktinern aus dem niederländischen Merkelbeek wiederbesiedelt wurde, fand auch dessen Abt Renzel seine letzte Ruhestätte auf dem Michaelsberg. Er sei damals die treibende Kraft der Wiederbesiedlung gewesen, heißt es in den Siegburger Blättern, die Stadtarchivarin Dr. Andrea Korte-Böger herausgibt.

Um den Wiederaufbau der Abtei nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich indes Ildefons Schulte Strathaus verdient gemacht wie letztlich auch sein Nachfolger Placidus. (gw)

„Wie ein Schlussstein“

Auch Abt Friedhelm Tissen von der Benediktinerabtei Kornelimünster, der Hauptzelebrant der Feier, bei der der Siegburger Schubertbund sang, sagte: „Placidus ist zurückgekehrt in die Kirche der Abtei und wird als letzter Mönch auf dem Klosterfriedhof begraben. Wie ein Schlussstein passt alles zusammen. Heute ist die Abtei wieder eine Baustelle, genau wie damals, als er auf dem Michaelsberg kam.“

1948 war der in Oberkassel geborene Placidus Mittler in den Benediktinerorden in Siegburg eingetreten, die im Krieg schwer beschädigt worden war. Der 20 Jahre dauernde Wiederaufbau und die umfassende Restaurierung der Abtei, in deren Kirche er 1954 zum Priester geweiht worden war, lagen dem universal gebildeten Benediktiner immer am Herzen. Nicht zuletzt für dieses Engagement wurde ihm 1998 die Ehrenbürgerwürde verliehen. „Er wusste sich von Gott berufen und fand auf dem Michaelsberg eine neue Heimat“, charakterisierte Abtpräses Bruno Marin aus Rom Placidus in einem Schreiben, das Abt Friedhelm der Trauergemeinde vorlas.

Zugreisen, Musik, Michaelsberg

Er selber, so der Abt von Kornelimünster, verbinde drei Bilder mit seinem Benediktinerbruder, der 1970 zum Abt in Siegburg gewählt wurde: Zugreisen („Er liebte Züge, kannte nahezu alle Verbindungen auswendig und war stolz, als Siegburg den ICE bekam.“), die Musik („Er sang gerne und laut!“) und den Michaelsberg, auf den seine sterblichen Überreste jetzt zurückkehren . „Er selbst, glaube ich, er ist schon längst bei Gott und freut sich, dass so viele Menschen zu seiner Verabschiedung gekommen sind.“

Dankbar sei er für alles, was Altabt Placidus gegeben habe. „Vergeben wir ihm, wenn es einmal im Gebälk knirschte. Das ist menschlich.“

Placidus’ Nähe zu den Menschen, insbesondere in seinen 13 Jahren als Pfarrer und Seelsorger von St. Servatius, betonte auch Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn. Er charakterisierte den Altabt als „mutigen Menschen von Ethos und aufrichtiger Pflichterfüllung“, der durch Geradlinigkeit und konsequente Haltung beeindruckte.

„Er hat immer offen und mutig seinen Standpunkt vertreten.“

Nicht jedem habe sein Wesen gelegen, aber „das war nichts anderes als Standfestigkeit. Er hat immer offen und mutig seinen Standpunkt vertreten.“ Für manche sei das unbequem gewesen, dass er „Klartext auch in den eigenen Reihen“ gesprochen, die Unbeweglichkeit mancher Christen kritisiert habe. „Heile Welt, das war nichts für ihn.“ Dennoch, so Huhn, habe Placidus Mittler immer das „Verbindende in den Vordergrund gerückt, nicht das Trennende“.

Das, betonte Thomas Jablonka, neuer Kreisdechant und Pfarrer von St. Servatius, solle den Siegburgern ein Ansporn sein, „für die Zukunft zu denken und zu handeln. Es liegt an uns, das zu erhalten und spürbar zu beleben, was die Benediktiner bewirkt haben.“

Begleitet vom Geläut der Siegburger Kirchenglocken zog die von der Schützenbruderschaft St. Servatius flankierte Trauergemeinde über den Michaelsberg auf den Klosterfriedhof, wo Placidus Mittler zur Ruhe gebettet wurde. Auf seinem letzten Weg wurde der Altabt begleitet vom neue Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser, von Prior Pater Antony Kavungavalappil aus der Gemeinschaft der Unbeschuhten Karmeliten sowie vom Delegierten des römischen Abtpräses, Pater Albert Altenähr aus Kornelimünster, der die Siegburger Abtei während ihrer Auflösung praktisch geleitet hatte und Bonifazius Müller, ehemaliger Bruder der Abtei und heute Pfarrer in Wahlscheid.

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