Neue Farbe für die Abtei„Das Rot passt nicht zum schwarzen Siegburg“

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Siegburg – Kompliment an die Farbkommission des Erzbistums! Mit ihrer Entscheidung für ein Gelb, ein ganz spezielles, auf den Michaelsberg abgestimmtes Gelb, hat sie offensichtlich exakt ins Schwarze getroffen. Nicht alle, aber eine deutliche Mehrheit derer, die unserem Aufruf in der Samstagausgabe gefolgt sind und ihre Vorstellungen von einem neuen Kleid für den Michaelsberg unterbreitet haben, plädieren für Gelb.

„Seit vielen Jahren aus vielen Richtungen“ sei die Abtei in ihrem dezenten Gelb zu erkennen: „Diese Farbe gehört einfach zu unserer Abtei“, schreibt Ernestine Witte aus Windeck-Dattenfeld und lehnt die in unserer Glosse als Alternativen vorgeschlagen Farben ab. Grün sei „sehr unschön“ und beiße sich mit dem Grün der Bäume, und: „Das Rot passt nicht zum schwarzen Siegburg.“

Befremden bei anderen Tönen

Der dezente Hinweis auf die in der Siegburger Kommunalpolitik vorherrschende Farbe lässt aufhorchen. Denn sollte das ein Kriterium fürs neue Kleid der Abtei sein, dürften sich die Schwarz-Gelben schon mal freudig die Hände reiben.

Ein sanftes Gelb, wie es hier beim Richtfest des KSI in der Sonne leuchtet, gehört auch in Zukunft zur Abtei auf dem Michaelsberg. Das findet eine deutliche Mehrheit von Lesern.

Ein sanftes Gelb, wie es hier beim Richtfest des KSI in der Sonne leuchtet, gehört auch in Zukunft zur Abtei auf dem Michaelsberg. Das findet eine deutliche Mehrheit von Lesern.

Zumal auch Hermann-Josef und Doris Schmitz aus Much Gelb bevorzugen. „Seit unserem Gedenken“ , so die 75-Jährigen, „kennen wir den Michaelsberg in der bisherigen gelben Farbe, die weit und breit leuchtend zu sehen ist“. Andere Farben empfinden die Eheleute als „sehr befremdend“ und wünschen sich deshalb auch in Zukunft das „individuelle Gelb“, auch wenn’s in diesem Jahr out sei. „Für mich gibt es nur das Neugelb.

Bei einer anderen Farbe würde ich mich in eine fremde Stadt versetzt fühlen“, fürchtet Josef Meis. Ebenso reihen sich Friedrich Josef und Rosemarie Vogel aus Troisdorf und Manfred Putzka aus Siegburg in die Gelb-Fraktion ein. Vom Neugelb ist auch Fred Müller überzeugt: „Eine gelbes Gebäude auf einem grünen Hügel ist eine optimale Farbkombination.“ Bei diesem Kontrast sei die Abtei bei allen Wetterlagen am besten zu erkennen, meint er und hatte bei seiner Entscheidung auch den Aspekt Nachhaltigkeit im Hinterkopf: Sollte die Farbe nach längerer Zeit verblassen, falle das bei hellen Tönen „am wenigsten auf“, gibt er zu bedenken.

In der Tat: Die Liebhaber des Michaelsbergs geben sich traditionsbewusst. Nur Birgit Gutenkunst aus Hennef ist da etwas mutiger. Zwar plädiert auch sie für das Neugelb der Kommission, aber den Kirchturm würde sie gerne farblich hervorheben. Sie denkt da an Kardinalrot, um der „ehemaligen Bestimmung“ der Abtei „Tribut zu zollen“. Einfach nur „scheußlich“ empfindet sie hingegen das vorgeschlagene Grün, das zudem in der „grünen Umgebung“ gar nicht zur Geltung komme.

Maria Weber aus Ruppichteroth setzt da noch eins drauf: Sie nennt alle von uns vorgeschlagenen Farben „bonbonhaft“. Das Gelb, relativiert sie, sei zwar nett, „aber eben ein abgetragenes Kleid“. Für ihren Vorschlag hat sie sich die RAL-Farbtabelle vorgeknöpft. Das Institut, das sein Kürzel von dem in der Weimarer Republik gegründeten „Reichs-Ausschuss für Lieferbedingungen“ geerbt hat, bietet 1625 Farbtöne allein in der „Design“-Kollektion. Maria Weber empfiehlt RAL 1000 – ein Grünbeige. Der Ton bleibe „naturhaft“, passe sich der natürlichen Umgebung an und vermittele in seiner Symbolkraft „einen leisen Hauch von Hoffnung, von der Kraft des Neubeginns“ auf dem Michaelsberg.

Bei RAL ist offensichtlich auch Marlies Schmitz aus Eitorf fündig geworden. Ihr fehlt bei den bisherigen Vorschlägen „eine künstlerische Idee“ wie beim Gerhard-Richter-Fenster im Kölner Dom, das sie als Ausdruck „für die Menschen in unserer Zeit, in ihrer Vielfalt“ interpretiert. So will die Eitorferin die Fassade „sehr hellgelb“ streichen, um die „Strahlkraft“ des Katholisch-Sozialen Instituts (KSI) zu symbolisieren. Die Fenstereinrahmungen kann sie sich königsblau vorstellen in Anlehnung an die KSI-Farben. Und „immer wieder“ will sie die Fassade „mit vielfältigen Kombinationen anderer Farben bereichern“ – Rot, Blau. Grün, Orange, Lila... So könne aus der Ferne und aus der Nähe ein „offener, menscheneinnehmender, freundlicher Kirchenausdruck“ wahrgenommen werden.

Elegantes Grau

Wem das zu bunt ist, kann sich vielleicht mit dem Vorschlag von Monika Tillich aus Niederkassel anfreunden. „Es muss nicht immer farbig sein“, meint sie und empfiehlt: „Wie wäre es mit einem hellen Grau?“ Das sehe bei großen Gebäuden „sehr elegant aus“, fügt sie hinzu. Grau könnte allerdings das finale Argument für die Farbenspielerei sein. Ist es aber nicht.

Denn Dagmar Kottek bringt als dessen ehemalige Mitarbeiterin das „Traditionsunternehmen Siegwerk Druckfarben“ ins Spiel, das ebenso deutlich das Stadtbild von Siegburg präge wie die Abtei.

Sie persönlich favorisiert zwar ein gedecktes Rot mit weißen Fenstern, „das würde wunderbar mit den Grüntönen des Bergs harmonieren“ und wäre von weitem „sicherlich eine Augenweide für die Siegburger und alle Besucher der Stadt“. Zudem würde eine andere Farbgebung der Abtei auch „optisch ein neues anderes Leben einhauchen“.

Doch will Kottek nicht allein ihrem persönlichen Geschmack vertrauen. Sie empfiehlt eine „Kontaktaufnahme“ mit dem Siegwerk: „Dort sitzen die Farbexperten schlechthin.“

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