Abo

SiegburgFrauen tauschten sich darüber aus, warum Frauen ein Kopftuch tragen

Lesezeit 3 Minuten

Siegburg – Ihr tiefschwarzes Tuch hat Renda (37) fest um den Kopf gewickelt, und zur Feier des Tages ihren leuchtend roten Lippenstift aufgelegt. Mit und ohne Kopftuch findet sie sich schön, sagt die Mutter von fünf Kindern. Als sie heiratete, entschied sie sich für den „Hijab“, so heißt das Stück Stoff auf Arabisch, das muslimische Frauen aus unterschiedlichsten Gründen tragen.

Weibliche Reize bedecken, Wertvorstellungen des Islam gerecht werden, aus modischen Gründen oder als Accessoire? Im evangelischen Zentrum für Diakonie und Bildung war die Frage nach dem „Warum“ eine Herzensangelegenheit. „Mein Kopftuch – Dein Kopftuch – Kein Kopftuch“ – unter diesem Titel hatten Katrin Wüst, Andrea Eisele und Birgit Binte-Wingen an die Ringstraße eingeladen, und es kamen viele: viele mit Kopftuch und ohne eine Hand voll.

„Es gehört zu mir, ich fühle mich vollständig damit.“ So selbstbewusst wie selbstverständlich geht Cian (37) an das Thema heran. Gleichwohl verzichtet die junge Muslima in ihrem Alltag darauf: „Ich trage es freiwillig, wann und wo ich will.“ Nur beim Beten lege sie es an, „nein, ohne geht das nicht“. Die anderen Frauen an der großen Kaffeetafel nickten und lachten zustimmend. Die Runde zeigte sich aufgeschlossen.

Das Bedürfnis für Erklärungen, warum das Verhüllen der Haare wichtig ist oder eben nicht, scheint groß. Beim Näh- und Handarbeitstreffen war die Idee entstanden, wie Gastgeberin Wüst erklärte: „Wir wollten zum Austausch über verschiedene Formen, je nach Herkunft, Anlass und Religion einladen, und dazu verschiedene Styles selbst auszuprobieren.“

„Es macht mich sicher“, erklärte die 26-jährige Ala aus Syrien. Sie sei mit dem Kopftuch aufgewachsen, trägt es seit 20 Jahren täglich als äußeres Zeichen ihres Bekenntnisses zu ihrer Religion, zum Islam, „ich habe meine Sicherheit und meine Ruhe gefunden“. Mitgebracht hatte sie auch ganz pragmatische Fragen: „Warum fällt es vielen schwer, das zu akzeptieren?“

Nicht ganz leicht ist es für eine junge, quirlige Frau, deren Name ungenannt bleiben soll. Sie trage „es“ ihrem Mann zuliebe, sagt sie, „und gar nicht aus Überzeugung“. Mit diesen Worten löst sie ihr Tuch, und schüttelt die dicke wallende Mähne. Für eine andere, die nicht genannt werden will, ist die religiöse Überzeugung wichtig, die gehöre unbedingt dazu.

Als Mala (37) vor zwei Jahren aus Syrien nach Deutschland kam, legte sie ihr Tuch ab. „Man hat mir gesagt, dass ich dann weniger Probleme haben würde“, sagt sie, „das sei besser für die Integration.“ Es sollte anders kommen, der Verzicht brachte keine Vorteile. Heute trägt die junge Mutter den Hijab wieder. Eine Frage, die Nicole Iven aus Siegburg weniger umtreibt.

Sie will Wickeltechniken kennenlernen, und – wie Andrea Eisele vom Evangelischen Kirchenkreis an Sieg und Rhein, ihre beiden Töchter sowie Sozialarbeiterin Birgit Binte-Wingen – selbst ausprobieren. Gleichwohl, so Iven, finde sie die Vollverschleierung schlimm, „das lehne ich ab“.

Riesigen Spaß hatten die deutschen Christinnen, als die Frauen ihnen den „Hijab“ banden, mit bunten Mustern oder einfarbigen Varianten, mit und ohne Unterhaube. Beim anschließenden Fotoshooting mit der Fotografin Alexandra Bosbeer ließen sich die meisten ablichten. Die so entstandenen Porträts sollen Anfang Dezember in einer Ausstellung zu sehen sein.

KStA abonnieren