Stadtmuseum SiegburgGanz ohne jeden Schnörkel – Detlef Beer stellt aus

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Detlef Beer hat seine Malereien und Zeichnungen unter dem Titel „Rot“ im Stadtmuseum inszeniert.

Detlef Beer hat seine Malereien und Zeichnungen unter dem Titel „Rot“ im Stadtmuseum inszeniert.

Siegburg – Schnörkel sind nicht die Sache von Detlef Beer. Klare Formen, klare Farbe, klarer Titel: „Rot“. Der Bonner Maler zeigt seine neuen Arbeiten jetzt in der Wechselausstellung des Stadtmuseums.

Im hellen Raum der Bel Etage wirken die großen Formate sehr suggestiv. Die Ölfarbe im Signalton – genau handelt es sich um Kadmiumrot hell – wird von keinem anderen Farbton relativiert. Die weißen Leinwände sind mit grauen, wellenförmigen Schlieren belegt, darauf sitzt die Form: Kreis, Keule oder Kreissegment, „rot, rund und exakt“, so der Künstler.

Trotz geometrischer Präzision geht es Beer nicht um „leeren Formalismus“, die Stilrichtung des Hard Edge hält er für eine „Sackgasse“. Dagegen setzt er die Synthese von Geo und Informel, das Zusammenspiel freihändiger Malerei (im Hintergrund) und Formsetzung mit der Schablone. Der Betrachter, der durch die Museumsetage spaziert, wird darüber hinaus die formale Ebene der Gesamtausstellung entdecken. Detlef Beer hat die Bilder so gehangen, dass es deutlich wird: Die kadmiumroten Elemente sitzen nicht nur exakt auf der Mittelachse jeder Leinwand, sie sind auch auf einer Höhe platziert, man könnte eine gerade Linie über alle Wände ziehen. Und das eigens für Siegburg entstandene Bild – wie alle „ohne Titel“ – ist senkrecht geteilt und in einer Ecke angebracht, um die Raumwirkung noch zu stärken. So ganz ohne Formalismus geht es hier doch nicht. Aber mit Witz: Ein kleines Beer-Rot überrascht knapp über der Fußleiste.

Und dann gibt es noch das Negativ, in diesem Fall der weiße Kreis, aber dann im roten Rahmen. Der Mann malt noch selbst, ohne Hilfe von Angestellten; Detlef Beer setzt aufs eigene Handwerk, spannt die Leinwände auf, grundiert sie, füllt die Formen lasierend mit Rot. Die Farbfläche ist dann nicht glatt und opak, sondern lebendig. Und selbst kleine Schäden an der Museumswand überpinselt der Künstler eigenhändig mit weißer Farbe. „Rot“ ist die dritte Phase in seiner Werkgeschichte, die mit Gelb begann und über Blau führte.

Dass er der Ausstellung auch einige Zeichnungen beigegeben hat, ist ein Gewinn: Auf dem Papier entstehen die roten Kreise und Ellipsen, die Rahmenformen und geometrischen Konstruktionen mit dem Pigment-Liner.

Aus den feinen Faserstiften fließt lichtechte Tusche im bekannten Rotton. Bei diesen Arbeiten experimentiert Beer mit Binnenstrukturen, die der Fläche noch mehr eigenständigen Charakter geben, und mit Effekten, die räumliche Wahrnehmung variieren.

Detlef Beer: Rot, Stadtmuseum am Markt, bis 19. Juni. Eröffnung am Sonntag, 17. April, um 11.30 Uhr.

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